Sauber bleiben: Ludwigsburg empfängt „Freak City“

Category News Date 2021-01-13

19 Punkte in Bayreuth, 19 Punkte gegen Ulm: Barry Brown avancierte zuletzt gleich zweifach zum RIESEN-Topscorer, überließ seinen Mannschaftskollegen dabei aber stets das Rampenlicht. Foto: Pressefoto Baumann.  

Sieben Tage nach dem hoch emotionalen 89:87-Derbysieg gegen ratiopharm ulm empfangen die MHP RIESEN Ludwigsburg am Samstagabend (16.01.2021, Tip-Off 20:30 Uhr) erneut ein basketballerisches Schwergewicht des letzten Jahrzehnts: Brose Bamberg gastiert im Rahmen des 13. Spieltags in der MHPArena.

„Aus Niederlagen lernt man leicht. Schwieriger ist es, aus Siegen zu lernen“, so Gustav Stresemann. Die Aussage des Friedensnobelpreisträgers von 1926 lässt sich in gewisser Weise selbstverständlich auf den Sport übertragen. Schließlich lernt es sich auch auf dem Basketball-Parkett bedeutend leichter, wenn die notwendigen Verbesserungsmöglichkeiten aufgedeckt werden. Niederlagen erhöhen mit Sicherheit die intuitive Aufnahmebereitschaft dann bei allen Beteiligten. Bei den MHP RIESEN Ludwigsburg gab es am vergangenen Wochenende einen solchen Fall, der nahe dem Optimum verlief. Denn: Die Schwaben bekamen von ratiopharm ulm verdeutlicht, woran es (unter anderem) nach dem Abgang von Elias Harris noch hapert, konnten sich am Ende des Tages dank der famosen Aufholjagd und dem Glück des Tüchtigen aber über den Sieg freuen. Passend ist also nicht nur Stresemann, sondern auch Johann Wolfgang von Goethe: „Lehre tut viel, Aufmunterung tut alles.“ Bezüglich der Aufmunterung war der Samstagabend perfekt. Kein Sieg im Saisonverlauf wurde in der Intensität des 89:87-Derbyerfolges bejubelt. Gedanklich hingen die Barockstädter in den vergangenen Tagen aber weder im 18. oder 20. Jahrhundert noch am vergangenen Samstag: Das bevorstehende Duell mit Brose Bamberg bestimmte die Inhalte des Mannschaftstrainings von Headcoach John Patrick.

Duell auf Augenhöhe

Nachdem der 52-Jährige nach Spielschluss auf der Pressekonferenz erläutert hatte, dass seiner Meinung nach, der Fokus zu sehr auf der Integrierung von Jonah Radebaugh und Austin Wiley und zu wenig auf der Partie gegen Ulm gelegen habe, ist die Maßgabe in dieser Woche ein andere (gewesen) – die Zielsetzung gleichwohl aber nicht. Das nächste Spiel ist bekanntlich das schwerste Spiel. Parallel dazu aber auch die wichtigste Partie. Schließlich muss, wer auch in Kalenderwoche drei Tabellenführer der easyCredit Basketball Bundesliga sein möchte, Bamberg bezwingen. Anders als in der historischen Bilanz – in dieser liegen die Franken mit 35 Siegen bei 12 Ludwigsburger Erfolgen klar in Front – ist das stets brisante Aufeinandertreffen zwischen Schwaben und Franken sportlich zu einem Duell auf Augenhöhe geworden. Die MHP RIESEN Ludwigsburg haben sich schrittweise entwickelt, Brose Bamberg ist von der Dominanz des vergangenen Jahrzehnts, welches mit sieben Meisterschaften und fünf Pokalsiegen überaus erfolgreich war, ein gutes Stück entfernt.

In der Saison 2020/2021 sind die Franken ein starkes Team mit berechtigten Playoff-Ambitionen, welches noch etwas nach seiner Form sucht. An guten Tagen kann das Team von Headcoach Johan Roijakkers es auf nationalem und internationalem Parkett mit jedem Kontrahenten aufnehmen, den FC Bayern Basketball oder die EWE Baskets Oldenburg an den Rand einer Niederlage bringen oder RETAbet Bilbao in der Basketball Champions League eine Lehrstunde verpassen. An schlechten Tagen kassierten die Franken auch schon Niederlagen in Hamburg (78:75) und Vechta (90:82) – oder im Pokal gegen Ludwigsburg (99:72).

