Basketball hinter Gittern – für (fast) alle Beteiligten eine neue Erfahrung.
Ungewohntes Terrain für die MHP RIESEN Ludwigsburg: Im Vorfeld des Auswärtsspiels in Hamburg haben die Gelb-Schwarzen dem Jugendbau der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim einen Besuch abgestattet. Angeführt von Marc Salzer und David McCray gab’s für die Jugendlichen eine Trainingseinheit und für alle Ludwigsburger einen umfassenden Blick hinter die Kulissen der größten JVA in Baden-Württemberg.
16 Jugendliche, die Basketball spielen und Spaß dabei haben: Was beim ersten Lesen nach einem guten Vormittag klingt, ist es auch bei der zweiten Lektüre – auch wenn diese Einheit hinter Gittern und mit straffälligen Jugendlichen stattfand.
Selbstverständlich hieß keiner der RIESEN-Beteiligten die begangenen Verbrechen der 14- bis 21-Jährigen gut. Gleichwohl ging es beim Besuch um die Menschen hinter der Straftat und um gesellschaftlich-sportliches Engagement, das im Idealfall einen kleinen Teil dazu beiträgt, dass es zu einem späteren Zeitpunkt keinen Rückfall mehr gibt. Angeleitet von Jan Hoegg, der in der MHPArena ehren- und in der JVA hauptamtlich aktiv ist und Patrick Gorba, Bereichsleiter des Jugendbaus, Haus 5, gab’s einen gemeinsamen Vormittag im Stuttgarter Norden – um den Jugendlichen eine körperliche Betätigung zu ermöglichen und für Ablenkung zu sorgen.
Aus diesem Grund stand neben einem generellen Austausch mit den Jugendlichen, vor allem in Person von Lenny Anigbata, Johannes und Jacob Patrick sowie Luca Stübel, eine gemeinsame Trainingseinheit unter der Ägide von Marc Salzer und David McCray im Innenhof an. Wie beispielsweise auch in der JVA Heimsheim, hier war der Klub zur Mitte der 10er-Jahre zu Gast, ging’s beim RIESEN-Besuch hinter Gittern um sportliche Perspektiven im täglichen Miteinander – weshalb die Ludwigsburger einige Bälle stifteten – sowie eine soziale Facette: Aufgrund von Umstrukturierungen im Jugendbereich der JVA von offenen hin zu angeleiteten Freizeitmöglichkeiten sollen Jugendliche das Einhalten von Regeln und das gemeinsame sowie friedliche Miteinander als Vorteil erleben; unter Anleitung von Beamten dürfen geführte Projekte umgesetzt werden. Dennoch beträgt die tägliche Zeit in den Zellen 22 und mehr Stunden, was einerseits im Sinne des Freiheitsentzuges sinnvoll, andererseits für alle Beteiligten maximal herausfordernd ist. Auch dahingehend kann der Sport eine gern gesehene Ablenkung sein.
„Ich denke, dass ein lockeres Fazit, das einer der jugendlichen Teilnehmer im Anschluss an den Besuch der Basketballer aussprach, am besten für den Vormittag spricht. Er sagte, dass er im gemeinsamen Miteinander und beim Sport vergessen habe, dass er im Gefängnis sei. Es ist schön, dass die Basketballer ein solches Erlebnis, dank Offenheit, Neugierde und Kommunikation möglich gemacht haben“, sagt Oberregierungsrätin Bianca Schäffner.
Marc Salzer, Schul- und Vereinskoordinator der MHP RIESEN, ergänzt: „Der gesamte Tag war für alle Beteiligten, für mein Empfinden, voller Eindrücke, Erfahrungen und Emotionen. Für uns, in Anführungszeichen Externe, war es einerseits sehr abschreckend und andererseits durchaus spannend mit vielen jungen Menschen zu arbeiten, die eine zweite Chance in Angriff nehmen möchten.“
Mehr Informationen zur JVA Stuttgart: jva-stuttgart.justiz-bw.de