Die MHP RIESEN Ludwigsburg bleiben in der easyCredit BBL weiterhin auf der Überholspur: Die Schwaben gewannen am 9. Spieltag ihr Auswärtsspiel bei s.Oliver Würzburg 89:84 und feierten dadurch den sechsten Sieg in Serie.
Kampf, Intensität und ein Duell um jeden Zentimeter: Konstantin Konga und Ludwigsburg gewinnen auch die Nervenschlacht in Würzburg. Foto: Viktor Meshko.
Unterstützt von einer einmal mehr gut gelaunten und großen Ludwigsburger Fan-Schar gingen die MHP RIESEN mit vollem Fokus in das dritte wegweisende Duell binnen drei Wochen: In der Würzburger „Turnhölle“ sorgten Jonas Wohlfarth-Bottermann, Khadeen Carrington und Nick Weiler-Babb (2:8, 3. Spielminute) für einen gelb-schwarzen Bilderbuchstart. Eitel Sonnenschein herrschte bei den MHP RIESEN aber nicht, denn es sollte die zweithöchste Führung der Partie bleiben. Gegen Florian Koch, Cameron Wells und Luke Fischer offenbarten die Ludwigsburger jeweils defensive Mängel, die Führung war schnell dahin, und die Schützlinge von John Patrick mussten sich zur Ansprache am Seitenrand einfinden. Die Neujustierungen des US-Amerikaners wirkten: Die Schwaben agierten nun in der Defensive wieder exzellent, blockten gleich drei Würfe spektakulär und arbeiteten sich zurück in Schlagdistanz, was vor allem Denis Wucherer nicht passte (14:12, 7.). Augenscheinlich wurde jedoch früh, dass Würzburg seinen Rhythmus gefunden hatte und Ludwigsburg sich immens mühte, zumindest aber aus der 6,75-Meter-Distanz zu gefallen wusste (24:20, 10.).
Direkt zum Beginn des zweiten Spielabschnitts wurde es dann hektisch: Marcos Knight, Junior Etou und Khadeen Carrington sammelten in einer Szene gleich drei technische Fouls und verschafften der ohnehin schon intensiven Partie weitere Würze. Die Gäste kamen damit vorerst besser zurecht und glichen durch Carrington wieder aus (27:27, 13.). Auch in den nächsten Minuten waren sie, vor allem von der Freiwurflinie, das konzentriertere Team und blieben, obwohl das Geschehen abflachte, unterstützt durch eine gesunde Portion Härte in Front. Doch während sich der körperliche Einsatz mit insgesamt 17 Team-Fouls auf der Anzeigentafel niederschlug, kämpften sich die Hausherren bis zum Gang in die Kabinen wieder bis auf Augenhöhe. Einzig und allein aufgrund eines Buzzer-Beaters von Tanner Leissner war die Partie nach zwanzig Minuten ausgeglichen (42:42, 20.).
Trotz der 15-minütigen Abkühlung war der Schlagabtausch zwischen Franken und Schwaben auch direkt nach dem Seitenwechsel binnen weniger Augenblicke wieder auf der bekannten Betriebstemperatur. Diese war aber unverhofft schnell passé: Aufgrund technischer Probleme am Hallen-Interieur wurde die Partie minutenlang unterbrochen – und als es dann weiter ging, waren die Hausherren durch Luke Fischer derart tonangebend, dass dann doch wieder Pause (lies: Auszeit) war (55:47, 25.). Patricks Worte fanden wieder einmal den erhofften Nährboden: Ludwigsburg drehte auf, kam zeitweise zum Ausgleich und präsentierte sich kämpferisch als Top-Team. Nach dreißig gespielten Minuten waren die Schwaben dennoch in Rückstand (62:60, 30.).
