Sechs Punkte und der entscheidende Dreier ins Glück – Jacob Patrick wird zu eine der X-Faktoren. Foto: Eibner / Sascha Walther.
Vor ausverkaufter Heimkulisse präsentieren sich die MHP RIESEN in beeindruckend kämpferischer Art und Weise. Ludwigsburg übernimmt ab der Mitte des zweiten Viertels defensiv die Kontrolle, begegnet ALBA BERLIN auf Augenhöhe und gewinnt hochverdient 87:79. Desure Buie ragt beim fünften Saisonsieg in der easyCredit BBL mit 25 Zählern heraus – doch auch Jonathan Bähre, Jacob Patrick, Eddy Edigin und Jayvon Graves haben siegbringende Aktionen.
Nachdem die RIESEN-Fans bereits vor zwei Wochen für das erste Highlight, nämlich das „ausverkauft“-Statement in dieser Spielzeit gesorgt hatten, gab’s vor Spielbeginn bereits ein gelb-schwarzes Fan-Meer soweit das Auge reichte. Ein Zuschauer war dabei in seiner Rolle wider Willen: Dominykas Pleta saß mit bandagiertem Fuß und Krücken hinter der LED-Bande. Der junge Big Man hatte sich in der gestrigen ProB-Partie gegen Leitershofen (94:83) eine Fußverletzung zugezogen und fällt damit nun vorerst aus. In den kommenden Tagen soll eine genaue(re) Diagnose Aufschluss über die konkrete Ausfallzeit des 19-Jährigen geben.
Zu Beginn des Spiels war der zuvor gefeierte Weltmeister – und Ex-RIESE – Johannes Thiemann der auffälligste Akteur. Der Power Forward war nicht zu halten, markierte acht Punkte, zwang Headcoach Josh King zur ersten Auszeit (6:14) und war insgesamt an diesem Abend Berlins Bester. Infolge der Justierungen am Seitenrand und einiger Wechsel, unter anderem mit dem Heim-Comeback von Jonathan Bähre, kamen die Gelb-Schwarzen besser in die Partie. Defensiv standen die Hausherren bedeutend besser und kaschierten damit ihre verbesserungswürdige Quote im Angriff. Nach zehn gespielten Minuten hatten sie lediglich 35 Prozent ihrer Feldwürfe getroffen, insgesamt aber ein gutes Spiel gemacht (19:21, 10. Spielminute).
Ebenjene Quote sollte ab der elften Minute rapide in die Höhe schnellen. Desure Buie traf aus der Distanz, Jaren Lewis doppelt in Korbnähe. Obwohl Gästecoach Israel González die Seinen zu sortieren versuchte, blieb der schwäbische Defensiv-Wirbel ungebremst: Bähre und Jacob Patrick verwandelten ebenfalls von jenseits der 6,75-Meter-Linie und sorgten dafür, dass die Führung zumindest zwischenzeitlich bis auf 15 Zähler anwuchs. Die Basis für all dies: die gelb-schwarze Verteidigung, die Berlins Offensivbrillanz mit der Thiemann-Ausnahme im Keim erstickte (47:34, 20.)
Während sich Berlin, wie schon zu Beginn des Spiels, in der Halbzeit viel vorgenommen hatte und die Hausherren zu übertrumpfen versuchte, hielten die MHP RIESEN exzellent dagegen – und dem Druck stand. Infolgedessen wurde die Partie ruppiger und nickeliger, was dem kämpferischen Element, der Spannung innerhalb der Halle und der Emotion zwar guttat, insgesamt aber mit einer Annäherung beider Kontrahenten einherging. Durchaus zu Ludwigsburger Ungunsten: Yorman Polas Bartolo agierte im Duell mit Thiemann, den er zumindest phasenweise einzubremsen vermochte, doppelt unglücklich – kassierte zuerst ein unsportliches und wenige Minuten später ein disqualifizierendes Foul, weshalb der RIESEN-Kapitän vorzeitig in die Kabine musste. Doch den Verlust von El Ciclón verarbeiteten die Hausherren gut. Sie rückten ein weiteres Stückchen mehr zusammen und lagen auch weiterhin in Front (68:63, 30.).
