Schwaben-Party in Berlin

Category News Date 2024-12-01 ALBA BERLIN vs. MHP RIESEN Ludwigsburg 60:74

Ausgelassene Stimmung auf der Bank und dem Parkett; Ludwigsburg überpowert Berlin. Foto: Tilo Wiedensohler.

Die MHP RIESEN Ludwigsburg kommen siegreich aus der Länderspielpause. Beim Auswärtsspiel in Berlin zeigen die Barockstädter in den ersten zwanzig Minuten eine ihrer besten Saisonleistungen und gewinnen 74:60. Ohne drei Spieler und Headcoach John Patrick rücken die Schwaben als Mannschaft zusammen, verteidigen exzellent und erwehren sich auch nach dem Seitenwechsel jedwedem Versuch einer Aufholjagd.

Exakt 34 Tage nach dem vergangenen, nationalen Auswärtsspiel (in Bonn) glichen sich die Dinge bei den MHP RIESEN Ludwigsburg in ungünstiger Art und Weise. Neben Yorman Polas Bartolo und Jacob Patrick (beide Aufbautraining) und Jarred Ogungbemi-Jackson (verletzt) musste auch Headcoach John Patrick kurzzeitig krankheitsbedingt passen. Der 56-Jährige wurde, wie schon in der alten, auch in der aktuellen Hauptstadt von seinen beiden Assistenztrainern Lars Masell und Kenji Sato vertreten – die sich allerdings in Geduld üben mussten. Aufgrund eines technischen Defekts fiel unmittelbar vor Spielbeginn das Licht aus, was den Tip-Off um 24 Minuten verzögerte, nicht aber die Ludwigsburger bremsen sollte. Diese gingen ab der ersten Sequenz in der Verteidigung beherzt zur Sache, standen von Beginn an stabil und kamen durch Joel Scott und Justin Simon zu einer ersten Führung (2:9). Die Hausherren benötigten einige Augenblicke, fanden dann aber durch eigene Galligkeit und einen Distanztreffer von Tim Schneider in die Spur. Die Gäste erwiderten den Berliner Druck konsequent, bremsten die Comeback-Euphorie von Martin Hermannsson und Matt Thomas und verteidigten ihren Vorsprung. Masell und die Mannschaft blieben leidenschaftlich und dennoch konzentriert, während die Albatrosse mit sich, der Leistung und den Schiedsrichtern haderten (13:17, 10. Spielminute).

Dieser Frust sollte im zweiten Viertel dann nochmals deutlich zunehmen. Denn die MHP RIESEN legten einen Gala-Abschnitt aufs Parkett der Uber Arena. Nach einem Block von Scott entwickelten die Schwaben eine immense defensive Wucht, griffen sich fast alle verfügbaren Rebounds, überpowerten sichtlich überraschte und vollkommen indisponierte Hausherren. Jonas Wohlfarth-Bottermann, Julis Baumer und Kellan Grady kamen zum Korberfolg, sorgten für Entlastung von der Bank (15:24). Da Ezra Mañjon und Hunter Maldonado, der angeschlagen ins Spiel ging, insgesamt aber 19:16 Minuten Einsatzzeit helfen konnten, nach einer zweiten Auszeit von Israel González aus der 6,75-Meter-Distanz treffsicher waren, setzten sich die Schwaben ab. Gleichzeitig erstickten sie jeden Hoffnungsschimmer der Albatrosse im Keim, erlaubten Berlin in den kompletten, zweiten zehn Minuten lediglich vier Punkte. Das Beste an der gezeigten Leistung: Ludwigsburg spielte sich nicht unbedingt in einen Rausch, sondern veredelte „lediglich“ sein Stärken in Punkte und setzte sich, zur Verwunderung aller Beteiligten bis auf 23 Zähler ab (17:40, 20.).

