Jarred Ogungbemi-Jackson ist erst seit einer Woche in Ludwigsburg, etablierte sich mit einer guten Leistung gegen Dijon und einer sehr guten gegen Bonn in der RIESEN-Rotation. Foto: Sascha Walther / Eibner.
Von Bonn ging es nach Frankfurt, von dort nach Glasgow und dann noch einmal nach East Kilbride: Die zweiteilige Auswärtsreise der MHP RIESEN Ludwigsburg findet direkt am Mittwoch (30.10.; 20:30 Uhr) in Großbritannien ihre Fortsetzung. Im vierten Gruppenspiel möchten die Schwaben den fünften Sieg in Serie feiern und mit diesem einen großen Schritt in Richtung Top-16 des FIBA Europe Cups machen.
Drei Wochen nach dem Hin- und 46 Stunden nach dem Bonn-Spiel steht für die MHP RIESEN Ludwigsburg das erneute Aufeinandertreffen mit den Caledonia Gladiators an. Die internationale Rückrunde der ersten Gruppenphase im FIBA Europe Cup beginnt gegen den Gegner, gegen den die Schwaben den Wettbewerb Anfang Oktober eröffneten. Beim Duell in der MHPArena agierten beide Mannschaften unterhalb ihrer Möglichkeiten, was insgesamt eher die Schotten frustrierte – sie waren beim 86:62-Erfolg der Ludwigsburger chancenlos.
Die Überforderung im erstmaligen Duell mit der intensiven, gelb-schwarzen Verteidigung dürfte beim zweiten Duell nun etwas geringer und der wichtigste Mann, Nationalspieler Patrick Whelan, mit dabei sein. Der 28-Jährige kam in der Barockstadt nur zu einem Kurzeinsatz, feierte erst in der Vorwoche im Kosovo sein Comeback; In Mitrovica war er mit 17 Punkten, 6 Assists und 4 Rebounds direkt der beste Spieler, bejubelte schlussendlich einen knappen 80:76-Erfolg gegen KB Trepça.
Dieser wurde, obwohl das Weiterkommen weiterhin eher unwahrscheinlich ist, entsprechend bejubelt. Gerade auch deshalb, weil es in der heimischen SLB gleichzeitig mäßig lief. Neben den Partien gegen Dijon (54:90) und Trepça standen fünf Spiele in der SLB-Trophy an, zwei wurden gewonnen, drei verloren. Am Sonntag setzte es in der eigenen Halle (dazu ganz untenstehend mehr) eine 81:86-Niederlage gegen Cheshire Phoenix, aus dem nordenglischen Ellesmere Port.
Ludwigsburg kommt derweil zwar mit reduziertem Aufgebot, gleichzeitig aber auch breiter Brust nach Schottland: Nach dem Hinspiel-Aufeinandertreffen schieden die Schwaben zwar aus dem BBL Pokal aus, rehabilitierten sich davon aber zuletzt erfolgreich, gewannen vier Spiele in Folge und zeigte am Montag beim 89:79-Erfolg in Bonn ihre möglicherweise beste Saisonleistung. Ohne Kapitän Yorman Polas Bartolo, Nationalspieler Jacob Patrick und Rookie Julis Baumer, die alle drei auch in der PlaySport Arena im Aufgebot fehlen werden, überzeugten die Schwaben allumfassend – was selbstredend für viel gute Laune sorgte. Mit defensiven Stopps, Struktur in der Offensive, einer Vielzahl an Steals und daraus resultierenden Fastbreak-Punkten sowie einer aggressiv-herausfordenden Herangehensweise stoppten sie die Telekom Baskets erfolgreich – und das obwohl die Vorzeichen alles andere als gut waren.
Johannes Patrick analysierte nach Spielschluss im Telekom Dome die Lage der Dinge wie folgt: „Jeder hat einen kleinen Schritt gemacht, für die [Mannschaftskameraden] kompensiert, die uns heute nicht helfen konnten. Wir können heute unglaublich stolz auf unsere Leistung zu sein. […] Wir haben uns auf viele Spiele [im Hinblick auf den internationalen Wettbewerb] eingestellt. Keine lange Pause zu haben, ist gut. Nach so einem Sieg gegen ein starkes Bonn dürfen wir jetzt kein zu hohes Hoch bekommen. Heute Abend ein bisschen genießen, dann den vollen Fokus nach und auf Schottland richten.“
Der kurze Genussfaktor beinhaltete für den 22-Jährigen und seine Mannschaftskameraden ein Abendessen im Teambus, während dieser noch in den Abendstunden mit Kurt Dehring am Lenkrad die 170 Kilometer zum Frankfurter Flughafen zurücklegte. Ankunft: 0:30 Uhr. Danach ging’s in die Zimmer, nach kurzer Nacht zum frühen Frühstück und um 10:55 Uhr mit Flug LH960 zum Glasgow International Airport. Dort nochmals via Bus nach East Kilbride, wo die Schwaben um 14:30 Uhr eintrafen – und damit seit der Abfahrt aus Ludwigsburg bereits rund 48 Stunden unterwegs sind.
