Per Distanzwurf ins Glück? Rostock trifft am fünftbesten (36,7 3P%), Ludwigsburg nimmt die zweitmeisten Würfe (30,2 3PA) aus der 6,75-Meter-Distanz. Foto: Eibner / Sascha Walther.
Nach dem Duell mit (und dem Heimsieg gegen) Chemnitz wird die Ostdeutschland-Woche für die MHP RIESEN Ludwigsburg nahtlos und doppelt in der Fremde fortgesetzt. Am Dienstag (30.04., 18:30 Uhr) gastieren die Gelb-Schwarzen in Mecklenburg-Vorpommern und treffen auf die ROSTOCK SEAWOLVES. Dyn überträgt, mit Michael Körner am Mikrofon, ab 18:15 Uhr aus der StadtHalle Rostock.
Die Zufälle und Zusammenhänge im Terminplan sind in manchen Spielzeiten kurios, so auch an in dieser. Während die MHP RIESEN Ludwigsburg in der easyCredit BBL-Hinrunde mehrheitlich eine Auswärtstournee durch Süddeutschland – Würzburg, Ulm, Bamberg, München, Heidelberg – machten, sind respektive waren die weitesten Auswärtsfahrten – Oldenburg, Vechta, Berlin, Hamburg und Rostock – allesamt in der Rückrunde beheimatet. Zudem gibt’s die Duelle gegen die drei ostdeutschen Klubs binnen acht Tagen direkt aufeinanderfolgend. Nach Chemnitz ist vor Rostock und Weißenfels, die Schwaben werden entsprechend in dieser Woche viele Reisekilometer zurücklegen. Aber, eins nach dem anderen. Also: Rostock.
Aufgrund der Kürze der Zeit und im Sinne möglichst vieler und guter Trainingseinheiten in heimischen Gefilden reisen die Schwaben via Flugzeug und über Stuttgart und Hamburg nach Rostock. Statt mehr als 800 Kilometern im Teambus gibt’s demnach eine relativ kurze Busfahrt von Hansestadt zu Hansestadt und über die A20, zuvor die SEAWOLVES-Vorbereitung in eigener Halle.
Am Dienstag treten die Schwaben dann in der einzigen Spielstätte im Oberhaus an, in der sie noch nie gewinnen konnten. Was bei erst einer absolvierten Partie (07.05.2023 | 92:87) keine Katastrophenbilanz ist, dennoch aber die Schwere der Aufgabe illustriert. Auch in der vergangenen Spielzeit reisten die Ludwigsburger als Favorit gen Nordosten, mussten sich aber nach Verlängerung geschlagen geben. Während die Auswärtspleite im vergangenen Jahr keinerlei Auswirkungen im Tableau hatte, wäre sie in dieser Saison tabellarisch bitter – ein Ergebnis-Déjà-vu möchten die Barockstädter entsprechend mit aller Macht verhindern und im punktgleichen Dreikampf mit Bonn und Vechta (alle 18 Siege / 12 Niederlagen) mindestens gleichauf zu sein und auch zu bleiben.
Sowohl Ludwigsburg als auch Rostock, aktuell auf Rang 15 und nur einen Sieg vor einem Abstiegsplatz rangierend, stehen entsprechend unter Erfolgsdruck, gehen diesen aber mit unterschiedlichen Ergebnissen an. Die MHP RIESEN überzeugten in den vergangenen Wochen nicht immer, gewannen aber fünf ihrer letzten zehn Partien und reisen nach dem 96:93-Erfolg gegen Chemnitz selbstbewusst gen Nordosten. Die SEAWOLVES erlebten ihrerseits maximal frustrierende Monate und feierten im Kalenderjahr 2024 – in 18 Spielen – lediglich zwei Erfolgserlebnisse. Allerdings: Im April gab’s einen eminent wichtigen 92:75-Sieg in Tübingen und einen 95:86-Überraschungserfolg in Würzburg, das eigene (Offensiv-)Potenzial deuteten die Ostseestädter zudem vielfach an. Das Problem von Christian Held und seiner Mannschaft lautet Konstanz, Rostock kann spielerisch mit beinahe allen Teams der easyCredit BBL mithalten, brachte die Spiele aber zu selten siegreich zu Ende, was zu oft knappen Niederlagen führte. Während Ludwigsburg (damals 8.) und Rostock (9.) vor dem Hinspiel noch punktgleich waren, liegen nun zehn Erfolgserlebnisse zwischen beiden Klubs.
