Wie bunt und vielfältig unsere Fans sind, wurde uns tatsächlich erst so richtig mit #ungehindertRIESIG bewusst. Umso schöner ist es, dass wir mit unserem Projekt tolle Fans wie Marin und Alex vorstellen können. Beide sind an jedem Heimspieltag in der MHPArena und unterstützen unsere RIESEN lautstark. Marin sitzt im Rollstuhl und supportet seit Ewigkeiten die RIESEN mit seiner Stimme. Alex steht bei den Barock Pirates im Block und trommelt. Die Unterstützung von beiden ist definitiv nicht selbstverständlich. Vielen vielen Dank ihr beiden, ihr macht die MHPArena und die Heimspiele noch lauter, bunter und inklusiver. Mehr zu Marin gibt es hier in unserem Interview!
RIESEN: Du bist seit dem Teenager-Alter ein treuer RIESEN-Fan und hast damals in finanziellen Krisenzeiten des Clubs sogar dein Taschengeld gespendet. Heute ziert ein Tattoo mit dem RIESEN-Logo deine Brust. Was bedeutet dir der Club und wie hat der Sport dein Leben beeinflusst?
Marin: Zur ersten Frage: ein Tattoo ist eine für mich bewusste Entscheidung. Das Tattoo befindet sich auf der Seite meines Herzens, somit sollte klar sein, was mir der Verein bedeutet! Denn wie oben bereits auch schon erwähnt, habe ich ja auch schon als Schüler alles dafür getan, dass der Verein am Leben gehalten wird. Das Tattoo ließ ich mir kurz nach unserem sportlichen Abstieg gegen die Skyliners Frankfurt stechen. Was Sport für mich bedeutet ist auch kurz und bündig erklärt: Mein Vater spielte Fußball, war Schiedsrichter und Fußballtrainer beim ältesten kroatischen Verein Europas in Bietigheim und somit bin ich von klein auf mit dem Sport aufgewachsen. Zum Basketball kam ich über einen Lehrer in meiner Schule und ab dem ersten Spiel, dass ich damals besuchte, war ich vom Basketball-Virus infiziert. Im Jahr darauf kaufte ich mir direkt meine erste Dauerkarte. Der Sport hat mir viele Freunde gebracht und die Emotionen, die der Sport mit sich bringt, sind uns allen bekannt, beispielsweise bei einer Niederlage viel Ärger und Frust. Man kann einfach wunderbar seine Emotionen ausleben!
RIESEN: Seit Kindesalter bist du körperlich behindert. Du sitzt im Rollstuhl. Dennoch führst du ein „normales“ Leben. Du arbeitest in einer Kita und engagierst dich nebenbei noch in einem Verein für Menschen mit Behinderung und hilfst in deiner Funktion als Vorstand beim „Abbauen von Barrieren“ im Alltag. Inwiefern helfen dir deine persönlichen Lebenserfahrungen dabei, wichtige inklusive Ansätze zu formulieren und anzugehen?
Marin: Ich sitze von Geburt an im Rollstuhl und habe im Fachjargon eine infantile Zerebralparese, also auf deutsch eine frühkindliche Hirnschädigung, da ich eine Frühgeburt bin. Inklusion beginnt für mich schon auf der Straße z.B. wenn ein Mensch ohne Behinderung nicht weiß, wie er oder sie mich ansprechen soll oder es überhaupt darf. Es ist also zu 100% notwendig, gemeinsam zu kommunizieren und dabei ist es egal, ob es von der einen oder anderen Seite ausgeht. Wenn wir Menschen mit Behinderung die uns angebotene Hilfe ablehnen, weil wir es in dem jeweiligen Moment vielleicht alleine können, weil wir es gelernt haben oder sich eine Türe automatisch öffnet, dann bedeutet dies nicht, dass der Mensch ohne Behinderung sich nicht weiter trauen soll. Nur weil ich seine Hilfe jetzt abgelehnt habe heißt das nicht, dass er oder sie bei der nächsten Person nicht mehr fragen soll. Wichtig ist immer die Kommunikation auf ein und derselben Ebene und dazu gehört natürlich, dass ein Mensch mit Behinderung sein Bedürfnis in einer normalen Tonart äußert und sein Gegenüber nicht anschreit. Passiert das nicht, so kann es sein, dass sich der Mensch ohne Behinderung das nächste Mal eventuell nicht mehr traut zu fragen. Das haben mir viele Menschen ohne Behinderung schon selbst mitgeteilt, dass sie sich nicht mehr trauen Menschen mit Behinderung anzusprechen, weil sie einmal von diesen negativ beeinflusst wurden. Also obliegt es mir, dies auf normalem Wege zu tun!
RIESEN: Du sprichst davon, dass Inklusion bereits im Kopf anfängt. Was sind denn bereits erste kleine Dinge bzw. Verhaltensweisen, die jeder Mensch völlig unabhängig davon, ob er dieser eine Behinderung hat oder nicht, tun kann, um eine inklusivere Gesellschaft zu bilden?
Marin: In meiner Tätigkeit in der Kita lebe ich Inklusion zusammen mit meinen Kolleginnen, Kollegen, Kindern und Eltern jeden Tag, weil Kinder völlig unbefangen auf die jeweilige Situation reagieren und auch unbefangen Fragen stellen, die ich ihnen versuche, so gut es geht, auf kindliche Art und Weise zu erklären.
RIESEN: Nehmen wir an du hast die Möglichkeit in einem Spot zur Primetime im Fernsehen eine Botschaft, oder völlig egal was an alle Zuschauer richten. Was würdest du gerne sagen?
Marin: Was ich sagen würde, ist ein sehr prägnanter Satz: Inklusion ist nur lern- und erlebbar, wenn wir es gemeinsam angehen. Sollte es nur eine Seite alleine versuchen, wird Inklusion nicht möglich sein! Mein dringender Appell an alle ist also, dass wir alle gemeinsam Inklusion leben sollen!