Tremmell Darden machte ein herausragendes Spiel. Der 39-Jährige markierte 11 Punkte, stand defensiv sehr gut und trug maßgeblich zum Sieg bei. Foto: Tatjana Klee.
Die MHP RIESEN Ludwigsburg stellen im Playoff-Viertelfinale auf 2:0. Den Ausschlag in einem verloren geglaubten Spiel bringen die letzten 120 Sekunden – in denen der Tabellenerste einen Sechs-Punkte-Rückstand in einen 86:83-Sieg dreht.
Anders als am Mittwoch starteten die Ludwigsburger exzellent ins Spiel: Jonas Wohlfarth-Bottermann schlug Shevon Thompson beim Sprungball und Jordan Hulls verwandelte direkt den ersten Distanzwurfversuch. Allerdings: Gleich zweifach verpasste Wohlfarth-Bottermann einen möglichen Alley-Oop-Dunk. Trotz der zwei vergebenen Chancen erwischten die Hausherren einen soliden Start. Sie kamen früh ins Laufen, Bamberg wusste – allen voran durch David Kravish – aber ebenfalls zu gefallen, weshalb John Patrick der erste auszeitnehmende Coach der Partie war (10:9, 4. Spielminute). Der Ludwigsburger Cheftrainer stoppte den fränkischen Offensivlauf, sah aber nun auch weniger Korberfolge seiner Farben. Immerhin: Die Defensive stand, durch Lukas Herzog und Jamel McLean, und generierte Ballgewinne in Serie. Die Schwaben zogen ab dem 11:11-Zwischenstand davon und legten bis zur neunten Minute einen 13:4-Lauf auf das Parkett, der eine sehr gute Basis mit sich brachte (24:16, 10.).
Die Grundlage der Führung, ein immenser Verteidigungsaufwand, bleib auch im zweiten Viertel vorhanden. Doch die Bamberger gingen nun besser mit dem Ludwigsburger Druck um und verkürzten das Defizit erfolgreich. Aktivposten Kravish und Alex Ruoff, der im ersten Spiel gar nicht das Parkett betreten hatte, wurden zu den X-Faktoren einer physisch geführten Partie und gestalteten das Geschehen eng (29:27, 15.). Doch die MHP RIESEN blieben auch jetzt um keine Antwort verlegen. Sie trafen die „Big Shots“ und blieben dadurch in Führung. Im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen waren sie in den ersten zwanzig Minuten zu jeder Zeit Herr der Lage, fanden stets offensive Entlastung und lagen – auch wenn nicht alles funktionierte – beim Gang in die Kabinen verdientermaßen in Front (43:36, 20.).
Im Anschluss an eine lange Ludwigsburger Halbzeitansprache kamen die Hausherren kurzzeitig wie die Feuerwehr aus der Kabine: Hulls legte eine Distanztreffer und Wohlfarth-Bottermann einen Putback-Dunk nach. Doch auch die Franken hatten sich einiges vorgenommen – und kamen nach einigen gelb-schwarzen Unzulänglichkeiten zuerst zum Ausgleich und dann zum erhofften Führungswechsel, den Christian Sengfelder besorgte (48:50, 24.). Patrick bat zur Ansprache. Doch es sollte noch einige Minuten dauern, bis Hulls und Smith die nächsten Punkte machten. Da das Guard-Duo allerdings gleich drei Dreier durch die Reuse schickte, war das Duell weiterhin auf Augenhöhe – gleichwohl aber in Bamberger Händen (63:64, 30.)
Bei den Franken dominierte der Teamverbund, der mit Kravish, Sengfelder, Bennet Hundt, Alex Ruoffund Kenneth Ogbe auf mehreren Schultern das Geschehen bestimmte. Im Dress der Hausherren blieben McLean und Hulls die bis dato einzigen Aktivposten. Vor allem der Center war nicht mehr zu stoppen, schickte Konterpart Kravish mit fünf Fouls auf die Bank und griff auch beim Rebound noch beherzter zu. Die Ludwigsburger und die Bamberger lieferten sich eine regelrechte Schlacht, konnten aber immer wieder nur Nadelstiche setzten. Da Silva war offensiv mit Zählbarem und defensiv mit einem Stopp zur Stelle. Bamberg ließ derweil weitere Punkte durch Sengfelder folgen, sicherte sich die Führung (75:81) und verwies Hulls mit fünf persönlichen Fouls des Spiels. Von der Bank sah der US-Amerikaner wie seine Teamkameraden erst auf die Verliererstraße (77:83, 39.) abbiegen mussten, um in den letzten 90 Sekunden das Ruder eines verloren geglaubten Spiels doch noch herumreißen zu können. Darden und McLean sammelten entscheidende Rebounds, punkteten im Nachfassen und hatten dann durch Smith auch noch den besten Moment des Abends auf ihrer Seite: Der Co-Kapitän klaute in der entscheidenden Situation den Ball und verwandelte den siegbringenden Korbleger. Da die fränkischen Gäste im letzten Angriff keinen qualitativen Wurf mehr anbringen konnten, war der Ludwigsburger Jubel entsprechend groß.
Durch den hoch emotionalen 86:83-Erfolg stellen die MHP RIESEN Ludwigsburg nicht nur im Viertelfinale auf 2:0, sondern sichern sich auch drei Matchball-Spiele aufs Weiterkommen. Die erste von demnach drei Gelegenheit aufs Halbfinale gibt es direkt am Pfingstsonntag (23.05.2021, Tip-Off 15:00 Uhr).
Für Ludwigsburg spielten: Jamel McLean 21 Punkte / 9 Rebounds, Jordan Hulls 19, Jaleen Smith 17 / 10, Tremmell Darden 11, Yorman Polas Bartolo 10, Jonas Wohlfarth-Bottermann 4, Oscar da Silva 2, Jonah Radebaugh 2, Lukas Herzog, Andrew Warren und Johannes Patrick.
Für Bamberg spielten: David Kravish 17 Punkte / 9 Rebounds, Christian Sengfelder 16, Kenneth Ogbe 14 / 6, Alex Ruoff 12, Bennet Hundt 11, Chase Fieler 5, Tyler Larson 3, Michele Vitali 3, Mateo Seric 2, Dominic Lockhart und Shevon Thompson.
Johan Roijakkers | Headcoach Brose Bamberg | "Glückwunsch an Ludwigsburg! Ich denke, dass heute beide Teams den Sieg verdient hätten. Wir haben gut wirklich gespielt und meiner Meinung nach verstanden, was das Problem im ersten Spiel war. Wir haben die Bretter ein bisschen besser kontrolliert. Vor allem im dritten Viertel haben wir sehr gut auf den Ball aufgepasst, was uns sogar die Führung gebracht hat. Wir haben heute viele gute Dinge gemacht, müssen aus dem Spiel lernen und werden nun am Sonntag versuchen, den Sieg einzufahren." |
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Heute war Bamberg die aggressivere Mannschaft. Wir haben viel zu viele 1-gegen-0-Korbleger erlaubt – ich glaube allein neun in der ersten Halbzeit. Wir hatten richtiggehend Probleme, haben aber Impulse von der Bank bekommen. Jonah [Radebaugh] und natürlich Jamel [McLean] sowie Tremmell [Darden], der ein exzellentes Spiel gemacht hat, waren wichtig für uns. Die letzten 90 Sekunden haben wir dominiert. Es war ein wichtiger Sieg, wir haben nie aufgegeben – aber es sah, mit noch 90 Sekunden auf der Uhr, nicht so gut aus." |