„Das ist nicht Ludwigsburger Basketball“

Category News Date 2024-03-10 MHP RIESEN Ludwigsburg vs. Bamberg Baskets 87:92

Ein Abend zum Verzweifeln; nicht nur für Silas Melson. Foto: Eibner / Sascha Walther.  

Der 23. Spieltag endet für die MHP RIESEN Ludwigsburg gegen Bamberg in einer ernüchternden 87:92-Niederlage. Vor 4.200 Zuschauer sind die Hausherren im Angriff glück- und in der Verteidigung zugriffslos. Die fränkischen Gäste liegen über große Strecken der Partie in Front, dominieren in der Zone und verpassen der gelb-schwarzen Playoff-Ambition einen Dämpfer.

Drei Tage nach dem hart erarbeiteten Heimsieg in der Basketball Champions League vertraute Headcoach Josh King auf den identischen Kader und die identische Startformation wie schon am Mittwoch gegen Dijon – und die dankte das Vertrauen mit Punkten. Ludwigsburg legte einen 6:0-Bilderbuchstart aufs Parkett, der mit einem Zwischenstand von 8:1 und 13:6 sowie vier provozierten Ballverlusten binnen vier Minuten garniert wurde. Doch mit fortschreitender Spieldauer verloren die MHP RIESEN zusehends ihren Flow. Binnen weniger Angriffe war der Vorsprung dahin; nun waren die Bamberg Baskets am Drücker (22:23, 10. Spielminute).

Dies setzte sich nach der ersten Viertelpause fort: Trotz vier gezogenen Foulspielen binnen der ersten 76 Sekunden gelang nicht der erneute Start eines RIESEN-Laufes. Ein fortwährendes Hin und Her, das stilprägend für die Partie werden sollte, brach sich Bann. Silas Melson und Jaren Lewis punkteten mehrfach, doch die Rebound-Ausgeglichenheit resultierte nicht in gelb-schwarzen Guard-Vorteilen, sondern lediglich im Erhalt des Status quo. Bamberg gab sein Bestes, Ludwigsburg verpasste zwar den Halbzeit-Buzzerbeater um Haaresbreite und war weiterhin einigermaßen fahrig unterwegs (41:43, 20.).

Bamberg hält den Vorsprung

Nachdem die beiden ersten Spielabschnitte bereits offensivgeprägt und jeweils knapp zu Gäste-Gunsten entschieden wurden, versuchten beide Kontrahenten nach der 15-minütigen Pause der Partie mehr den eigenen Stempel aufzudrücken. Während bei den Baskets der Ball flüssig lief und in allzu oft und einfach in Korbnähe in Zählbares umgemünzt wurde, versuchten sich die MHP RIESEN sich an der Wende. Lewis und Co. erarbeiteten sich auch die Führung. Von langer Dauer war diese aber nicht. Die Franken drehten, durch vier Punkte von Filip Stanic, ihrerseits das Geschehen auf den Kopf, erarbeiteten sich ihr Glück, funktionierten im Teamverbund an diesem Abend sichtbar besser. Ludwigsburg verstrickte sich allzu oft in Einzelaktionen, die zwar situativ gut, in Gänze aber wenig ertragreich waren. Wie schon in Halbzeit eins endeten viele Wurfversuche auf dem Ring – nach 30 Minuten haderten die Gelb-Schwarzen mit allen direkten Akteuren des Spiels: sich, den Schiedsrichtern und ihren Gegenspielern (62:65, 30.).

Im vierten Viertel sollte sich an diesem Bild nichts verändern, was symbolisch mit dem ersten Angriff illustriert wurde. Zwei Offensivrebounds respektive drei Würfe erarbeiteten sich die Hausherren binnen Sekundenbruchteilen. Doch den Weg durch die Reuse fanden die Versuche von Eddy Edigin und Melson nicht. In den folgenden Minuten erspielten sich die Schwaben zwar immer wieder gute Gelegenheiten, doch im Angriff konnten sie nicht übertrumpfen, was in der Verteidigung misslang. Zach Copeland, Trey Woodbury, EJ Onu und Filip Stanic sezierten die Ludwigsburger Zone in scheinbarer Leichtigkeit, sorgten für x-ten Bamberger Aufschwung und setzten sich ab (70:77, 35.). Was für die Vorentscheidung sorgte. Denn obwohl noch genügend Zeit auf der Uhr und diverse Seitenlinienansprachen, Modifikationen und Adaptionen von King versucht und vorgegeben wurden, gelangen den Gelb-Schwarzen wenige bis keine Stopps. Bamberger kämpfte verbissen, punktete beinahe nach Belieben. Ludwigsburg ließ auch weiterhin bis in die Schlusssekunden nichts unversucht, stand Bamberg in nichts nach, ging aber in der Offensive zu fahrlässig mit den eigenen Wurfchancen (38,6 FG%) um und konnte die Gäste – die beim 92:87-Erfolg einen Big-Point-Sieg feierten – auch weiterhin nicht aufhalten; was bei der deutlichen Mehrheit aller Beteiligten für maximale Frustration sorgte.

