Leere Ränge, volle Kontrolle: Justin Simon, Brandon Tischler, Ezra Mañjon und die MHP RIESEN dominieren nach dem Seitenwechsel vollumfänglich. Foto: FIBA Europe Cup.
Drittes Top-16-Spiel, dritter Top-16-Sieg: Die MHP RIESEN Ludwigsburg bezwingen ein personell erheblich geschwächtes Spirou BC Charleroi 78:57. Den Unterschied in Belgien machen die Defensive samt 33 forcierter Ballgewinne sowie ein großartiger dritter Abschnitt, in dem die Schwaben 36 Punkte erzielen und die Partie entscheiden.
Einige Stunden vor dem Tip-Off veränderte eine Pressemitteilung der belgischen Hausherren die Ausgangslage des 3. Spieltags im FIBA Europe Cup nochmals drastisch. Charleroi musste auf Cobe Williams (Vertragsauflösung), Chris Lykes (noch nicht spielberechtigt) und Sander Hollanders (verletzt) verzichten. Da zudem Quinten Smout krank ins Spiel ging und die winterlichen Bedingungen, Schneefall und Hochwasser rund um das Sambre-Ufer die allgemeine Stimmung trübten, wurde die Favoritenstellung der MHP RIESEN Ludwigsburg nochmals erhöht. Die Schwaben gingen ihrerseits zwar nur mit fünf Import-Spielern, dafür aber mit im Vergleich zu Sonntag unveränderter Startformation in die Partie und wollten erneut früh den Grundstein legen. Doch dieses Unterfangen sollte gründlich misslingen: Charleroi ließ zunächst den Ball gut durch die eigenen Reihen laufen. Trotz einiger Ballverluste – fünf im ersten Viertel – verdeutlichten die Wallonen ihre Fähigkeiten beim Distanzwurf. Gustav Knudsen und Adedayo Polet sorgten für einen rasanten Beginn, in dem immer wieder die Rot-Schwarzen die Akzente setzten (2:3 / 5:5 / 11:5 / 18:12 / 20:14, 10. Spielminute).
Ludwigsburg verstrickte sich in den ersten zwanzig Minuten zu sehr in Einzelaktionen. Justin Simon, Yorman Polas Bartolo und Co. setzten zwar immer wieder Akzente, mehr als die Schwaben in Schlagdistanz zu halten, vermochten diese Aktionen aber nicht. Die MHP RIESEN mühten sich immer und immer wieder vergeblich, was allen voran an der eigenen Trefferlosigkeit lag. Denn während die Verteidigung stand und Steals generierte, klickte es im Angriff kaum. Trotz einem immensen Chancenplus und samt 17 genommener Würfe mehr, gelang wenig – der Rückstand war folgerichtig und aufgrund der inkonsequenten Entscheidungsfindung auch verdient (30:26, 20.).
Gänzlich anders sollte das Geschehen dann nach dem Seitenwechsel werden, denn die Gäste brachten nun alle Vorteile aufs Parkett: Sie waren defensiv omnipräsent, sicherten sich Ballgewinn für Ballgewinn und warfen sich den Frust ob der Offensivleistungen der vergangenen Partien regelrecht von der Seele. Angeführt von Ezra Mañjon kamen die Ludwigsburger zum Ausgleich, zum Führungswechsel und einem Lauf, den Charleroi nicht mehr zu Stoppen in der Lage war. Die gelb-schwarze Fokussierung machte den Unterschied, die Jacob Patrick, mehrere gezogene Offensivfouls sowie zwei Distanztreffer sowie ein Dunk von Mañjon auch in Zählbares umwandelten. Die Partie kippte in beachtlicher Rasanz und war binnen zehn Minuten. 36 RIESEN-Punkte gingen mit einem der besten Viertel der kompletten Saison und der Vorentscheidung einher (46:62, 30.).
Nur folgerichtig nahm Charleroi, ob der personellen Lage und der Chancenlosigkeit, und Ludwigsburg, ob der eigenen Kraftreserven, der anstehenden Partie am Sonntag (vs. Bamberg | Tickets hier) und der Deutlichkeit des Ergebnisses den sprichwörtlichen Fuß vom Gas. Ein nachvollziehbarer Spannungsabfall, der beidseitig einigen Rollen- und Rotationspielern etwas mehr Minuten verschaffte und statistisch (11:16) keinen Unterschied mehr machte, war die Folge.
John Patrick und seine Mannschaft feiern den dritten Sieg im dritten Top-16-Spiel und bauen damit die Tabellenführung in Gruppe N aus, sodass die Schwaben das Viertelfinale weiterhin fest im Blick haben. Der vorzeitige Einzug in dieses könnte bereits am kommenden Mittwoch im polnischen Włocławek gefeiert werden. Zuvor geht’s aber am Freitagvormittag zunächst nach Hause und dann zum Hinrunden-Abschluss gegen die Bamberg Baskets.
Für Charleroi spielten: Gustav Knudsen 12 Punkte / 5 Rebounds, Adedayo Polet 11, Archange Bolavie 9, Yordan Minchev 8, Willem Brandwijk 6, Craig Adzeh 5, Xander Pintelon 3, Quinten Smout und Maxime Bilolo.
Für Ludwigsburg spielten: Ezra Mañjon 19 Punkte / 5 Assists, Joel Scott 13 / 7, Justin Simon 13 / 8, Jacob Patrick 12, Kellan Grady 7, Jonas Wohlfarth-Bottermann 5 / 6, Yorman Polas Bartolo 5, Johannes Patrick 2, Brandon Tischler 2, Deane Williams, Lenny Anigbata und Dominykas Pleta.
Sam Rotsaert | Headcoach Spirou BC Charleroi | folgt |
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | Wir haben in der zweiten Halbzeit mit den besten Basketball der letzten Wochen gespielt. Dahingehend haben wir im dritten Viertel endlich unseren offensiven Fluch beendet. Es war gut, dass wir wieder gewonnen haben – auch gegen einen Gegner wie Charleroi, der in der jüngeren Vergangenheit viele Punkte gemacht hat. Es war eindrucksvoll, dass und wie die Jungs über das ganze Feld hinweg verteidigt und 33 Turnover erzwungen haben.“ |