Foto: Christian Becker.
Die NINERS Chemnitz sind, neben Würzburg und Vechta, das Überraschungsteam der Saison schlechthin – und seit Herbst in den obersten Gefilden der easyCredit BBL zu finden. Ein durchaus ungewohntes Bild, sicherlich aber kein unerwartetes, was vor allem die Handschrift von Rodrigo Pastore trägt, dem dienstältesten Cheftrainer in der Beletage des Basketballs.
Der Argentinier half den NINERS beim Aufbau deutschen Spitzenbasketballs in der Arbeiterstadt am Rande des Erzgebirges. Doch der wohl größte Erfolgsgarant ist der 51-Jährige selbst. Seitdem der Pastore 2015 als Cheftrainer die Arbeit aufnahm, führte er die Sachsen in immer neuere Höhen. Den Aufstieg dahin vergleicht Pastore mit der Besteigung des Mount Everest: „Wenn Sie auf den Gipfel wollen, müssen Sie den Berg Camp für Camp bezwingen.“
Nachdem die ersten sechs Begegnungen in der höchsten, deutschen Spielklasse zum Teil knapp mit Niederlagen endeten, gelang der Mannschaft der erste Bundesliga-Sieg in der Vereinsgeschichte am 18. Dezember 2020 (95:83 gegen die JobStairs Gießen 46ers), gefolgt von weiteren drei Erfolgen in Serie, darunter der erste Heimsieg in der Bundesliga am 30. Dezember 2020 (96:79 gegen den SYNTAINICS MBC), der schlussendlich die Basis für den unbeschwerten Klassenerhalt legte. Es folgten drei sehr gute Spielzeiten, zwei Playoff-Qualifikationen und in der vergangenen Saison die erstmalige Teilnahme am internationalen Wettbewerb.
Stichwort immer neue Höhen: Anfang Dezember setzte sich Chemnitz mehrwöchig an die Spitze der Bundesliga-Tabelle. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Mannschaft wettbewerbsübergreifend insgesamt 16 Partien in Folge gewonnen. „Wir sind jetzt in der Höhe, in der wir eine Sauerstoffmaske brauchen, weil wir es schon auf ein sehr, sehr hohes Level geschafft haben,“ konnotierte Pastore.
Mit einer 23:6-Bilanz sind die Sachsen weiterhin in den Top-3 zu finden, kassierten (neben Niederlagen gegen Ulm, München und Berlin) aber in der Vorwoche einen schmerzhaften Rückschlag. Die 99:100-Niederlage in Göttingen verhinderte, trotz FCBB-Ausrutscher gegen Heidelberg, die Rückkehr an den Platz an der Sonne. Obwohl das Verspielen eines zwischenzeitlichen 24-Punkte-Vorsprungs schmerzte, wehrte der Frust nur kurz: Am Mittwoch folgte in Istanbul das bestmögliche Ende der Reise im FIBA-Europe-Cup samt Titelgewinn. Ein weiterer Meilenstein und, in Pastorescher-Erzählweise, das nächste Camp auf dem Weg zum Berggipfel.