Viele Adaptionen und dennoch nur phasenweiser Zugriff: Ludwigsburg bekommt in Murcia seine Grenzen aufgezeigt. Foto: Javier Bernal.
Der Serien-Auftakt im Playoff-Viertelfinale geht für die MHP RIESEN Ludwigsburg 72:98 verloren. Bei UCAM Murcia starten die Schwaben schwach und agieren über die vollen 40 Minuten nur phasenweise gleichwertig. Besonders die spanischen Stärken innerhalb der Zone und unter dem Korb bekommen die Gäste zu keiner Zeit in den Griff – und haben nun ein Do-or-die-Spiel (09.04., 20:00 Uhr) in eigener Halle vor Augen.
Wenn es vor den rund 6.500 Zuschauern im Palacio de los Deportes einer Verdeutlichung der eigenen Stärke bedurft hätte, die ersten Playoff-Minuten der Viertelfinal-Serie wären dafür ein perfektes Beispiel gewesen: UCAM Murcia startete sehr zur Freude der eigenen Fans herausragend ins Spiel und die Serie, traf Wurfversuch um Wurfversuch und stellte binnen kürzester Zeit auf 9:0 (3. Spielminute). Erst nach einer Seitenlinien-Ansprache von Josh King, der sein Team im Vergleich zum Sonntag gegen Ulm nicht veränderte, fanden die Ludwigsburger ins Spiel, was sich offensiv mit wenig Fluss und Einzelaktionen bemerkbar machte. Parallel erlaubten sich die MHP RIESEN viel defensives Stückwerk. Die Hausherren brillierten parallel durch gutes Play- und Shotmaking, sezierten die RIESEN-Verteidigung und waren an beiden Enden des Parketts besser. Ludwigsburg gestaltete das Geschehen ab der vierten Spielminute zwar weitestgehend ausgeglichen, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass das anfängliche Defizit zum Viertelende zweistellig wurde (27:14, 10.).
Ab dem zweiten Spielabschnitt wurde die RIESEN-Leistung dann vor allem in der Verteidigung nochmals besser: Die Gelb-Schwarzen legten in den fünf ersten Angriffen vier Stopps aufs Parkett und machten gleichzeitig ihrerseits sechs Zähler – was den Spielstand wieder erträglicher gestaltete (29:20, 13.) und Sito Alonso schließlich zur Auszeit nötigte (31:24, 15.). Infolgedessen beruhigte sich der Schlagabtausch auch aufgrund zweier mehrminütiger Video-Überprüfungen (Ballbesitz & Dreier) der Schiedsrichter, im Anschluss übernahmen Graves und Eddy Edigin das Kommando, das auf Seiten der Spanier Marko Todorovic seinerseits mit vier persönlichen Zählern erwiderte. Eine Sequenz, die exemplarisch für ein ausgeglichenen Spielabschnitt war: Beide Teams begegneten sich auf physisch intensiver Weise, schenkten sich gerade in der Defensive nichts, doch die Hausherren gingen dennoch mit einem weiterhin relativ deutlichen Vorsprung in die Kabinen (44:33, 20.).
Nach drei Viertel entschieden
Im Anschluss an die 15-minütige Pause waren es erneut die Gäste, die wie schon im zweiten Abschnitt zuerst die Akzente setzen. Edigin-Punkte, ein Defensiv-Stopp und Buie-Zähler legten eine gute Basis (44:37), die allerdings kurze Zeit später in der Verteidigung bröckelte und in einem Dustin-Sleva-Feature mündete. Der Power Forward dominierte das Geschehen und sorgte dafür, dass eine weitere King-Auszeit notwendig wurde (53:39, 24.). Jaren Lewis und Jonathan Bähre verwandelten im Anschluss zwar Wurfversuche, doch ein wirklicher Fluss kam nicht auf. Immer wieder mühten sich die Gäste vergeblich, trafen schlechte Entscheidungen. Obwohl die Gelb-Schwarzen mehrfach die Chance hatten, den Rückstand einstellig werden zu lassen, funktionierte wenig (71:55, 30.).
