Alles gegeben und (dennoch) erhobenen Hauptes ausgeschieden

Category News Date 2024-04-10 MHP RIESEN Ludwigsburg vs. UCAM Murcia CB 72:85

In der Basketball Champions League endet die Europa-Reise der MHP RIESEN Ludwigsburg in dieser Saison im Viertelfinale. Gegen UCAM Murcia präsentieren sich die Gelb-Schwarzen in eigener Halle gut und über 30 Minuten hinweg als ambitionierter Widersacher. Insgesamt sind die schwäbischen Mittel, trotz maximalem Einsatz, aber begrenzt. Eine 25-prozentige Dreierquote und ein herausragender Gegner sorgen für eine 72:85-Niederlage, den 0:2-Serienstand und das Ausscheiden im ‚Elite 8‘.

Einerseits das Maximum auf dem Parkett gelassen, andererseits am Ende doch nicht genug geben können: Desure Buie, Yorman Polas Bartolo und Ludwigsburg scheiden – nach starken Monaten – aus der Basketball Champions League aus. Foto: Eibner / Sascha Walther.

Seit mehreren Jahren waren sie in der MHPArena nicht mehr zu hören gewesen, am Dienstag gaben die ‚Huk-, Huk-, Hukporti‘-Sprechchöre allen Gelb-Schwarzen einen großen Extra-Push. Der 21-Jährige feierte sein Schwaben-Comeback im Kader und der Starting Five und ging auf der Fünf direkt sehr gut zu Werke. Nach  nur einem Tag Teamtraining präsentierte sich der Center in guter Verfassung, sorgte für den gewonnenen Sprungball und die ersten Punkte und erlebte ein insgesamt sehr gutes Debüt (7 Punkte / 10 Rebounds). Seine unmittelbaren Positionskollegen, Eddy Edigin und Jaren Lewis taten es ihm gleich und kamen zu Punkten, dennoch lagen die Hausherren zu Beginn und auch nach zehn Spielminuten in Rückstand – zu viele der ohnehin reichlich vorhandenen Offensivoptionen von UCAM Murcia blieben möglich (20:25, 10.).

Auf Marko Todorovic, Jonah Radebaugh und Dustin Sleva bauten sich auch im zweiten Viertel viele Dinge auf. Die Gäste dominierten zu keiner Zeit durch eine Facette, überzeugten aber zu jeder Zeit durch ihr qualitatives Potpourri samt jeglicher Kader- und Personalvielfalt und fanden immer besser das perfekte, personelle Gegenstück zur Aufstellung von Josh King. Bis zum Viertelende zog ‚UCAM‘ zweistellig davon. Wie schon im Hinspiel waren die Spanier besser, anders als im Hinspiel aber nicht turmhoch überlegen (37:47, 20.).

Sechs-Punkte-Rückstand nach 30 Minuten

In Halbzeit zwei starteten die Schwaben wie schon Halbzeit eins: Mit der identischen Formation und mit Big-Men-Punkten en masse. Nun waren es aber nicht die Center, sondern Jeff Roberson im Alleingang, der für die Aufholjagd sorgte (42:47). Ein persönlicher 7:0-Lauf ebnete den RIESEN-Start in die zweiten zwanzig Minuten, den die Spanier zu kontern wussten. Howard Sant-Roos und Dustin Sleva besorgten offensiven Antworten per Dreier und Dreipunktspiel, der Rest des Teams brachte ebenfalls seine Qualität und Klasse aufs Parkett, sodass Sito Alonso durchaus zufrieden und Josh King am Hadern war. Der US-Amerikaner sah, dass sein Team energiereich und leidenschaftlich alles gab, allerdings zu viele Chancen und Würfe vergaben und sich hierdurch für gute Leistungen in der Verteidigung zu selten belohnte und im Angriff kaum Druck aufbauen konnte (58:64, 30).

Während die Schwaben nochmals für eine stimmungs- und spannungsreiche Crunchtime nebst Siegchance und Serienausgleich sorgen wollten, verlor das Spiel schon ab der 31. Minute an Spannung – und lag in der Trefferquote und der Freiwurfanzahl begründet. Troy Caupain, der gleich drei Distanzwürfe binnen der letzten zehn Minuten versenkte und Murcia, das 28 Freiwürfe zugesprochen bekam, nutzten jede Gelegenheit für spielerische Ausrufezeichen, setzten sich vorentscheidend ab und hielt diesen Vorsprung aufrecht. Mit souverän herausgespielten über teamdienlich vorgelegte bis hin zu erzwungenen Würfen, steckten die Ludwigsburger auch in dieser Phase nicht auf. Doch Wurfquoten, Spielglück und Gegnerqualität ergaben an diesem Abend eine ungeschickte Abwärtsspirale. Die Hausherren mussten mitsamt der 2.217 anwesenden Fans den Iberern Tribut zollen, die verdientermaßen das Spiel (85:72) und die Viertelfinal-Serie (2:0) gewannen und den daraus resultierenden Final-Four-Einzug gebührend feierten.