Das Erreichte war gut, wurde in der Crunchtime aber noch besser: Ludwigsburg erzwang zum Viertelstart vier Ballverluste in Serie und brillierte in kämpferischer Art und Weise. Bähre flog nach Buie-Assist spektakulär zum Alley-Oop-Dunk ein und ließ seinem eigenen Highlight einen weiteren Augenschmaus – konkret einen Block gegen Thiemann – folgen. Den gewonnen Ballbesitz veredelte Buie wiederum per Dreipunkttreffer und stellte auf Zehn-Punkte-Führung (36.). Angeführt von Gabriele Procida, Matteo Spagnolo und dem nimmermüden Thiemann sendete Berlin nochmals ein Lebenszeichen. Doch beim Stand von 78:73 übernahmen King (Auszeit), Bähre und Patrick (jeweils per Dreier) Verantwortung. Die beiden Korberfolge besiegelten den Spielausgang und die sich Bahn brechende Partystimmung.
Im Anschluss an den berauschenden 87:79-Heimerfolg gegen Berlin geht’s im RIESEN-Terminplan direkt mit der nächsten Partie weiter. Bereits am Montag reisen die Schwaben nach Südniedersachsen, dort treffen sie am Dienstagabend (28.11., 20:00 Uhr) im Nachholspiel des 2. Spieltags auf die BG Göttingen.
Für Ludwigsburg spielten: Desure Buie 25 Punkte / 6 Assists, Jayvon Graves 10 / 6 / 6 Rebounds, Eddy Edigin 9 / 7 Rebounds, Elijah Childs 9, Jonathan Bähre 8, Deion Hammond 8, Jacob Patrick 6, Jaren Lewis 4, Silas Melson 4 und Yorman Polas Bartolo 4.
Für Berlin spielten: Johannes Thiemann 29 Punkte / 7 Rebounds, Gabriele Procida 14, Matteo Spagnolo 13, Yanni Wetzell 8, Malte Delow 6 / 5 Rebounds, Khalifa Koumadje 4, Tim Schneider 2, Kresimir Nikic 2, Ziga Samar 1 und Jonas Mattisseck.
Israel González | Headcoach ALBA BERLIN | "Glückwunsch an Ludwigsburg, sie haben ein gutes Spiel gemacht – mit einer großen Intensität, mit einer physischen Gangart am Limit, vielleicht sogar über dem Limit. Sie haben die Dinge gemacht, die es benötigt, um zu gewinnen. Deshalb: Glückwunsch an sie [die Ludwigsburger]. Zudem: Wir sind für mein Empfinden gut ins Spiel gestartet und haben die Ideen umgesetzt, die wir vor der Partie hatten. Nachdem Ludwigsburg in der Verteidigung immer besser wurde, über das ganze Feld gepresst hat, hatten wir viele Probleme – physisch, um ans Limit zu kommen. Wir sind nicht an ihre Intensität herangekommen. Es gab eine Phase im zweiten Viertel in der wir die Kontrolle verloren haben, ab diesem Moment hatten sie einen Vorteil. In der zweiten Halbzeit haben wir versucht heranzukommen, aber Ludwigsburg hatte immer eine Antwort mehr parat. Ein guter Wurf, einen guten Defensivaktion, … Wir müssen weiter arbeiten." |
Josh King | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Ich bin glücklich – für unser Team, unsere Fans und unseren Verein. Für mein Empfinden ist das ein sehr guter Sieg. Wir haben gegen eine Mannschaft, die uns heute Abend sehr gefordert hat, hart und gut gespielt. Wie Israel González gerade gesagt hat: Berlin hatte den besseren Start, unsere Bank hat heute in gewisser Weise das Spiel gewonnen. Sie sind reingekommen, haben den Ton angegeben und den Druck etabliert, den wir defensiv brauchten. Ich denke, dass wir ab da das Spiel übernommen haben und aus unserer guten Defensive – und ihren Ballverlusten – unsere Offensive etablieren konnten. Offensichtlich gibt’s Dinge, an denen wir arbeiten müssen, aber insgesamt war das eine gute Leistung von uns. Wir müssen uns jetzt voll auf das nächste Spiel in 48 Stunden [in Göttingen] konzentrieren." |