Ludwigsburg stoppt die Berliner Aufholjagd

Aufgrund der vorangegangenen, durchaus frustrierenden Saisonwochen und eines äußerst schwachen Viertels kamen die Hausherren mit viel Groll nach dem Gang in die Kabinen zurück aufs Parkett. Angeführt von Matteo Spagnolo wollten es die Berliner sich und ihren Fans selbst beweisen und eher eine Leistungssteigerung als eine Wende einleiten. Dass Zweiteres nicht gelang, lag allen voran an der weiterhin soliden Verteidigung und einem guten Nervenkostüm. Mañjon, Deane Williams, Maldonado und Scott fanden mit Einzelaktionen immer wieder den Weg zum Korb, kamen zu Punkten und/oder Freiwürfe und  sorgten für Entlastung. Berlin erhöhte zwar den Druck, musste aber in einem nun sehr offen geführten Duell (zu) viele RIESEN-Nadelstiche verkraften. Ludwigsburg stoppte den Versuch einer Aufholjagd erfolgreich (40:54, 30.).

Trotz einiger Berliner Unkonzentriert- und Nickeligkeiten wurde der Gäste-Vorsprung kleiner, dann aber im weiterhin zweistelligen Bereich konsolidiert. Insgesamt 10 Steals, ein ausgeglichenes Rebound-Duell (39:39) gegen die an sich körperlich deutlich größeren Berliner und statistisch nicht unbedingt beleg-, optisch aber sichtbares Mehr an Wille sorgte dafür, dass Ludwigsburg auf Kurs blieb. Gemeinschaftlich durchlebten und überstanden die Schwaben die Druckphase, setzten dann selbst Akzente und durch einen Scott-Dunk den Dagger. In einer hektischen Crunchtime verlor Berlin, durch Jonas Mattisseck, die eigene, emotionale Contenance, während die MHP RIESEN sich selbst für eine sehr gute und durchaus reife Leistung belohnten und den 74:60-Sieg, samt 14 Zählern Differenz für einen etwaigen Direktvergleich, einfuhren.

Die Freude über den zwar angestrebten, letztlich aber dennoch sehr seltenen, Auswärtssieg in Berlin packten die Gelb-Schwarzen ins Gepäck: Von der Uber Arena ging’s auf direktem Wege zum Flughafen Berlin Brandenburg, wo bereits um 19:25 Uhr Flug EW 8006 gen Stuttgart abhob. Mannschaft und Punkte werden entsprechend noch am Adventsabend zurück in heimischen Gefilden sein – und dann den Fokus auf den FIBA Europe Cup richten. An den beiden kommenden Mittwochen (04.12. / 11.12.) steht jeweils ein Heimspiel in der MHPArena an. Und gegen Włocławek und Fribourg soll, mit längstmöglicher Regenerationszeit, nachgelegt werden.

Stats

Für Berlin spielten: Matteo Spagnolo 14 Punkte, Tim Schneider 10 / 7 Rebounds, Matt Thomas 7, Jonas Mattisseck 7, Yanni Wetzell 6, David McCormack 5 / 6, Elias Rapieque 4, Malte Delow 4/5, Martin Hermannsson 3, Trevion Williams und Gabriele Procida.

Für Ludwigsburg spielten: Ezra Mañjon 14 Punkte, Joel Scott 14, Justin Simon 13 / 5 Assists, Deane Williams 10 / 6 Rebounds, Kellan Grady 8, Hunter Maldonado 7 / 8, Julis Baumer 4, Jonas Wohlfarth-Bottermann 4, Johannes Patrick 0 / 5 und Brandon Tischler.

Statements

Lars Masell | Assistant Coach MHP RIESEN Ludwigsburg
"ALBA [BERLIN] hat immer noch Verletzungsprobleme – uns geht es gerade aber auch ähnlich. Angesichts dessen haben wir das Spiel heute gut gemeistert, viel Energie auf den Court gebracht und fokussiert gespielt. Am Ende hatten wir dann außerdem das Glück der Tüchtigen."
Israel González | Headcoach ALBA BERLIN
"Ludwigsburg hat heute sehr stark verteidigt. In der ersten Halbzeit hatten wir große Probleme, zu scoren und haben keine guten Abschlüsse gefunden. Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, aber wir müssen ruhig bleiben und weiter an uns arbeiten. Wir setzen alles daran, bald wieder besser zu spielen."