Kann sich über den bisherigen Wettbewerbsverlauf sehr freuen und möchte am Mittwoch Schwung für Sonntag mitnehmen: John Patrick. Foto: Sascha Walther / Eibner.
Nach der deutlichen Heimniederlage gegen Braunschweig sind die MHP RIESEN Ludwigsburg in der easyCredit BBL etwas unter Zugzwang geraten. Bevor auf nationalem Parkett im Februar gewissermaßen die „Wochen der Wahrheit“ starten, richtet sich der Blick gen FIBA Europe Cup. Im vorletzten Top-16-Spiel gastieren die Schwaben am Mittwoch (29.01.; 18:45 Uhr) in Fribourg. Mit einem Erfolgserlebnis wären die Patrick-Schützlinge vorzeitig Erster – und würden sich selbst in eine noch bessere Playoff-Ausgangslage bringen.
Der Samstag in der MHPArena war, mit Blick auf das Parkett, ganzheitlich wenig erfreulich. Im zum fünften Mal in Folge ausverkauften Wohnzimmer konnten sich die Ludwigsburger zwar über massiven, gelb-schwarzen Support freuen, zeigten aber eine ihrer schlechtesten Saisonleistungen. Braunschweig war, wie schon im Hinrunden-Duell, deutlich überlegen, individuell auf nahezu jeder Position, mannschaftsübergreifend in beinahe jeder Facette besser. Die MHP RIESEN agierten im Angriff viel zu harmlos und wurfschwach, leisteten sich auf und neben dem Parkett einen komplett gebrauchten Tag, den sie auch durch ihre exzellente Rebound-Arbeit (57:36) und eine großartige Moral nicht wettzumachen vermochten.
Die Niederlage war inhaltlich ernüchternd, emotional schmerzhaft und tabellarisch folgenschwer – Ludwigsburg ist nun Neunter – gleichzeitig aber im Idealfall auch nur ein Tiefschlag. In drei der kommenden fünf Partien, die allesamt in den nächsten 14 Tagen stattfinden, haben die MHP RIESEN gegen Ulm, in Heidelberg und gegen Bonn die Gelegenheit(en), um sich selbst aus dieser sportlich herausfordernden Lage zu befreien und einen Aufschwung zu starten.
Zwischenzeitlich müssen und werden die Barockstädter diese Lage aber ausblenden und sich auf einen anderen, nämlich den internationalen Wettbewerb konzentrieren. Hierin haben sie ebenfalls viel vor, die in der Beletage des deutschen Basketballs angestrebte Playoff-Position aber bereits sicher. Beginnend mit dem 92:84-Erfolg in Włocławek vor 14 Tagen ist der dreistufige Matchball im FIBA Europe Cup gestartet und der erste Schritt bereits getan.
Nachdem das eigene Weiterkommen gesichert ist, möchten John Patrick und seine Mannschaft sich nun in Fribourg den Gruppensieg und den Heimvorteil im Viertelfinale sichern. Aufgrund des deutlichen Erfolgserlebnisses im ersten Aufeinandertreffen (82:58 | +24) wäre dafür auch eine Niederlage mit 23 Zählern Differenz theoretisch ausreichend. Die Ludwigsburger streben aber A) immer den Sieg und B) im Idealfall den Heimvorteil über alle möglichen Playoff-Runden an – und dafür müssen sie das Top-16 (voraussichtlich) mit einer 6:0-Bilanz beenden. Der Wille es deutlich besser als am Samstag zu machen und mit einem Erfolgserlebnis im Rücken ins Derby gegen Ulm zu gehen, ist ohnehin immens.
