Die positive Nachricht, das Comeback von Kellan Grady, endet mit einer Bauchlandung. Der US-Amerikaner und Ludwigsburg scheiden gegen Weißenfels aus. Foto: Sascha Walther / Eibner.
Das Achtelfinale im BBL Pokal endet mit dem vorzeitigen Wettbewerbsaus der MHP RIESEN Ludwigsburg. Gegen den SYNTAINICS MBC starten die Schwaben in eigener Halle zwar herausragend, erlauben sich aber zu viele Unkonzentriertheiten und Fehler, müssen die Sachsen-Anhalter im Verlauf der 40 Minuten gewähren lassen und unterliegen letztlich 77:85.
Mit dem gestärkten Selbstvertrauen von drei Heimsiegen in drei Heimspielen, darunter dem durchaus überzeugenden 86:62-Erfolg gegen East Kilbride am Dienstag, sowie der Rückkehr von gleich drei genesenen Akteuren – Kellan Grady, Jonas Wohlfarth-Bottermann und Julis Baumer – legten die MHP RIESEN Ludwigsburg auch gegen Weißenfels exzellent los. Kapitän Yorman Polas Bartolo markierte die ersten fünf Zähler der Partie, seine Kameraden folgten dem positiven Beispiel und stellten auf 11:0. Der SYNTAINICS MBC kam, auch nach einer Auszeit Jānis Gailītis, nicht mit der schwäbischen Spielweise klar, haderte mit der physischen RIESEN-Gangart und zwei Distanztreffern von Jacob Patrick und Ezra Mañjon. Erst als das Spieltempo etwas schneller wurde, bekamen die Gäste Zugriff, was sich unter anderem in sieben gelb-schwarzen Ballverlusten niederschlug. Dennoch: Das erste Viertel gehörte den Hausherren (22:10, 10. Spielminute).
Doch die Leichtigkeit des Seins war leider nicht von langer Dauer. Der Ludwigsburger Lauf endete beim 31:13-Zwischenstand. Zunächst hatten die beiden Wurfspezialisten Jacob Patrick (3) und Kellan Grady (2) Foulprobleme, dann sorgte die Herausnahme des Duos für einen ganzheitlichen Bruch im Spiel. Die MHP RIESEN konnten mit wechselnden Akteuren ihre Schlagzahl nicht mehr aufrechterhalten. Immer wieder gelangen zwar Akzente, insgesamt gelang aber den Sachsen-Anhaltern mehr. Obwohl auch Spencer Reaves und Martin Breunig mit der symbolisch angezogen Handbremse agieren mussten, wussten die Gäste im Angriff zu überzeugen, taten dies vor dem Seitenwechsel stellvertretend durch Michael Devoe und Ty Brewer und verkürzten das Defizit um 14 Zähler (43:39, 20.).
Und auch nach dem Seitenwechsel waren die Weißenfelser dominanter, überlegener, schlicht besser. In der Offensive mühten sich zwar beide Mannschaften – und auch oftmals vergeblich – aber immer wieder waren es Devoe und Co, die etwas zielgerichteter und etwas konsequenter zum Abschluss kamen. Folgerichtig war es dahingehend, dass die Hausherren zunächst den Ausgleich und dann den Führungswechsel hinnehmen mussten. Joel Scott und Hunter Maldonado gelangen zwar immer wieder, durchaus erzwungene, Korberfolge. Doch auch der Buzzerbeater von Jacob Patrick, der den erneuten Führungswechsel zur Folge hatte, brachte keine Sicherheit (60:59, 30.).
Denn Momentum aufbauen konnten die Ludwigsburger dadurch nicht. Im Gegenteil: Sie blieben über sechs Minuten ohne eigenen Korberfolg, ehe Scott aus der Distanz den Bann brach. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Schwaben zwar beidseitig des Parketts alles versucht, mit einer durchschnittlichen Defensiv-, aber keine schwache Offensivleistung egalisieren können. Weißenfels nutzte das Mehr an Erfahrung aus, kämpfte sich immer wieder zu Zählbarem – bis Scott traf (63:67, 36.). Ab diesem Zeitpunkt tauschten beide Kontrahenten sehr konsequent gegenseitig die Korberfolge aus. Weißenfels und Ludwigsburg scorten viel, nützen sollte dies aber nur dem in Führung liegenden Team. Den MHP RIESEN gelangen im Verlauf der 40 Minuten zwar viele Stopps, aber kaum bis keine, als unbedingt derartige notwendig gewesen wären. Sodass die Hausherren zunächst die Führung, dann die Spielkontrolle und schließlich das Achtelfinale aus der Hand gaben, sich verdientermaßen 77:85 geschlagen geben mussten – und fortan nur noch in zwei Wettbewerben antreten werden.
Das bittere Aus im BBL Pokal wird, soll und muss die Ludwigsburger sicherlich noch eine gewisse Zeit begleiten. Wie schon in der Vorwoche können und möchten die Gelb-Schwarzen aber auf internationalem Parkett schnellstmöglich zurück auf die Siegerstraße: Am Mittwoch (16.10.; 19:00 Uhr) gastieren die MHP RIESEN erstmals im Kosovo und treffen ebenda in Mitrovica auf KB Trepca.
Für Ludwigsburg spielten: Joel Scott 23 Punkte / 8 Rebounds, Hunter Maldonado 21, Yorman Polas Bartolo 11 / 5, Ezra Mañjon 7 / 5 / 6 Assists, Kellan Grady 5, Justin Simon 5 / 5 Assists, Jacob Patrick 5, Julis Baumer, Jonas Wohlfarth-Bottermann, Brandon Tischler und Johannes Patrick.
Für Weißenfels spielten: Michael Devoe 20 Punkte, Tyren Johnson 17 / 6 Rebounds, Spencer Reaves 14, Martin Breunig 11 / 5 Rebounds, Ivan Tkachenko 10, Ty Brewer 6 / 6, Charles Callison 5, Aleksa Kovacevic 2, John Bryant und Gianni Otto.
Jānis Gailītis | Headcoach SYNTAINICS MBC | "Wir wussten, dass wir hier auf einen physisch und mental starken Gegner treffen würden. Jeder wusste das. Der Start des Spiels hat gezeigt, dass das eher ein Schock für die Spieler war. Ich mag die Tatsache, wie wir uns daran während der Partie adaptiert haben. Die zweite Hälfte war deutlich besser als die erste. Wir sind unserem Gameplan, trotz des dramatischen Starts, treu geblieben. Glückwunsch die Spieler! […]." |
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Gratulation an Coach [Jānis] Gailītis. Im ersten Viertel und kurz danach haben wir bis zum 31:13-Zwischenstand dominiert. Die Bank des MBC war sehr stark, [Michael] Devoe, [Ivan] Tkachenko… Man konnte allein vom Plus-Minus-Wert [Devoe: +18 / Tkachenko: +16] sehen, wie sie performt haben. Bei uns war dies leider das Gegenteil, wir hatten wenige Impulse von der Bank. Julis [Baumer] hat einen guten Job gemacht. Wir hatten zu viel fehlende Konzentration und auch zu viel Passivität und Turnover. Glückwunsch an den MBC, sie haben klein gespielt – wir wussten, dass das eine Option sein könnte – und haben dabei unsere Konzentration verloren. Wir können jede Mannschaft schlagen und auch gegen jede Mannschaft verlieren. Heute war der MBC in den letzten drei Viertel sehr stark." |