Angeführt von Thomas Wimbush und Florian Koch lieferten sich zu Beginn des Schlussabschnitts dann beide Teams einen regelrechten Shootout – mit minimalen Vorteilen auf Ludwigsburger Seite. Da nun jedoch nicht nur Wimbush, sondern auch Knight zu Hochtouren auflief, setzten sich die Gäste, erstmals seit dem ersten Viertel, bis auf fünf Zähler ab. Auf Basis dieser Führung konsolidierten die Ludwigsburger ihre Leistung und festigten ihren Vorsprung über mehrere Minuten. Doch Würzburg gab sich noch nicht geschlagen, kam unterstützt von einer bärenstarken Kulisse und des fünften Leissner-Fouls wieder zurück und sorgte so für eine spannende Crunchtime (77:81, 38.). In dieser verkürzten die Hausherren abermals und sorgten für eine nervenaufreibende Schlussminute, welcher Jordan Hulls 15 Sekunden vor dem Ende der Partie von Downtown die Krone aufsetze: Der US-Amerikaner streute seine Punkte 12, 13 und 14 ein, stelle auf 84:85 und zwang Patrick zur letzten Auszeit des Spiels. Glücklicherweise behielten die MHP RIESEN trotz der spektakulären Atmosphäre aber ihre Nerven, verwandelten die entscheidenden Freiwürfe und zogen durch Konstantin Konga – spielentscheidend – ein Offensivfoul. Der Ludwigsburger Kapitän sorgte für den entscheidenden Wechsel des Ballbesitzes und dafür, dass schlussendlich nichts mehr anbrannte.
Durch den 89:84-Erfolg feierten die Schwaben aber nicht nur den sechsten Sieg in Serie sondern, wie schon vor zwei Wochen, zumindest für eine Nacht den Sprung an die Tabellenspitze der easyCredit BBL. Obwohl sie von dieser morgen Abend durch den FC Bayern Basketball wieder verdrängt werden können, verbleiben sie zumindest bis zur kommenden Woche damit auf Platz zwei – und empfangen am kommenden Sonntag zur Pokal-Revanche die Basketball Löwen Braunschweig (Tickets hier).
John Patrick | Headcoach Ludwigsburg: „Es war ein sehr hartes und umkämpftes Spiel. Am Ende waren wir einen Tick glücklicher oder besser. Es war ein ähnliches Spiel wie letzte Saison, letzte Saison haben wir hier jedoch verloren. Unser Problem in der ersten Halbzeit war die Pick-n-Roll-Verteidigung gegen Luke Fischer, der immer wieder einfache Punkte gemacht hat. Würzburg hat den Ball gut bewegt und viele Assists gespielt. Wir hatten Probleme in der switching Defense. In der zweiten Halbzeit ist Jordan Hulls dann heiß gelaufen. Am Ende haben wir aber besser agiert und offensiv viele Rebounds geholt. Ich bin stolz, dass wir heute in dieser Atmosphäre gewinnen konnten.“
Denis Wucherer | Headcoach Würzburg: „Gratulation an John zum Sieg. Wir hatten heute 28 Assists und 10 Turnover, haben selbst 40 Prozent unserer Dreier getroffen und den Gegner bei nur 35 Prozent gehalten und wir standen 25-mal an der Freiwurflinie. Damit gewinnt man normalerweise acht von zehn Spielen. Allerdings nicht, wenn deine beiden Fünfer in 38 Minuten nur zwei Rebounds holen und du die starken 1-gegen-1-Spieler am Schluss nicht aus der Zone halten kannst. Am Ende habe ich fünf oder sechs gute Aktionen von Carrington, Smith und Weiler-Babb unmittelbar in Korbnähe gesehen, ohne dass da ein Helfen oder Entgegenkommen von unserer Seite war. Ludwigsburg hat hintenraus die einfachen Punkte gemacht hat und deshalb die Partie gewonnen.“
Für Würzburg spielten: Luke Fischer 20 Punkte, Junior Etou 15/7 Rebounds, Jordan Hulls 14, Cameron Wells 12, Florian Koch 10, Victor Rudd 5, Skyler Bowlin 4, Felix Hoffmann, Johannes Richter und Nils Haßfurther.
Für Ludwigsburg spielten: Khadeen Carrington 23 Punkte, Nick Weiler-Babb 17, Thomas Wimbush 16, Marcos Knight 10, Jonas Wohlfarth-Bottermann 8/5 Rebounds, Tanner Leissner 6/5, Jaleen Smith 5/6, Konstantin Konga 2, Ariel Hukporti 2 und Hans Brase.