Folgerichtig richtet sich der Blick nach und auf Fribourg und damit auf den Tabellenführer der Nationalliga A. Dort sind die Blau-Weißen weiterhin das ungeschlagene Maß aller Dinge, thronen mit einer 12:0-Bilanz an der Spitze und sind auf bestem Wege in Richtung famosem Hauptrunden-Abschluss. Zudem etablierten sie sich, durch zwei Erfolgserlebnisse gegen Charleroi, als Zweiter in der ausgeglichen besetzten Gruppe N. Mit einem Sieg aus den beiden abschließenden Partien, die beide im heimischen Saint-Léonard stattfinden, würden Thibaut Petit und sein Team den MHP RIESEN in die Playoffs folgen. Hierfür muss der 44-jährige Belgier zwar weiterhin personell etwas experimentieren, Chimezie Offurum, Killian Martin und Roberto Kovac fallen weiterhin aus AJ Bramah ist nicht mehr Teil der Schweizer, hat dafür aber seit dem Hinspiel auch zwei Neuzugänge begrüßen können: Michel-Ofik Nzege und Xavier Green. Beide Forwards sind im FIBA Europe Cup spielberechtigt, Nzege könnte gegen Ludwigsburg sein Debüt feiern, während Green seines bereits gegen Charleroi (18 Minute / 4 Punkte / 1 Rebound) erlebte. Neben einem möglicherweise aufdrehenden Green gilt es die bereits aus dem ersten Duell bekannten Guards zu kontrollieren: Eric Nottage (16,7 Punkte / 5,4 Assists / 3,9 Rebounds / 3,0 Steals) und Anthony Williams (12,5) überzeugen im Back-, Natan Jurkovitz (12,4 / 6,2 Rebounds) und Jonathan Kazadi (11,6 / 3,8) im Frontcourt von Fribourg. Arnaud Cotture (8,1 / 5,6) und Cheikh Sane (3,8 / 4,0) komplettieren das Stammspieler-Septett.
Die Rotation der Schweizer mag damit zwar recht klein, bereit für das Duell müssen die MHP RIESEN aber allemal sein: Im Hinspiel waren sie erst nach der Pause (Halbzeit: 40:33 / Endergebnis: 82:58) deutlich besser und beispielsweise der Gastauftritt von Cholet Basket (81:85), das sich jüngst ebenfalls für die Playoffs qualifizierte, aus dem vergangenen Oktober zeigt, dass Fribourg in eigener Halle nochmals deutlich stärker einzuschätzen ist. Ein Fakt, den die Ludwigsburger nicht am eigenen Leibe erleben möchten, eine Lehre, die sie aber bereits in East Kilbride machten. Gegen die Caledonia Gladiators gab’s nach einem souveränen 86:62-Erfolg in Ludwigsburg eine 71:73-Niederlage in Schottland. Die bisher einzige Niederlage im Wettbewerb soll eine Ausnahme bleiben.
Personell gehen die Schwaben mehrheitlich unverändert im Vergleich zum Braunschweig-Duell ins Spiel: Hinter Deane Williams, er pausierte mit Rückenproblemen, steht noch ein Fragezeichen. Der 28-jährige Brite soll nur im Falle dessen, dass er beschwerdefrei ist, zum Einsatz kommen und wird alternativ vom wieder einsatzfähigen Dominykas Pleta, er setzte mit einer leichten Knieblessur zuletzt zweieinhalb Wochen aus, vertreten werden. Ebenfalls mit in der Westschweiz ist Simon Feneberg, der zuletzt seine Sache im RIESEN-Training und ProB-Spielbetrieb sehr gut machte, bei Frankfurt II vor Wochenfrist einen Karrierebestwert (33 Punkte / 57 FG%) auflegte und ganz generell eine sehr gute Formkurve aufweist, die ihm bereits zwei Kurzeinsätze in der easyCredit BBL bescherte. Lenny Anigbata (noch angeschlagen) und Julis Baumer (weiterhin Schüler) stehen nicht zur Verfügung. Neuzugang Elijah Pemberton ist derweil auch auf internationalem Parkett einsatzfähig und brennt darauf auf seinen Debütauftritt (16:03 Minuten / 2 Punkte / 2 Rebounds) aufzubauen.
So oder so gilt: Voller Fokus auf den Sieg!
4 – Playoff-Plätze für das Viertelfinale sind noch offen und die Spannung an Spieltag fünf immens: Die nächsten Entscheidungen stehen an und bis auf ESSM Le Portel und Dinamo BdS Sassari, die beide bereits ausgeschieden sind, ist das Rennen noch komplett offen.
9 – Siege aus zehn Spielen feierten die Ludwigsburger im bisherigen Wettbewerbsverlauf. Damit sind sie, nach Bilbao (10:0) und gemeinsam mit Saloniki (ebenfalls 9:1), das zweitbeste Team im FIBA Europe Cup.
15 – Punkte markierte Yorman Polas Bartolo im Hinspiel und bei seinem Comeback im Dezember. Der Deutsch-Kubaner war gegen Fribourg, ebenso wie in der vergangenen Partie in Włocławek (24 Punkte) der beste Ludwigsburger.
Fribourg Olympic Basket vs. MHP RIESEN Ludwigsburg
Mittwoch, 29.01.2025; Tip-Off 18:45 Uhr
Halle Omnisport Saint-Léonard, Chem. Saint-Léonard 3, 1700 Fribourg, Schweiz
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