Auf dem Parkett dürfte der Unterschied allerdings weitaus geringer ausfallen, was vor an allem den besten Rostockern liegt: Derrick Alston Jr. (19,0 Punkte pro Spiel), Tyler Nelson (15,7) sind im Angriff eine Wucht. Am zurückliegenden Samstag überzeugte zudem Point Guard Lester Medford (12) in Bonn. Die Problemzone der Rostocker ist derweil die Big-Men-Riege: Chevez Goodwin (12,8 / 6,8 Rebounds) gehört ebenso wie Augustine Rubit zu den physisch besten Centern der Liga. Ersterer fällt seit anderthalb Wochen verletzt aus, könnte aber am Dienstag sein Comeback feiern, Zweiterer soll(te) den Mecklenburg-Vorpommern mit seiner EuroLeague-Erfahrung im Abstiegskampf helfen. Das Risiko der Verpflichtung, der US-Amerikaner riss sich im Februar 2023 im Trikot des FC Bayern Basketball die Achillessehne und befindet sich seither im Rehabilitationsprozess und Aufbau-Training, machte sich bisher noch nicht bezahlt. Der 34-Jährige wartet noch auf seinen ersten Einsatz, laut Klubangaben befindet sich die Nachverpflichtung seit dem 11. April im Training.
Ungeachtet dessen, ob entweder Goodwin und Rubit, keiner oder nur einer der beiden Akteure spielen wird können: Die MHP RIESEN sind bereit und präsentierten sich am Samstag, obwohl Ariel Hukporti nur 04:36 Minuten zum Einsatz kommen konnte, in sehr guter Verfassung: Eddy Edigin, Jonathan Bähre, Jeff Roberson und Jaren Lewis waren gegen die rebound-affinen Chemnitzer allesamt zur Stelle, entschieden das Rebound-Duell zu Ludwigsburger Gunsten (35:28), markierten zusammengenommen 42 Zähler, beherrschten die Zone. 42 ist (nicht nur dahingehend) eine gute Zahl. Denn im ersten Rostock-Duell der Spielzeit kamen Jayvon Graves und Desure Buie gemeinsam ebenfalls auf diese Anzahl an Punkten. Graves haderte am zurückliegenden Wochenende etwas mit seiner eigenen Leistung (13 Punkte / 6 Rebounds / 4 Assists / 30 FG%), Buie war in den vergangenen drei Partien mit 18 (Chemnitz), 24 (Hamburg) und 19 (Heidelberg) Punkten jeweils RIESEN-Topscorer – hat aber prinzipiell nicht den Anspruch dies zu sein, sondern seine Farben zum Sieg zu führen. Exakt dies möchte er auch an Spieltag 31 machen und die Schwaben zum 19. Saisonsieg führen. Das Team und die anvisierten Playoffs stehen im Vordergrund – und dafür benötigt es morgen Abend einen Sieg.
88,7 / 88,2 – Punkte markieren Ludwigsburg und Rostock durchschnittlich pro Partie. In anderen Worten: Im Angriff agieren beide Teams gleichwertig.
36,7% – der SEAWOLVES-Distanzwürfe finden durchschnittlich den Weg in den Korb, was der fünftbeste Wert (Ludwigsburg: 34,7 3P%, 12. Platz) im Oberhaus ist.
1.937 – sogenannte Teilnehmer-Ausweise hatten die Mecklenburg-Vorpommern zum Abschluss des Jahres 2023. In der Top-100-Statistik des DBB grüßen sie seither von der ‚Tabellenspitze‘. Mehr aktive Basketballer:innen hat kein Klub Deutschlands in den aktiven Reihen und im Jugend- und Nachwuchsprogramm.
ROSTOCK SEAWOLVES vs. MHP RIESEN Ludwigsburg
Dienstag, 30.04.2024; Tip-Off 18:30 Uhr
StadtHalle Rostock, Südring 90, 18059 Rostock
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