Barry Brown schulterte in der ersten Halbzeit seine Farben und avancierte in Bamberg mit 23 Punkten zum Topscorer. Foto: Daniel Löb.
Die MHP RIESEN Ludwigsburg kehren mit einer Niederlage aus Bamberg zurück. Beim 93:94 starten die Schwaben in der zweiten Halbzeit eine famose Aufholjagd, drehen die Partie auf den Kopf und müssen dennoch am Ende ohne Punkte die Heimreise antreten. Die Entscheidung über den ersten Tabellenplatz ist demnach bis mindestens Sonntag – und dem Heimspiel gegen Bonn – vertagt.
Wie schon beim 106:69-Erfolg gegen Frankfurt musste Headcoach John Patrick auch in Bamberg auf drei seiner Akteure verzichten. Jaleen Smith, Tremmell Darden und Jacob Patrick fehlten angeschlagen. Im Vergleich zum Dienstag gab es dann aber doch eine Änderung: Jonah Radebaugh rückte für Lukas Herzog in die Startformation. Bester Ludwigsburger in der Anfangsphase war derweil Barry Brown. Der US-Amerikaner blockte den ersten fränkischen Wurf und sorgte für die ersten vier Zähler der Gelb-Schwarzen. Der bessere Start gelang dennoch den Hausherren: Die Bamberg spielten gut zusammen, trafen den ersten Distanzwurf-Versuch und erarbeiteten sich dadurch die Führung (7:4, 3. Spielminute). Ludwigsburg fand in der Anfangsphase ausschließlich in Korbnähe statt, der erste Dreier sollte 12 Minuten auf sich warten lassen, weshalb in einer ausgeglichenen Partie immer wieder die Bamberger die Akzente setzten. Kenneth Ogbe, Christian Sengfelder und David Kravish fanden eine gute Mixtur aus In- und Outside-Spiel (13:7) – und die Ludwigsburger sich deshalb zur Ansprache am Seitenrand wieder. Den 11:0-Lauf bremste Patrick durch seine Worte aber nicht. Die Gäste waren im ersten Viertel in beinahe jedem Match-Up unterlegen und mussten die Franken gewähren lassen. Da zudem die Freiwurfquote ausbaufähig daherkam (50%), lagen die MHP RIESEN nach zehn gespielten Minuten deutlich zurück (25:10, 10.).
Ab der 11. Minute fand der Tabellenführer dann etwas mehr Zugriff zum Spiel. Wobei die Betonung hier auf „etwas“ liegt. Jamel McLean und Brown sorgten zwar schnell für Zählbares und die erste Roijakkers-Auszeit der Partie – die Schwaben lagen allerdings weiterhin deutlich in Rückstand (25:15, 12.). Immerhin: Sie agierten nun wieder auf Augenhöhe, konnten sich auf den heiß laufenden Brown verlassen und hielten den Rückstand bei circa 15 Zählern. Während das Geschehen demnach gleichbleibend verlief, drehten nun auch andere Akteure auf. Yorman Polas Bartolo und Johannes Patrick markierten einige Korberfolge, an der klaren Überlegenheit konnte aber auch dieses Duo nichts ändern. Ludwigsburg versuchte sich immer wieder am Start einer Aufholjagd, doch in Halbzeit eins sollte noch zu wenig gelingen. Das Gute: Die Gäste verkürzten auf zehn Zähler und waren vor dem Gang in die Kabinen wieder in Schlagdistanz (47:37, 20.).
Angeführt von Brown, Radebaugh und McLean kamen die MHP RIESEN mit großem Willen in die zweite Halbzeit. In den ersten Sequenzen waren die Barockstädter ein Stückchen glücklos. Nun aber, trotz Rückstand, das tonangebende Team – aber nur kurzzeitig. Die Bamberger sezierten die schwäbische Verteidigung gleich zweifach über die Grundlinie, Chase Fieler und Ogbe kamen zum Dunking und die Schwaben auf die Teambank eingeflogen (53:42, 23.). Doch es sollten noch weitere schwache Minuten folgen: Die Hausherren spielten im Rhythmus der ersten zehn Minuten und setzten sich wieder ab. Es dauerte bis zur 25. Minute bis zur edngültigen Ludwigsburger Aufholjagd. Der bis dato glücklose Hulls und der ebenso unglücklich agierende da Silva drehten an beiden Enden des Parketts in unterschiedlicher Art und Weise auf und sorgten gemeinschaftlich dafür, dass der Rückstand wieder einstellig wurde. Da Patrick, der ein herausragendes Spiel machte, und Lukas Herzog jeweils aus der 6,75-Meter-Distanz nachlegten, waren die Gäste wieder vollkommen im Spiel (62:56, 28./ 69:66, 30.).
