Verdienter Konfettiregen samt vorangegangener Power-Performance: Jonas Wohlfarth-Bottermann und Ludwigsburg übertrumpfen Hamburg. Foto: Volker Müller / Eibner.
Am Inklusionsspieltag von #ungehindertRIESIG gelingt den MHP RIESEN Ludwigsburg der erhoffte Spagat: Die Schwaben setzen auf und neben dem Parkett ein gesellschaftlich-sportliches Zeichen und bezwingen Hamburg 89:78. Ein Mehr von 30 Wurfversuchen, 17 Offensivrebounds und ein herausragendes Septett sorgen für einen gelb-schwarzen Momentum-Shift.
Mit einer 96,2% Prozent gefüllten MHPArena und gleichermaßen geleerten Mannschaftsbank starte Lars Masell ins zweite Spiel seiner (Interims)Zeit als Headcoach der MHP RIESEN Ludwigsburg: Nach Jacob Patrick (Mandel-Operation) musste auch Yorman Polas Bartolo (Wade) verletzungsbedingt passen und das Aufgebot, trotz der Anwesenheit von vier Doppellizenz-Akteuren, mit nur elf Spielern auskommen. Anstatt des Kapitäns startete Jonas Wohlfarth-Bottermann, während Joel Scott auf die Vier rückte und in neuer Position groß aufspielte. Der US-Amerikaner sorgte für die ersten sieben Punkte der Partie, der Hunter Maldonado weiteres Zählbares folgen ließ. Während Benka Barloschky daraufhin seine Mannschaft erstmals an diesem Abend lautstark kritisierte, konnte Masell durchaus zufrieden sein (10:8, 4. Spielminute). Ludwigsburg etablierte seine Herangehensweise erfolgreich, obwohl die Hamburger mit Johnathan Stove und Jordan Barnett mit je acht Zählern und die Gäste mit 82% aus dem Feld offensiv wirklich sehr stark agierten (27:25, 10.).
Die Gäste-Wurfquoten blieben zwar stark, ansonsten diktierten aber die Barockstädter das Geschehen. Jonas Wohlfarth-Bottermann und Brandon Tischler erhielten bereits im zweiten Abschnitt – und gewissermaßen stellvertretend für die Mannschaft – Szenenapplaus für unbändigen Einsatz und exzellente Verteidigung. Erstmals stellte Ludwigsburg auf zweistellige Führung (37:28) und kam nun mehrfach spektakulär und per Dunk zum Korberfolg. Hamburg blieb limitiert und schwach, wusste sich aber immer wieder auf der Anzeigetafel einzutragen, was die Hausherren erfolgreich erwidern konnten (42:34 / 48:39 / 54:44, 20.).
Aus der Kabine kommend erlebten die Schwaben ein kommunikatives Komplettpaket samt Blindenreportage für alle 3.846 anwesenden Fans, auf dem Parkett jedoch einen sichtbaren Spannungsabfall. Minutenlang mühten sich die Schwaben vergeblich um Zählbares, ehe Mañjon kurz- und Simon mittelfristig die Verantwortung schulterten. Hamburg war zwar nun nicht nur werfend, sondern ganzheitlich bereit für das Duell, traf aber von der Freiwurflinie eine Vielzahl der entstehenden Gelegenheiten (15/26) nicht. Aus der Distanz blieb die hanseatische Quote zwar exzellent, gleichzeitig waren die Ludwigsburger aber in allen anderen Facetten des Spiels besser: Sie waren physischer, defensiv- und reboundstärker, bedeutend resilienter und im Ballvortrag weitaus fokussierter (74:67, 30.).
Die daraus resultierende, respektive damit verteidigte, Viertelführung sollte die Barockstädter auch im Schlussabschnitt beflügeln. Die MHP RIESEN zogen Foulspiele, kamen zum Korberfolg und durch diese Entlastung auch immer wieder zu defensiven Stopps. Die Veolia Towers mussten mehr und mehr abreißen lassen und konnten sich nicht (mehr) in den offensiven Flow werfen – was Simon und Co. defensiv zu nutzen wussten und sich auch vom fünften Foulspiel Wohlfarth-Bottermanns nicht aus dem Takt bringen ließen. Mustergültig wurde dies von Tischler verkörpert, der erneut für den Center ins Spiel kam, direkt im Fastbreak-Dunk (82:69) für ein Highlight sorgte und seine beste Leistung im RIESEN-Jersey zeigte. Der 24-Jährige war symbolisch für den Abend, der von einer großartigen Portion aus Lockerheit und Fokussierung, aus Einsatz und Seriosität bestand, alle Anwesenden überzeugte und in einer der besten Saisonleistungen mündete.
