Defensiv-Derby mit bitterer Schlusssekunde

Category News Date 2024-10-06 ratiopharm ulm vs. MHP RIESEN Ludwigsburg 63:62

Einmal mehr viel Verantwortung geschultert, einmal mehr vorangegangen: Justin Simon wird erneut Ludwigsburger Topscorer und Toprebounder. Foto: Sascha Walther / Eibner.   

Die MHP RIESEN Ludwigsburg verlieren ein defensivgeprägtes Schwaben-Derby in (Neu-)Ulm 62:63. Vor fast ausverkauftem Haus und 5.773 Zuschauern, rund 150 davon mit gelb-schwarzem Herz, starten die Barockstädter exzellent und präsentieren sich insgesamt stark in der Verteidigung. Der Start des dritten Viertels, als Ulm einen 10:0-Lauf aufs Parkett legt und die Schlusssekunden, als Justin Simon den siegbringenden Wurf gleich doppelt vergibt, geben am Ende den Ausschlag.

Das mit Spannung erwartete Schwaben-Derby hielt bereits vor Beginn, was es versprach: Zwei absolut Fan-Lager, beste Stimmung und Laune sorgte für einen würdigen Rahmen, den Ludwigsburg direkt füllte. Ohne Mittwochsdebütant Julis Baumer, dafür aber wieder mit Kevin Cross Jr. im Aufgebot starteten die MHP RIESEN treffsicher und gut. Jacob Patrick, Yorman Polas Bartolo und Brandon Tischler waren dafür verantwortlich (4:11, 5. Spielminute). In den folgenden Minuten wurde Ulm, dass sich etwas überrumpelt von der Ludwigsburger Herangehensweise zeigte, aber etwas robuster, was die Partie für Defensifanatiker sehr ansehnlich, für alle anderen eher ruppig erschienen ließ. Immerhin: Patrick traf einen weiteren Dreier, der das Viertel beendete und zehn Minuten nach RIESEN-Gusto würdig abschloss (12:19, 10.).

Auch im zweiten Viertel und den insgesamt kompletten ersten zwanzig Minuten hielt die gelb-schwarze Führung. Noa Essengue musste mit zwei Fouls früh raus, Justin Simon, der einmal mehr alle verfügbare Verantwortung zu schultern versuchte, sorgte per Dunk derweil für noch mehr Schwung (14:23, 11.). Erst dann und nach einer Ty-Harrelson-Ansprache fanden die Ulmer etwas in die Spur und sollten es auch bleiben. Ezra Mañjon und Philipp Herkenhoff lieferten sich kurzzeitig ein Stellvertreterduell, dass mehr und mehr in Richtung der Donaustädter zu kippen drohte. Ludwigsburg war omnipräsent, verpasste es aber, sich selbst in der Offensive zu belohnen, sodass es weiterhin die Verteidigung und der Einsatz waren, der die Barockstädter in Front hielt – auch wenn der Ulmer Atem im Nacken schon spürbar war und zu viele knappe Situationen zu RIESEN-Ungunsten endeten (34:37, 20.).

Maximal schwacher Start sorgt für Momentum-Shift

Im Anschluss an die Halbzeitpause waren es erneut die Ulmer, die Akzente setzen. Die Hausherren erlebten hier ihre beste Phase der Partie, überzeugten im Angriff und durch einen 12:0-Lauf, der das Geschehen auf den Kopf stellte (46:37, 25.) und Patrick zur unmittelbar aufeinanderfolgenden Seitenlinien-Ansprache zwang. Generell waren es in dieser Phase die Guards Ben Saraf, Justinian Jessup und Alfonso Plummer, die für Ulm die Akzente setzten und gemeinsam mit dem generell starken Nelson Weidemann dominierten. Ludwigsburg fand nur sehr zögerlich und aufgrund geringer Trefferquoten in der Offensive langsam wieder rein. Doch Simon und Co. durchbrachen den orange-schwarz-weißen Rhythmus erfolgreich. Die MHP RIESEN ließen die Partie wieder zum Kampf-Spiel werden, was sich zeitweise auch in einen Krampf steigerte – generell aber auch nach gelb-schwarzem Gusto war. Einzig der Wurf von jenseits der 6,75-Meter-Linie sollte nicht fallen. Unter anderem Mañjon und Simon vergaben aus der Distanz, sodass das Geschehen nicht noch ein weiteres Mal kippte (49:44, 30.).