Zu wenig, wie sich auch im Schlussabschnitt verdeutlichte: Angeführt von ihrer sehr dominanten Big-Men-Riege, die mit 70 markierten Punkten und 37 Rebounds die Zone dominierte sowie von den beiden Point Guards Dylan Ennis und Troy Caupain herausragend orchestriert wurde, spielte Murcia seine spielerische Klasse endgültig und umfassend aus. Ludwigsburg war nun chancenlos und nur noch ein Bestandteil einer spanischen Party, der eine sehr gute Leistung vorangegangen war.
Aufgrund der 72:98-Pleite liegen die Schwaben in der Viertelfinal-Serie von nun an in Rückstand und stehen in eigener Halle am kommenden Dienstag unter entsprechendem Erfolgsdruck. Nur ein Heimsieg hält die MHP RIESEN im Wettbewerb, zunächst geht’s aber in der Fremde weiter – am Sonntag gastieren die Ludwigsburg ebenfalls bei einem Top-Gegner, es geht nach Berlin.
Für Murcia spielten: Rodions Kurucs 18 Punkte, Marko Todorovic 16, Troy Caupain 14, Nemanja Radovic 11, Dustin Sleva 10 / 5 Rebounds, Jonah Radebaugh 8, Howard Sant-Roos 7, Moussa Diagne 7, Dylan Ennis 6 und Ludvig Hakanson 1.
Für Ludwigsburg spielten: Jayvon Graves 16 Punkte / 6 Rebounds, Desure Buie 11, Jaren Lewis 10, Eddy Edigin 10, Jonathan Bähre 8 / 5, Yorman Polas Bartolo 8, Silas Melson 5, Jeff Roberson 2, Dominykas Pleta 2, Jacob Patrick und Deion Hammond.
Headcoach Josh King | MHP RIESEN Ludwigsburg: | "Desure [der vorangegangen das Spiel resümierte und dabei vor allem sich selbst kritisierte] hat nur bedingt recht: Selbstverständlich war das heute kein gutes Spiel von ihm, aber diese Niederlage hatte heute viele Gründe und lag an weitaus mehr als nur einer individuellen Leistung. Insgesamt waren wir heute nicht auf dem Level, um Murcia auswärts und in deren Halle zu bezwingen. Ich denke, dass wir einige Sachen gut gemacht haben, aber das Spiel dauert 40 Minuten und da waren wir heute klar schwächer. Wir haben uns auf einen Kampf vorbereitet – und man sieht, dass dieser nötig ist. Murcia hat im Vergleich zu uns einen deutlichen Größenvorteil, was an den 60 Punkten in der Zone sichtbar wird. Meiner Meinung nach haben wir ihnen mit unserem Druck Probleme bereitet, aber wir waren in verschiedensten Bereichen nicht auf dem Level, das es benötigt. Um in der kommenden Woche in unserem Wohnzimmer eine Chance haben zu wollen, müssen wir deutlich besser sein – hoffentlich können wir das. Ich weiß nicht, ob wir heute eine individuell gute statistische Leistung hatten. Auf alle Fälle brauchen wir einige Jungs, die deutlich besser sein müssen." |
Headcoach Sito Alonso | UCAM Murcia | "Die ‚Bando de la Huerta‘-Party [lokales Frühlingsfest nach Oster] war in den vergangenen Tagen super! Speziell, wenn es danach ebenfalls feierlich zu geht: Ich bin sehr froh für die Menschen und die Spieler, es war ein fantastisches Spiel mit wirklich schönen Spielzügen. Allerdings, Rodionos Kurucs [der ebenfalls vorangegangen die Partie resümierte] hat es gerade gesagt: Es ist egal, ob Du mit +26 oder mit +1 gewinnst. Es steht 1:0 und wir müssen unseren Job erledigen. Sicherlich wird es deutlich schwerer, sie in Deutschland zu bezwingen. Wir müssen uns ausruhen, für unser Spiel im Pavelló Olímpic [der Heimhalle von Joventut de Badalona] und dann nochmals eine Leistung wie heute abrufen, um die Serie zu beenden." |