Während die Schwaben zur Jagd auf den Führungswechsel bliesen, blieb Bamberg in Front: Michele Vitali sorgte für eine erfolgreiche Offensive und das Vier-Punkt-Spiel. Patrick und Hulls bewiesen Charakter, Herz und Qualität. Sie verkürzten für ihre Farben auf einen Zähler und waren drauf und dran das Geschehen auf den Kopf zu stellen – doch Vitali war erneut aus der Distanz zur Stelle. Woraufhin Patrick, der Ältere, die Auszeit nahm. Sie sollte fruchten. Die Crunchtime blieb eng und Ludwigsburg weiterhin auf Augenhöhe. Doch trotz mehrfacher Gelegenheiten sollte es mit dem Führungswechsel vorerst nicht funktionieren. Die Hausherren hatten immer wieder die richtige Antwort, auch auf den RIESEN-Ausgleich (79:79). Sie kamen zu einem 10:3-Lauf und setzten sich erfolgreich ab (89:82, 35.). Doch die Schwaben behielten ihre Jetzt-erst-recht-Einstellung. Sie zeigten all ihre Fähigkeiten und konnten sich dann bei ihren Youngstern bedanken: Patrick und Herzog sorgten für den Führungswechsel, der 34 Sekunden vor dem Ende perfekt war – und dennoch nicht das erhoffte Ende mit sich brachte. Denn das letzte Wort hatte Bamberg in Person von Ogbe. Der Nationalspieler punktete nach einer Auszeit, stellte mit den letzten Zählern der Partie auf 94:93 und entschied, in für Ludwigsburg bitterer Art und Weise, eine wahre Basketball-Schlacht.
Den Kopf hängen lassen müssen die MHP RIESEN deshalb aber nicht. Sie zeigten ab der 21. Spielminute eine, trotz aller Personalprobleme, famose Leistung. Exakt 48 Stunden nach dem 31. Spieltag kann der Tabellenführer nun am 32. Spieltag den zweiten von vier Matchbällen in eigener Halle in Richtung Hauptrunden-Ende verwandeln: Tip-Off gegen die Telekom Baskets Bonn ist am Sonntag um 20:30 Uhr.
Für Bamberg spielten: Michele Vitali 10 / 5 Rebounds / 5 Assists, Chase Fieler 14 / 6, Kenneth Ogbe 11, Tyler Larson 11 / 5 Assists, David Kravish 9 / 10 Rebounds, Devon Hall 9, Dominik Lockhart 8, Bennet Hundt 7, Christian Sengfelder 5, Moritz Plescher 3, Shevon Thompson 2 und Mateo Seric.
Für Ludwigsburg spielten: Barry Brown 23 Punkte, Johannes Patrick 17, Jordan Hulls 14 / 9 Assists, Oscar da Silva 10 / 5, Rebounds, Jamel McLean 8 / 5, Lukas Herzog 8, Yorman Polas Bartolo 8 / 5 Assists, Jonah Radebaugh 4 / 5 Rebounds, Andrew Warren 1, Desi Rodriguez und Jonas Wohlfarth-Bottermann.
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Gratulation an Johan [Roijakkers] und Brose Bamberg. Sie haben uns im ersten Viertel dominiert. Das war der Grundstein zum Sieg. Ich bin aber stolz, wie wir zurückgekommen sind. Am Ende hatten wir die Chance, aber nicht die Coolness, um das Spiel für uns zu Ende zu bringen." |
Johan Roijakkers | Headcoach Brose Bamberg | "Danke für die Glückwünsche. Beide Mannschaften hätten den Sieg verdient gehabt. Wir hatten eine gute erste Halbzeit, Ludwigsburg eine gute zweite. Es war ein wichtiger Sieg fürs Playoff-Rennen, das am Sonntag weiter geht." |