Ein Team, zwei Gesichter

Bamberg ist, ergebnisbedingt folgerichtig, ein Klub mit zwei Gesichtern. Und auch mit neuen Gesichtern: In den vergangenen Tagen nahm der Klub Shevon Thompson und Ex-RIESE Alex Ruoff unter Vertrag. Der 27-jährige Center feierte am Dienstagabend gegen Bilbao sein Debüt (2 Punkte, 1 Rebound), Ruoffs Erstauftritt ist derweil noch nicht terminiert, da er erst zum Beginn der Woche aus Japan einreiste. Zweifelsohne werden die Franken mit Ruoff bedeutend stärker sein, doch auch ohne den 34-jährigen Veteranen ist der Kader beachtlich: David Kravish (14.2 PpS, 8.6 RpS, 2.5 ApS), Devon Hall (13.3, 4.5, 4.3), Dominic Lockhart (9.9, 2.3, 2.2), Michele Vitali (9.7, 2.1, 2.3) und Chase Fieler (9.4, 2.9, 2.4) bilden eine starke Kernrotation, die durch Christian Sengfelder, Kenneth Ogbe, Joanic Grüttner Bacoul und Bennet Hundt ergänzt wird. Bis dato hapert es im teaminternen Abstimmungsprozess an Details. Das Potential für eine gute Saison schlummert im Kader, brach sich zuletzt aber zu selten Bann, weshalb Bamberg in der BCL zwar ungeschlagen die nächste Runde erreichte, in der easyCredit BBL aber auch bis auf den neunten Rang abrutschte. Teams in Roijakkers‘ Verantwortung werden im Saisonverlauf derweil konstant besser – was die Gefährlichkeit der Mannschaft einmal mehr untermauert.

Ihre Gefährlichkeit und ihr Potential untermauern konnten zuletzt auch die MHP RIESEN Ludwigsburg. Mit neun Siegen in Serie stellten sie einen neuen Klubrekord auf, erkämpften sich während dieser Serie die Tabellenführung und verteidigten den Platz an der Sonne in den vergangenen Wochen konsequent – auch wenn es zuletzt bis in die Schlusssekunden nicht so aussah. Nach den Niederlagen von München (in Berlin) und Crailsheim (in Hamburg) sind sie nun, auch mit allen Nachholspielen der Konkurrenz im Hinterkopf, der alleinige Tabellenführer der Beletage des deutschen Basketballs – und möchten dies längst möglich bleiben.

Angeführt von Jonas Wohlfarth-Bottermann, der gegen Ulm sein bestes Saisonspiel machte und als Kapitän zur Stelle war als er gebraucht wurde, gehen die Schwaben mit großem Fokus in den 13. Spieltag. Dem „Hindernis Bamberg“ möchten sie, frei nach dem 3. Präsident der Vereinigten Staaten, Thomas Jefferson, Geduld und Beharrlichkeit entgegenstellen. Mir einer konzentrierten Leistung soll das Parkett erneut als Sieger verlassen werden. Auch wenn die Entscheidung vielleicht bis zur letzten Sekunde auf sich warten lassen wird.

Zahlenspiele zum 13. Spieltag

647 – Tage ist es her, dass Jonas Wohlfarth-Bottermann letztmals mehr als 14 Punkte erzielte. Am 04. April 2019 waren es derer 15. Die Stärke des RIESEN-Kapitäns liegt bekanntermaßen in der Defensive – zuletzt trat er gegen Ulm aber auch offensiv mit 14 Punkten (100 FG%) in Erscheinung.

28 – Zähler Differenz ist der Durchschnitt der Endergebnisse der beiden letzten Partien gegen Bamberg. Im MagentaSport BBL Pokal gab’s ein +27, im Rahmen des Final-Turniers ein +29. Die beiden Erfolge aus dem Jahr 2020 sind die jeweils höchsten Siege gegen die Franken in der Klubhistorie.

12 – Siege aus 20 Heimspielen. Die „ewige Bilanz“ gegen Brose Bamberg ist mit 12:35-Erfolgen zwar erheblich ausbaufähig, dafür ist die Ausbeute in eigener Halle durchaus gut. Ein gutes Omen also, die Weste in der MHPArena soll schließlich weiß bleiben.

3 – Punkte für die 200 Zähler. Mit diesen hätte Jaleen Smith als erster Ludwigsburger in dieser Saison den 200er Meilenstein erreicht – und wäre einmal mehr tonangebend. Denn der US-Amerikaner ist nicht nur der beste Korbjäger (16.4), sondern auch der beste Rebounder (6.5), Vorlagengeber (5.2), Balldieb (1.6), Shotblocker (0.5) und effektivste Korbjäger (21.6) des Teams.

Infos

MHP RIESEN Ludwigsburg vs. Brose Bamberg

Samstag, 16.01.2021, Tip-Off 20:30 Uhr

MHPArena, Schwieberdinger Straße 30, 71636 Ludwigsburg

live auf MagentaSport

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