Unschöne Bescherung

Category News Date 2023-12-23 Basketball Löwen Braunschweig vs. MHP RIESEN Ludwigsburg 83:82

Silas Melson übernimmt in der Crunchtime erfolgreich Verantwortung, sein letzter, potentiell siegbringender Wurf, verfehlt jedoch das Ziel und Ludwigsburg damit den Sieg. Foto: Eibner / Daniel Reinelt.

Der Auswärtstrip nach Niedersachsen endet für die MHP RIESEN Ludwigsburg mit einer Niederlage. In Braunschweig sind die Schwaben lange Zeit in Front, unterliegen nach einer hektischen Crunchtime allerdings denkbar knapp 82:83. In der easyCredit BBL fallen die Schwaben damit vorerst auf einen Play-In-Platz.

Der Beginn des letzten Auswärtsspiels im Kalenderjahr 2023 war fahrig: Der Sprungball musste dreifach wiederholt werden, die weiteren ersten Minuten waren beidseitig kaum besser. Beide Teams agierten wackelig bis fehleranfällig, kamen im Angriff kaum auf Touren, was auch an fehlender Physis lag. Eine individueller Kickstart musste her und für diesen sorgten Jayvon Graves und Silas Melson. Während Erster Ludwigsburg insgesamt offensiv trug, war letzterer der erste im Rhythmus befindliche RIESE. Der 27-Jährige markierte schnelle vier Zähler und hielt sein Team im offensiven Alleingang auf Augenhöhe (10:12, 5.). Auf Braunschweiger Seite stand in den folgenden Minuten Jilson Bango ungewollt nicht mehr im Rampenlicht. Der Starting Center der Basketball Löwen beging früh im Spiel sein zweites Foul und musste von Sananda Frau und Amar Sylla vertreten werden. Das Duo machte seine Sache gut, sodass einzig Jayon Graves auf dem Parkett hervorstach. Der US-Amerikaner war sehr früh im Rhythmus und auf Betriebstemperatur (20:25, 10.).

Nachdem der Start ins Spiel bereits etwas ruckelig vonstattengegangen war, ging’s auch im zweiten Abschnitt ausbaufähig los. Die Fehlerquote im Ballvortrag und beim Wurf war beidseitig klar sichtbar. Vier Minuten und zehn Sekunden mussten die schwäbischen Gäste auf den ersten Punkt warten, binnen Sekundenschnelle war dann aber der Reigen eröffnet. Graves und Silas Melson trafen zusammen(genommen) dreifach aus der Distanz, Elijah Childs lieferte unter Korb Zählbares, sodass die MHP RIESEN erstmals zweistellig davonzogen. Angeführt von Graves, der bereits zur Halbzeit 17 Punkte auf dem Konto hatte und einer mannschaftsübergreifend beachtlichen Dreierquote (61,5 3P%), waren die Gäste das konsequentere Team. Doch trotz eines insgesamt soliden Abschnitts war das Ende unnötig ärgerlich: Graves beging 3,7 Sekunden vor der Halbzeit-Sirene ein Offensivfoul, Polas Bartolo foulte beim folgenden Löwen-Wurf zudem T.J. Crockett. Dieser verwandelte alle drei fälligen Freiwürfe, sodass der 13-Punkte-Vorsprung bis auf acht Zähler zusammenschmolz und sich die RIESEN etwas um den Lohn ihrer Arbeit brachten (43:51, 20.).

Crunchtime nach Löwen Gusto

Aus der Kabine kommend, legten die King-Schützlinge ein erhöhtes Maß an Galligkeit an den Tag. Beim Rebound griffen sie beherzt(er) zu, erarbeiteten sich weitere Chancen und zwangen Fru mit drei Fouls auf die Bank. Dennoch blieb der vorweihnachtliche Schlagabtausch ein Duell auf Augenhöhe, denn die Schwaben trafen ihre Wurfversuche zu selten und bekamen die niedersächsische Athletik weiterhin wenig bis gar nicht gestoppt. Nicholas Tischler und Co. fanden immer wieder den Weg in die Zone, schlossen mehrfach spektakulär ab und waren dadurch auf Tuchfühlung (52:56, 26.). Jacob Patrick und Melson wussten Rat in Form von Punkten, stellten wieder auf +9 und zwangen Jesús Ramírez zur Auszeit. Der Spanier justierte mehr oder minder erfolgreich – am Geschehen änderte sich wenig, mal waren die MHP RIESEN am Drücker, mal die Braunschweiger obenauf (62:69, 30.).

