Freude pur: Jordan Hulls krönt durch seinen siegbringenden Korberfolg die Ludwigsburger Aufholjagd – und veredelt den Samstagabend mit dem Derbysieg. Foto: Pressfoto Baumann.
Ludwigsburg setzt seine Siegesserie auch im Jahr 2021 fort: Die Schwaben wenden gegen ratiopharm ulm das Blatt in den letzten drei Spielminuten und gewinnen schlussendlich 89:87. Jordan Hulls markiert mit Ablauf der Spielzeit die entscheidenden zwei Zähler per Buzzebeater.
Eine Woche nach dem Erreichen der historischen Acht-Siege-in-Serie-Marke gingen die MHP RIESEN Ludwigsburg mit breiter Brust und, nach dem Abgang von Elias Harris, mit veränderter Startformation ins Schwaben-Derby: Jonas Wohlfarth-Bottermann ersetzte Haris und sollte auch für die ersten Punkte, den ersten Rebound und den zweiten Ballgewinn der Ludwigsburger sorgen. Gemeinsam mit Co-Kapitän Jaleen Smith verantwortete er die 4:0-Führung. Erst Dylan Osetkowski und Thomas Kelepisz sollten Ulm in der Folge erlösen (4:5, 4. Spielminute), sodass sich eine spannende Anfangsphase entwickelte. In dieser hatten immer wieder die Gäste Vorteile, sodass die MHP RIESEN erstmals seit Wochen einem Rückstand hinterherliefen: Sie offenbarten einige Abstimmungsprobleme an beiden Enden des Parketts. Diese verhinderten einen Offensivfluss, vereinfachten das orange-schwarze Spiel und zwangen John Patrick zur ersten Auszeit (10:16, 8.). Doch durch Jordan Hulls und Desi Rodriguez gelang das Herstellen eines ausgeglichenen Spielstands. Das Duo sorgte für einen 5:0-Lauf und den 17:17-Ausgleich (10.).
Angeführt von Wohlfarth-Bottermann gelang aus RIESEN-Sicht auch der Start ins zweite Viertel. Doch während der 30-Jährige Zähler markierte und ein sehr gute Leistung zeigte, kamen die Ulmer aus der Ferndistanz mehrfach zum Korberfolg – und bauten ihren Vorsprung wieder aus (21:26, 13.). Smith und Lukas Herzog wussten durch Distanzwürfe zwar zu Antworten zu kommen, doch wirklich flüssig oder gar einfach, fiel den Ludwigsburger wenig. Die Donaustädter hielten ihr Spiel derweil einfach und erfolgreich, was immer wieder zu Zählbarem führte. Die Barockstädter fanden schlussendlich durch ihren Kampf ins Geschehen. Sie bissen sich ins Duell, ließen den Rückstand nicht weiter anwachsen und kamen nun vermehrt an die Freiwurflinie und von dieser, als auch von jenseits der 6,75-Meter-Distanz, zum Erfolg. Überdecken konnten aber nicht die Punkte, sondern die Intensität den Rückstand, der gegen physische Ulmer bis zur Halbzeit auf sieben Zähler anwuchs (39:46, 20.). Im Wesentlichen dafür verantwortlich: Die Big-Men-Riege um Dylan Osetkowski und Aric Holman.
Trotz mehrerer Gelegenheiten kamen die Hausherren auch nach dem Seitenwechsel nicht zum erhofften Turnaround. Immer wieder schlug das Pendel bei 50:50-Entscheidungen in Richtung Ulm aus. Die Gäste setzten sich erfolgreich bis auf neun Zähler ab, kontrollierten das Geschehen – mussten ab der 26. Spielminute aber kurzzeitig auf Nationalspieler Andreas Obst verzichten. Der 24-Jährige verletzte sich bei einer Defensivaktion unterhalb des Auges und musste blutend das Feld verlassen, weshalb sein Headcoach erzürnt die Schiedsrichter anschrie. Auch der slowenische Wutausbruch sollte aber nun nicht helfen. Die gelb-schwarzen Schwaben ließen ihr Herz auf dem Parkett, rissen das Heft des Handelns mit einer gesunden Portion Härte an sich und kamen zweifach bis auf zwei Zähler heran (53:55, 27. / 56:58, 28.). Dann sorgten Christoph Philipps und Per Günther, nach unsportlichem Foul von Jordan Hulls, wieder für Entlastung. Ulm konnte sie gut gebrauchen und erwehrte sich mit dieser dem Startversuch einer Ludwigsburger Aufholjagd. Vorerst (62:69, 30.).