Auf die Ernüchterung am Samstag könnte in der kommenden Woche gleich zweifach, im jeweiligen Falle eines Sieges, die Euphorie folgen. Am Dienstag (in Istanbul) und am Freitag (gegen Braunschweig) haben die Ludwigsburger die Chance auf A) den vorzeitigen Playoff-Einzug in der Basketball Champions League und B) die Rückkehr in die Top-6 der easyCredit Basketball Bundesliga.

Stats

Für Ludwigsburg spielten: Jaren Lewis 17 Punkte / 6 Rebounds, Silas Melson 17, Jayvon Graves 14 / 8 / 6 Assists, Desure Buie 10 / 1 / 5, Yorman Polas Bartolo 10, Jonathan Bähre 7, Eddy Edigin 6 / 10, Jacob Patrick 3, Michael Hughes II 2 / 6 und Jeff Roberson.

Für Bamberg spielten: Zach Copeland 23 Punkte, Trey Woodbury 21 / 7 Rebounds, EJ Onu 13 / 9, Filip Stanic 10 / 7, Malik Johnson 8, Justin Gray 6, Adrian Nelson 6, Patrick Heckmann 5, Kevin Wohlrath und Karsten Tadda.

Statements

Arne Woltmann| Headcoach Bamberg Baskets
"Danke für die Glückwünsche! Erst einmal Glückwunsch an meine Mannschaft – ich glaube, wir haben hier heute eine hervorragende Leistung gebracht. Wir haben natürlich die Zeit genutzt, die Ludwigsburg unter der Woche aufgrund des BCL-Spiels gegen Dijon nicht hatte, um uns vorzubereiten. Wir haben viele junge Leute, die noch nicht in dieser Liga waren. Und ihnen zu erklären, was in Ludwigsburg passieren kann, ist äußerst schwierig. Aber wir haben den Kampf angenommen! Die ersten vier Minuten ist das passiert, was man erahnen konnte – dann haben wir uns gefangen. Wir hatten in den ersten vier Minuten vier Turnover, im Rest des Spiels sechs. Das ist eine Sache, die Du haben musst, um gegen Ludwigsburg bestehen zu können. Leider haben wir 18 Offensivrebounds abgegeben, das ist natürlich viel zu viel. Aber ich glaube trotzdem, dass wir defensiv einen soliden Job gemacht haben. Meine Mannschaft hat gekämpft und in den Phasen, in der sie in der Vergangenheit auseinandergefallen ist, hart gekämpft und war sehr fokussiert, haben gehuddelt und sich als Mannschaft da rausgezogen. Das war eine gute Leistung."
Josh King | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg
"Zunächst Glückwunsch an Arne [Woltmann] und Bamberg, ein hochverdienter Sieg. Ich möchte Bamberg heute nichts wegnehmen, sie haben uns in allen vier Vierteln geschlagen… aber das war heute keinesfalls die Art , wie wir spielen möchten. Das ist kein Ludwigsburger Basketball. Wir waren klar nicht fokussiert in der Verteidigung. Es ging fortwährend Punkt für Punkt hin und her, wir haben 92 Punkte zugelassen. Am Mittwoch haben wir ein Spiel trotz 27 Ballverlusten gewonnen, weil wir physisch und robust waren, weil wir aggressiv agierten und in der Verteidigung gut gestanden haben. Wenn wir das nicht machen, werden wir mehr Spiele so wie heute haben. Ich kann nicht sagen, dass ein spezieller Spieler defensiv gut gespielt hätte. Wir hatten in der zweiten Hälfte, nachdem wir in der ersten Halbzeit einen ganz guten Job gegen ihn gemacht haben, keine Antwort auf [Zach] Copeland. Aber nochmals: Wir können nicht gewinnen, wenn es offensiv nur hin und her geht, wir Punkte über vier Viertel austauschen und uns die Verteidigung nicht wichtig ist. Das war offensichtlich heute nicht der Fall, das ist enttäuschend. Ich habe aber großen Glauben an unser Team, dass wir ein Bounceback haben werden, dies machen wir diese Saison sehr oft. Die Saison ist ein Prozess, natürlich wollten wir heute Abend auch gewinnen, aber wir müssen nun den Fokus neu justieren. Am Dienstag steigt ein großes Spiel und wir müssen besser sein. Wenn wir so wie heute spielen, werden wir nicht viele Basketball-Spiele gewinnen."