Durch den 89:78-Erfolg gewinnen die Schwaben nicht nur das Spiel und den Direktvergleich, sondern bleiben auch in Schlagweite der Play-In-Plätze. In den kommenden 14 Tagen stehen nun zwei englische Wochen auf der Agenda – weiter geht’s mit dem Auswärtsdoppelpack in Chemnitz (01.05.; 18:00 Uhr) und Bamberg (03.05.; 18:30 Uhr).
Für Ludwigsburg spielten: Hunter Maldonado 24 Punkte / 5 Rebounds, Joel Scott 20 / 8, Justin Simon 13 / 8 / 8 Assists, Ezra Mañjon 11, Brandon Tischler 11 / 7, Jonas Wohlfarth-Bottermann 8, Lenny Anigbata 2, Julis Baumer und Booker Coplin.
Für Hamburg spielten: Jordan Barnett 22 Punkte / 5 Rebounds, Johnathan Stove 17, Osaro Rich Igbineweka 13, Jaizec Lottie 8, Niklas Wimberg 7 / 7 / 6 Assists, Brae Ivey 5 / 6, Kur Kurath 3 / 7, Kenneth Ogbe 3 und Benedikt Turudic.
Benka Barloschky | Headcoach Veolia Towers Hamburg | "Glückwunsch an Lars [Masell] und seine Mannschaft. Das war sicherlich ein verdienter Sieg, fast ein bisschen eine Kopie vom ersten Spiel in Hamburg. Also: 30 Wurfversuche mehr als wir und dies aufgrund der Arbeit am offensiven Brett [17] und unseren Ballverlusten [20]. Damit ist es ganz, ganz schwer ein Basketballspiel zu gewinnen. Unsere Wahnsinnstrefferquote, vor allen Dingen in der ersten Halbzeit [75 FG%], hat uns da im Spiel gehalten. Es war klar, dass das irgendwann ein bisschen runter geht, wir haben sie eigentlich bis zum Ende auch irgendwie hoch gehalten [50 FG%] … Im dritten Viertel haben wir einen ganz guten Run gehabt, sind rangekommen, haben uns leider genau in dieser Phase von der Freiwurflinie nicht belohnt, haben zu viele wichtige Freiwürfe liegen gelassen. Vielleicht hätten wir es da schon ausgleichen oder auch mal in Führung gehen können, das hätte mental vielleicht auch etwas freigesetzt. Das war heute nicht so. Heute müssen wir anerkennen, dass Ludwigsburg ein besseres Spiel gespielt hat. Sie haben auf jeden Fall ihren Stil durchgesetzt bekommen, wir haben nicht gegenhalten können und deshalb verdient verloren." |
Lars Masell | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Vielen Dank für die Glückwünsche, Benka [Barloschky]. Benka hat es gesagt: Für uns ist der Gameplan deutlich aufgegangen. Das, was wir uns vorgenommen hatten, was die Spieler, glaube ich, auch verstanden haben, hat wirklich Früchte getragen. Wir wollten [Brae] Ivey, [Jaizec] Lottie und [Kur] Kuath kontrollieren und das haben wir, glaube ich, sehr gut gemacht. Wir wollten die Rebounds kontrollieren, das haben wir geschafft. Und ich glaube wir hatten in der ersten Halbzeit auch das nötige Glück des Tüchtigen. Hut ab vor den Jungs, in der Situation, in der wir uns befinden. Booker [Coplin] konnte nicht weiterspielen, konnte auch nicht wirklich trainieren, hat es aber versucht. Die beiden Patrick-Brüder [Jacob und Johannes] sind raus, Yorman [Polas Bartolo] ist raus. Ich denke jeder kann sehen, in welcher Phase wir sind. Aber ich hoffe, dass Ludwigsburg stolz ist auf die Jungs, die jetzt gerade da draußen sind und alles geben." |