Für die Schwaben endet die herausragende europäische Reise, wie schon 2017, im Elite 8. Der damalige Gegner, Banvit Bandirma, wurde Vize-Meister. Ludwigsburg erreichte parallel dazu die Viertelfinal-Playoffs der easyCredit BBL. Im Hier und Jetzt ist die nationale Postseason ebenfalls das erklärte Ziel. Auf diesem Weg geht’s am Samstag (13.04., 20:00 Uhr), erneut in der MHPArena weiter. Dann gastieren die MLP Academics Heidelberg in der Barockstadt.

Stimmen und Stats

Für Ludwigsburg spielten: Desure Buie 15 Punkte, Eddy Edigin 13 / 8 Rebounds, Jayvon Graves 12 / 5, Jeff Roberson 9, Yorman Polas Bartolo 8, Ariel Hukporti 7 / 10, Jaren Lewis 4, Silas Melson 2, Jonathan Bähre 2 und Johannes Patrick.

Für Murcia spielten: Marko Todorovic 17 Punkte / 6 Rebounds, Dustin Sleva 15 / 5, Jonah Radebaugh 13 / 6, Troy Caupain 10, Rodions Kurucs 10 / 5, Howard Sant-Roos 5, Nemanja Radovic 5, Simon Birgander 4, Dylan Ennis 4 und Arturs Kurucs.

Statements

Sito Alonso | Headcoach UCAM Murcia
"Im Nachhinein sieht es vielleicht nach einem einfachen Sieg aus – aber es ist sehr schwierig, dieses Ludwigsburger Team zweifach zu bezwingen und in beiden Fällen mehr unter 75 Punkte zu halten. Es war heute unser Ziel, denn sie sind in der Lage offensiv heißzulaufen. Im letzten Spiel gegen ALBA BERLIN, immerhin ein EuroLeague-Team, haben sie 91 Zähler markiert! Unser Ziel im ersten und auch zweiten Spiel war es, maximal intensiv zu verteidigen und wir haben unser Final-Four-Ziel nun erreicht. Wir sind sehr stolz auf unser Team und ich bin froh, dass wir zum zweiten Mal beim Final Four dabei sein werden. Es wird in dieser Basketball Champions League jedes Jahr schwieriger, dabei zu sein. Und es ist wichtig für uns, dass wir in Belgrad dabei sind. Glückwunsch ans Team und Glückwunsch an Ludwigsburg. Ich mag es sehr, wie sie Basketball spielen. Ich mag Coach [Josh King] und die Spieler – sie waren für uns ein sehr schwieriger Viertelfinal-Gegner."
Josh King | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg:
"Ich stimme vielen Dingen, die Eddy [Edigin] gerade gesagt hat zu. Um Murcia zu bezwingen, musst Du sie richtig gut verteidigen. Sie zwingen Dich in herausfordernde Situationen, sind ein richtig gutes Team. Sie machen einen großartigen Job und führen die BCL mit 53,8% an verwandelten Würfen innerhalb der Zone an. Wir haben hier und heute eine, im Vergleich zur Vorwoche, viel bessere Leistung gezeigt – insbesondere in der Verteidigung. Murcia hat einige richtig schwierige Würfe aus der Distanz getroffen, speziell in der Endphase der Partie. Nach einer großartigen Defensivsequenz Anfang des vierten Viertels hat Troy Caupain sicherlich einen Killer-Wurf getroffen, der sie mit neun Punkten in Front gebracht hat; auch danach haben sie einige große Würfe verwandelt – sicherlich unglücklich für uns. Ich habe meinen Jungs dafür sicherlich nicht genug positives Feedback dafür gegeben, dass sie vor etwas mehr als 48 Stunden erst in Berlin gespielt haben, diese Kurzfristigkeit hatte für mein Empfinden etwas damit zu tun, dass wir unsere Würfe heute nicht so gut getroffen haben. Dennoch: Unser Einsatz war heute gut. Ich denke, dass wir uns heute eine realistische Chance gegeben hätten, wenn etwas mehr dieser Würfe gefallen wären. […] Hut ab vor einem wirklich guten Team! Ich wiederhole mich gerne, ich bin der Meinung, dass sie das beste Team sind, gegen das wir diese Saison gespielt haben, sie sind eine der besten Mannschaften in Europa und werden beim Final Four ein herausfordernder Gegner für Malaga. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, es war eine sehr gute Saison in der Basketball Champions League. Wenn Du im Viertelfinale stehst und bis zuletzt die Chance aufs Final Four hast, musst Du Dich sicherlich nicht schämen. Jetzt müssen wir weitermachen und uns auf den nationalen Wettbewerb [die easyCredit BBL] fokussieren."