Für den Schottland-Trip ist der RIESEN-Reise-Tross um eine Person größer geworden: Headcoach John Patrick kehrte am Dienstagvormittag in den Kreis seiner Mannschaft zurück und wird, sofern dann auch wieder ausreichend fit, am Mittwoch wieder die Verantwortung an der Seitenlinie übernehmen. Seit Montag hat der 56-Jährige aber bereits die Gewissheit, dass er sich auch im Falle seiner Abwesenheit voll und ganz auf Lars Masell und Kenji Sato, Staff und Team verlassen kann – die allumfassend alles gaben und sich am Ende berechtigterweise freuten. Sich nun allerdings auch, gemäß der These, dass der Erfolg alle Anstrengungen überdeckt, wieder vollumfänglich auf ihre Schwerpunkte anstatt der Jobrotation konzentrieren.
Während neben den Erfahrungen des ersten Duells natürlich die Vorbereitung und das Video-Scouting eine Rolle spielen, steht bis zum Spielbeginn vor allem Regeneration und Genese im Mittelpunkt – wohingehend Physiotherapeut Julian Koller ein gefragter Mann ist. Einige kleinere Blessuren, unter anderem an der Hand von Kellan Grady, und einige (noch) etwas kränkelnde Akteure, darunter Jonas Wohlfarth-Bottermann und Johannes Patrick, sollen und wollen am Mittwoch in der sechstgrößten schottischen Stadt East Kilbride (wieder) spielfähig und einsatzbereit sein.
Aufgrund der unterschiedlichen Regelung beim Einsatz internationaler Spieler – vereinfacht formuliert sind in der easyCredit BBL sechs internationale und sechs nationale Akteure, im FIBA Europe Cup sieben nicht homegrown Spieler und fünf homegrown Spieler erlaubt – kann es auf jeden Fall mehrere Varianten geben. Mit Kapitän Polas Bartolo fehlt der einzige Akteur mit deutschem Pass, der in den relevanten Jahren zwischen den 12. und 20. Lebensjahr außerhalb Deutschlands basketballerisch ausgebildete wurde. Anstelle des Deutsch-Kubaners könnte also ein Akteur mit US-amerikanischem Pass, beispielsweise AJ Pacher III, in den Kader rücken. Gleichzeitig könnte auch der am Montag, ebenfalls nach vorangegangener Verletzung, ins 12er Aufgebot zurückgekehrte Lenny Anigbata im Kader verbleiben. Anigbata erlebte im Hinspiel sein Pflichtspiel-Debüt im RIESEN-Trikot, hat entsprechend sehr gute Erinnerungen.
Ebenjene haben auch die MHP RIESEN Ludwigsburg. In Schottland geht es dabei auch um neue Horizonte, es ist schließlich das erste Spiel im nördlichsten Landesteil des Vereinigten Königreiches, aber auch um die Untermauerung der eigenen FEC-Ambitionen. Die Gelb-Schwarzen können in den nächsten drei Wochen jeweils mit einem Sieg die Tabellenspitze verteidigen oder Platz eins, sofern Dijon gegen Trepca und/oder East Kilbride verlieren würde, vorzeitig sichern. Allerdings gilt es dafür, erst einmal einen Kraftakt zu überstehen, zusammen zu bleiben und die ‚European Fright Night‘, zu der die Caledonia Gladiators eingeladen haben, zu überstehen.
16 & 17 – Punkte markierten Tanner Stuckman und Joel Scott im Hinspiel. Beide Big Men avancierten damit zu den Topscorern ihrer Mannschaft.
9 – Klubs sind nach drei, im Falle von Sassari vier, Spieltagen bisher ungeschlagen. Ludwigsburg verfügt über eine dieser makellosen Bilanzen.
2026 – soll die im Bau befindliche PlaySport Arena der Caledonia Gladiators fertiggestellt sein und dann bis zu 6.000 Fans Platz bieten. Aktuell spielen die Schotten innerhalb einer kleineren Übergangshalle, die an der Stelle der künftigen Halle steht.
Caledonia Gladiators vs. MHP RIESEN Ludwigsburg
Mittwoch, 30.10.2024; Tip-Off 20:30 Uhr
PlaySport Arena, Stewartfield Way, East Kilbride, Glasgow G74 4GT, Vereinigtes Königreich
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