Der angestrebte Ausgleichstreffer sollte nach Korberfolgen hüben wie drüben und trotz einem technischen Foul gegen AJ Pacher III gelingen: Steal- und Fastbreak-Punkte von Brandon Tischler und Polas Bartolo sowie ein Dreier von Jacob Patrick ließen die Ulmer ins Grübeln kommen (53:53). Doch die Grübelei war eher der RIESEN-Verteidigung geschuldet als dem Angriff. Hier mühten sich die Gäste in der zweiten Halbzeit vergeblich, hatten weder Rhythmus noch Fortuna auf ihrer Seite. Die zahlreichen Unterbrechungen in der Crunchtime, aufgrund einiger Schiedsrichter-Überprüfungen und diverser Foulspiele, halfen bei diesem Unterfangen nicht wirklich.  Viel eher traf Ulm erneut die etwas zielgerichteteren Entscheidungen, kam etwas besser zum Korb, griff etwas beherzter zu. 50:50-Situationen und die Führung gingen an Ulm, die sie sich nicht mehr hergaben – in den letzten Sekunden aber mit maximal viel Glück erlebten: Simon ging bei zwei verbleibenden Sekunden auf der Wurfuhr für drei Freiwürfe an die Linie, verwandelte zwei und verpasste sowohl den ausgleichbringenden Freiwurf als auch – und das herzzerreißend – den siegbringenden Jumper.

Während die Hausherren entsprechend begeistert feierten, blieb den MHP RIESEN nur Anerkennung für eine starke Defensiv- und Frust über eine ausbaufähige Offensivleistung übrig, der nun schnellstmöglich verarbeitet und dann weiter adaptiert werden soll. Dafür gibt’s in der kommenden Woche einen etwas leereren Spielplan, dafür aber gleich zwei Heimspiele auf der Agenda. Am Dienstag (08.10.; 19:30 Uhr) gastieren die Caledonia Gladiators zum Auftakt des FIBA Europe Cups in der MHPArena, am Sonntag (13.10.; 16:30 Uhr) steigt an selber Stelle das Pokal-Achtelfinale gegen den SYNTAINCIS MBC.

Stats

Für Ulm spielten: Isaiah Roby 11 Punkte / 7 Rebounds, Philipp Herkenhoff 9 / 7, Nelson Weidemann 8, Ben Saraf 6, Alfonso Plummer 6, Thomas Klepeisz 5, Justinian Jessup 5 / 6, Tobias Jensen 4, Noa Essengue 4, Marcio Santos 3, Alec Anigbata 2 und Nicolas Bretzel.

Für Ludwigsburg spielten: Justin Simon 15 Punkte / 9 Rebounds, Ezra Mañjon 11, Jacob Patrick 8, Yorman Polas Bartolo 8, Brandon Tischler 7, Joel Scott 6 / 7, AJ Pacher III 5, Hunter Maldonado 2 / 6, Jonas Wohlfarth-Bottermann, Kevin Cross Jr., Johannes Patrick und Dominykas Pleta.

Statements

John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg
"Gratulation an Ty [Harrelson] und die Ulmer Mannschaft. Sie waren ein Tick besser, haben gerade bei den Rebounds viele 50:50-Bälle geholt, was mich ärgert… Dennoch: Ich bin stolz, wie wir nach dem Spielplan in dieser Woche – Montag, Mittwoch und heute – gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt haben. Wir hatten heute unsere Chance, haben aber zu viele Korbleger verlegt, sich die 50:50-Bälle geholt. Beide Mannschaften waren nicht so scharf von der Linie [Ulm: 36 3P% | Ludwigsburg: 27 3P%]. In einem solchen Spiel, mit einer solchen, defensiven Intensität, geht das aber natürlich auf und in die Beine – das erwarten wir gewissermaßen. Dennoch: Ich bin stolz. Wir haben heute gegen eine sehr gute Mannschaft verloren."
Ty Harrelson | Headcoach ratiopharm ulm
"Zunächst denke ich an unser PreSeason-Spiel, das wir in Ludwigsburg hatten, das ebenfalls mit nur einem Punkt Differenz [68:69] entschieden wurde. Coach [John] Patrick macht eine solch‘ gute Arbeit. Sein Team hat eine solche Intensität und entfacht einen solch defensiven Druck. Dagegen anzukommen ist schwer. Wir hatten heute viel mehr Turnover als ich mir das vorstelle und möchte. Zudem haben beide Teams viele Freiwürfe verlegt […]. Am Ende des Tages bin ich glücklich über den Sieg. Beide Mannschaften sind jung. Wir sind ‚upgesteppt‘ in der Crunchtime. Wir sind zwar nicht gut gestartet, haben uns im zweiten Viertel dann aber gefangen. Das dritte Viertel war besonders gut und für mein Empfinden der Schlüssel zum Sieg. Wir stehen nun bei einer 3:0-Bilanz in der easyCredit BBL – ich freue mich aufs nächste Spiel."
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