Denn im Schlussabschnitt zeigten die Hausherren das lange Zeit vermisste Gesicht: Sie waren in der Crunchtime auf Augenhöhe, entnervten die Ulmer durch ihre konstante Galligkeit, was bei diesen immer wieder zu Fehlern führte. Nach einem weiteren, unsportlichen Foul, diesmal von Polas Bartolo, nutzen die Gäste zwar die Foulspiele und den zusätzlichen Ballbesitz zum maximalen Möglichen und zogen wieder auf acht und Momente später auf zehn Zähler davon (68:78, 34.). Ludwigsburg gab sich aber trotz des Zehn-Punkte-Rückstandes nicht auf. Allen voran Barry Brown stemmte sich mit aller Kraft gegen die drohende Niederlage, riss seine Farben mit, sodass diese wieder bis auf einen Ballbesitz herankamen. Wohlfarth-Bottermann sorgte schlussendlich mit einem gezogenen Offensivfoul und zwei Punkten für den Ausgleich. Nachdem Polas Bartolo eine Sequenz später einen Distanzwurf in höchster Bedrängnis traf, war das Spiel gedreht (85:82) – dachten alle Beteiligten. Doch Ulm kam acht Sekunden vor dem Ende durch Troy Caupain zum Ausgleich und bereitete sich gedanklich (möglicherweise) auf eine mögliche Verlängerung vor. Diese wusste Hulls zu verhindern: Er schnappte sich, als kleinster Spieler auf dem Parkett, den letzten Offensivrebound der Partie und vollendete per Buzzerbeater die rauschende gelb-schwarze Partynacht.
Die Ludwigsburger Jubeltraube kann sich auch in den kommenden sieben Tagen über die Tabellenführung der easyCredit Basketball Bundesliga freuen. Im Anschluss an den 89:87-Erfolg thronen die MHP RIESEN weiterhin am Platz an der Sonne – und empfangen auf diesem stehend in einer Woche Brose Bamberg (16.01.2021, Tip-Off 20:30 Uhr).
Für Ludwigsburg spielten: Barry Brown 19 Punkte, Jaleen Smith 16, Jonas Wohlfarth-Bottermann 14, Jordan Hulls 13 / 6 Rebounds / 6 Assists, Desi Rodriguez 11 / 7, Yorman Polas Bartolo 10, Lukas Herzog 3, Jacob Patrick 3, Tremmell Darden und Austin Wiley.
Für Ulm spielten: Thomas Klepeisz 17 Punkte, Troy Caupain 15, Andreas Obst 12, Dylan Osetkowski 10 / 8 Rebounds, Christoph Philipps 8, Patrick Heckmann 7, Aric Holman 7, Per Günther 7, Demetrius Conger 4 und Isaiah Wilkins.
Jaka Lakovic | Headcoach ratiopharm ulm | "Das war heute ein intensives Spiel. Am Ende kommt es auf den letzten Wurf an. Ludwigsburg hat ihn gemacht und gewonnen. Ich möchte ihnen entsprechend zum Sieg gratulieren. Für uns: Wir müssen weiter hart arbeiten und besser werden – dennoch denke ich, dass wir heute ein gutes Spiel gemacht haben." |
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Es war ein absoluter Naillbiter! Am Ende haben wir die Kontrolle gehabt und sie dennoch fast aus der Hand gegeben. Ich bin stolz, dass wir trotz vielen Fehlern konzertiert geblieben sind und durch die Big Shots von Yorman [Polas Bartolo], Jaleen [Smith] und Jordan [Hulls] am Ende den Sieg feiern konnten. Wir haben ein sehr enges Spiel gewonnen, in dem nicht alles so funktioniert hat, wie wir das wollten. Schlussendlich haben wir im vierten Viertel aber viel Energie in der Verteidigung gezeigt. Jonas Wohlfarth-Bottermann hat sein bestes Spiel in dieser Saison gemacht. Er war wie beim Final-Turnier: dominant. Er muss dennoch einige der dummen Fouls lernen zu vermeiden. Da hat er sich unnötig in Foultrouble gebracht. Austin Wiley war heute ganz klar nervös. Er war im Training super, heute kam mit dem Scheinwerferlicht in der Arena zu viel Nervosität hervor. Ich denke, dass er uns in Zukunft, wenn er nicht so wie heute, sondern so wie im Training spielt, helfen wird. Schlussendlich ist es ein Sieg des Charakters, in dem wir suboptimal gespielt uns aber auch nur sieben Ballverloste erlaubt haben. Aber: Gewonnen ist gewonnen." |