Der Gameplan und seine Umsetzung in Chemnitz waren mindestens phasenweise exzellent, nun möchte Interimsheadcoach Lars Masell gemeinsam mit Kenji Sato und den Gelb-Schwarzen auch in Bamberg siegfähig bleiben. Foto: René Hudl.
Keine 48 Stunden nach dem Gastspiel in Chemnitz sind die MHP RIESEN Ludwigsburg erneut in der Fremde gefordert. Am Samstag (03.05.; 18:30 Uhr) treten sie im fränkischen Bamberg an und möchten sich ebenda mit einem Erfolgserlebnis für die Mühen der vergangenen Tage belohnen. Die Ausgangslage dahingehend maximal angespannt: Die Personal-Situation ist einerseits unverändert und andererseits verschärft; hinter der Einsatzmöglichkeit mehrere Akteure steht ein Fragezeichen. Dyn überträgt, erneut mit Michael Körner am Mikrofon, ab 18:15 Uhr live.
Jonas Wohlfarth-Bottermann musste geplagt von Krämpfen in der Verlängerung zuschauen, Joel Scott nach einem Treffer am Knöchel zeitweise gestützt und Hunter Maldonado mit einer Hüftblessur komplett ausgewechselt werden: Die Partie in der Messe Chemnitz hat bei den Akteuren der MHP RIESEN Ludwigsburg erhebliche Spuren hinterlassen. Sowohl körperlich als auch mental – der 45-minütige Dogfight ohne Happy End schmerzt sehr. Maldonado und Justin Simon, die sich erhebliche Vorwürfe, ob einiger Entscheidungen machten, sowie die komplette Mannschaft, da die Leistung in Westsachsen phasenweise exzellent war und schlussendlich doch unbelohnt wurde.
Schlimmer noch: Aufgrund der tabellarischen Lage, der gespielten Verlängerung und des unglücklichen Spielplans, in dem die Ludwigsburger der einzige Klub sind, der am Doppelspieltag am Donnerstag und Samstag und damit binnen 48 Stunden, noch dazu doppelt in der Fremde, antreten muss, ist das NINERS-Match-Up nicht nur unbelohnt, sondern noch bestraft worden. Die Schwaben haben noch weniger Regeneration(szeit), noch mehr Blessuren und noch mehr Erfolgsdruck.
Nachdem sie eine weitere Nacht im Feel-Good-Club in Chemnitz verbrachten, ging’s am Freitag direkt die rund 200 Kilometer nach Bamberg, statt über Ludwigsburg gen Franken. Das Mehr an Zeit nutzten alle Beteiligten zur bestmöglichen Neufokussierung, die zweifelsohne schwer fällt, und vor allem einen Mann featurte: Julian Koller. Der RIESEN-Physiotherapeut hat(te) am Tag nach seinem 30. Geburtstag viel Arbeit vor sich und macht(e) das Menschenmögliche, um die Gelb-Schwarzen so fit wie irgendwie möglich zu bekommen. Ob das ohnehin nur zehn Spieler umfassende Aufgebot am Samstag auch zehn Spieler umfassen wird, wird sich erst am Spieltag und vor Ort entscheiden.
Gewiss können aber alle Ludwigsburger davon ausgehen, dass sich die Schwaben auch in Bamberg für ihre Farben zerreißen werden. Wie schon zuletzt übertreffen die Barockstädter alle, aufgrund der personellen und sportlichen Situation etwas geringeren, Erwartungen vollumfänglich – und setzen dahingehend Maßstäbe. Die Ressourcen im sprichwörtlichen Tank neigen sich zur Neige, im Zweifelsfall gehen Ezra Mañjon, der am Tag der Arbeit einen neuen Karrierebestwert auflegte, und Co. aber auch 40+ Minuten. Also: Die MHP RIESEN Ludwigsburg kämpfen bis zum Umfallen.
Zum Gegner: Bamberg. Die Baskets performen in dieser Spielzeit so gut wie der Namenszusatz im Klubnamen: relativ ernüchternd. Unter Cheftrainer Anton Gavel waren sie in der ersten Saison-Hälfte im BBL Pokal und der European North Basketball League stark und in der easyCredit BBL wechselhaft unterwegs. Seit dem Hinrunden-Duell in der MHPArena (92:73) gab’s in allen drei Wettbewerben Grund zur Ernüchterung. Im Pokal wurde der Titelgewinn im Finale gegen den SYNTAINICS MBC (97:87) verpasst, in der ENBL setzte es gegen Dziki Warszawa das Viertelfinal-Aus (74:95 / 91:72) und in der Beletage des deutschen Basketballs waren die Franken ein gern gesehener Kontrahent – in den vergangenen zehn Spielen setzte es sieben Pleiten. Trotz des beachtlichen 114:93-Auswärtserfolges in Hamburg am Mittwoch wird der neunfache Meister in dieser Saison erneut nichts mit der Titelvergabe zu tun haben. Mit Rang 15 droht die schlechteste Hauptrunden-Platzierung des Jahrtausends; was viel über die Erfolge vergangenen Jahre, aber auch über den aktuellen Status quo aussagt – Bamberg bröselt.
Ungeachtet der schwachen Formkurve und des Zurückbleibens hinter den Erwartungen sind die Franken in eigener Halle natürlich weiterhin ein schwer zu bespielender Gegner, personell weitaus gesünder und damit besser aufgestellt und bei der Abschiedstournee von Kapitän Karsten Tadda, er beendet in der kommenden Woche seine Profi-Karriere. Gegen die MHP RIESEN wird der Veteran sein 638. Spiel in der easyCredit BBL absolvieren und damit, gemeinsam mit Alex King, zum Rekordspieler und vor Ort zum gefeierten Mann werden. Im idealen Franken-Fall wird die Energie des 36-Jährigen Ronaldo Segu (14,8 Punkte), Noah Locke (13,4), Filip Stanic (11,2), Kyle Lofton (9,3) und Moritz Krimmer (6,3) die offensivstarken Bamberger beflügeln.
Ludwigsburg wird dies zu kontern versuchen und möchte, egal wie, dagegenhalten, aufbäumen und siegen. Auch ohne fünf verletzte Spieler (Yorman Polas Bartolo, Johannes und Jacob Patrick, Booker Coplin, Jarred Ogungbemi-Jackson), auch mit zahlreichen neuen Blessuren, auch ohne wirkliche Vorbereitungszeit, denn (gelb-schwarzes) Herz > (rot-weißer) Heimvorteil.
27 – Punkte markierte Ezra Mañjon in Chemnitz. Der RIESEN-Topscorer verdoppelte damit seinen eigenen Schnitt (13,8) und stellte eine neue Bestmarke in der easyCredit BBL auf. Bislang waren die 24 (02.02.2025 | vs. Ulm) und 23 (28.10.2024 | @ Bonn) das Maß aller mañjonschen Dinge gewesen.
26 – Zähler oder mehr packten die Bamberger am Elbufer am Mittwoch aufs Scoreboard – wohlgemerkt pro Viertel und illustrierten dabei ihre immensen Qualitäten.
11 – Offensivrebounds sammelte Jonas Wohlfarth-Bottermann am Donnerstag und stellte damit ebenfalls einen Bestwert auf. Das aufgelegte Double-Double (14 Punkte / 13 Rebounds) war folgerichtig und das beste Saisonspiel des Co-Kapitäns.
Bamberg Baskets vs. MHP RIESEN Ludwigsburg
Samstag, 03.05.2025; Tip-Off 18:30 Uhr
brose ARENA, Forchheimer Straße 15, 96050 Bamberg
Live bei Dyn