Ausgerechnet der Start in den Schlussabschnitt war aus Gäste-Sicht dann die schlechtest mögliche Variante:  Die Hausherren brachten einen 7:0-Start aufs Parkett und kamen damit zum Ausgleich. Infolgedessen begann mit unmittelbarer Konsequenz die Crunchtime und ein fortwährendes Hin und Her. Die Barockstädter erarbeiteten sich zwar die Führung, doch Braunschweig drehte in Person TJ Crockett in der 37. Minute die Partie (79:78). Ludwigsburg ließ sich von Kulisse und nicht irritieren, kam defensiv weiterhin zu Stopps. Nur: Im Angriff fanden die Gelb-Schwarzen kaum bis keine Antworten mehr. Jonathan Bähre punktete zwar unter dem Korb und Elijah Childs traf von der Linie, doch Braunschweig war immer wieder in Front. Aufgrund eines nicht geahndeten Fouls von Desure Buie erarbeiteten sich die Ludwigsburger dennoch die Chance auf den Sieg – Melson stellte 6,4 Sekunden vor dem Ende auf +1 – doch die Niedersachsen setzten den letzten und verdienten Stich: Ahmaad Roorie übernahm den Wurf, brillierte in der Zone und verwandelte den entscheidenden Wurf zum Sieg. Per Buzzerbeater-Versuch hatte Melson seinerseits die Chance auf den siegbringenden Wurf. Doch der Distanzversuch prallte nur auf den Ring, was die Niederlage besiegelte.

Auf das emotionale Hoch auf internationalem Parkett folgt entsprechend ein Tief auf nationaler Bühne, was bei den MHP RIESEN Ludwigsburg die Laune an Weihnachten mit Sicherheit nicht positiv beeinflussen wird. Da trifft es sich umso besser, dass die Schwaben nun zuerst den Kopf anderweitig freimachen und dann gleich dreifach in Serie in eigener Halle aufs Parkett gehen werden. Erstmals geht’s direkt nach den Feiertagen weiter – dann gastieren die EWE Baskets Oldenburg (27.12., 20:00 Uhr) in der aktuell fast ausverkauften MHPArena.

Stats

Für Braunschweig spielten: Ahmaad Rorie 18 Punkte / 7 Assists, TJ Crockett 13, Nicholas Tischler 11 / 6 Rebounds, Barra Njie 11 / 5, Jilson Bango 8 / 10, Sanandra Fru 7, Brandon Tischler 5 / 5, Martin Peterka 5 und Amar Sylla 5.

Für Ludwigsburg spielten: Jayvon Graves 22 Punkte  / 8 Rebounds, Silas Melson 15, Desure Buie 9 / 6 Assists, Elijah Childs 9, Yorman Polas Bartolo 8, Jaren Lewis 6 / 5 Rebounds, Jacob Patrick 5, Deion Hammond 3, Eddy Edigin 3 / 8 und Jonathan Bähre 2.

Statements

Josh King | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg
"Glückwunsch an Braunschweig, sie haben den Sieg verdient. Sie haben am Ende die wichtigen Plays gemacht, als sie diese brauchten und uns ist das offensichtlich nicht gelungen. Wenn wir ein Team wie Braunschweig auswärts schlagen wollen, dann müssen wir viel besser spielen. Nochmal Glückwunsch und wir müssen jetzt einen Weg finden, um nach heute wieder zurückzuschlagen."
Jesús Ramírez | Headcoach Basketball Löwen Braunschweig
"Ich habe heute in der zweiten Halbzeit ein sehr gutes Löwen-Team gesehen, aber in der ersten Hälfte waren wir soft, nicht auf den Punkt da und haben die Dinge zu spüren bekommen, in denen Ludwigsburg sehr gut ist. Es waren also zwei Gesichter, die wir gezeigt haben. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel dann durch die Verteidigung und ein besseres Rebounding gedreht. Wir haben hier Anpassungen vorgenommen und das sehr gut umgesetzt. Offensiv sind wir immer noch nicht gut genug, aber da können wir durch unser Selbstvertrauen Gutes bewegen und den Spirit dafür hatten wir heute."