Chance(n) vergeben, Ausgleich kassiert

Category News Date 2021-05-31 MHP RIESEN Ludwigsburg vs. FC Bayern München Basketball 72:82

Tremmell Darden sorgt mit seinem Dunk für das Highlight des Spiels, über das Ergebnis kann sich der 39-Jährige aber selbstverständlich nicht freuen. Foto: Tatjana Klee.

Im zweiten Playoff-Halbfinal-Spiel der Saison 2020/2021 kassieren die MHP RIESEN Ludwigsburg gegen den FC Bayern Basketball eine 72:82-Niederlage. Die erste Heimpleite seit Mai 2019 hat zahlreiche Gründe, führt zum 1:1-Serienausgleich und sorgt für mindestens zwei weitere Partien in München.

Wie schon im ersten Spiel der Serie starteten die MHP RIESEN Ludwigsburg gut in die Partie: Jonas Wohlfarth-Bottermann gewann den Sprungball, sorgte für die ersten Zähler und zog das erste Foul. Kapitänskollege Jaleen Smith fand ebenfalls schnell seinen Rhythmus und verhalf seinem Team, dank konsequenter Penetration zum Korb und ebenso hoher Konzentration, zu einem gelungenen 8:2-Start. Die Schwaben erzwangen in den ersten viereinhalb Minuten fünf Ballverluste, zogen vier Fouls und setzten sich auf +9 ab. Andrea Trinchieri war entsprechend bedient (13:4) – und servierte zuerst eine Auszeit und dann Žan Mark Šiško, Paul Zipser und Jalen Reynolds. Das Trio hob das Münchner Niveau auf ein bis dahin nicht gesehenes Level. Die Gäste verkürzten ihr Defizit erfolgreich, da sie einerseits offensiv Löcher in die RIESEN-Verteidigung rissen und andererseits defensiv weitaus besser standen. Durch die zusätzliche Hereinnahme von DJ Seeley stellte der FC Bayern Basketball dann endgültig das Geschehen auf den Kopf: Der US-Amerikaner, der zum Topscorer der Partie avancieren sollte, markierte im ersten Viertel acht Zähler und sorgte für den Führungswechsel (16:17), der dank eines Jordan-Hulls-Buzzerbeaters aber noch zum Ausgleich mutierte (19:19, 10. Spielminute).

Wie schon zum Ende des ersten Spielabschnitts blieb die Stringenz im Münchner Spiel vorhanden. Die Gäste setzten sich langsam und stetig ab und bauten ihren Vorsprung bis auf elf Punkte (21:32) erfolgreich aus. Den Ludwigsburgern gelang in der ersten Hälfte des zweiten Viertels wenig bis nichts. Lediglich einige Leuchtfeuer kaschierten die eigene Schwäche im Ballvortrag (14 Turnover), welche die Gäste vor allem von jenseits der 6,75-Meter-Linie (64 3P%) ausnutzen. Wie schon am Samstag war es Jonah Radebaugh, der Akzente setze. Der 23-Jährige stand bereits nach zwanzig Minuten bei zehn Zählern – und war der einzige Gelb-Schwarze, der an das Niveau der ersten Partie herankam. Immerhin: In der Verteidigung standen die Ludwigsburger durchaus gut und blieben so beim Gang in die Kabinen in Schlagdistanz (33:42, 20.).

München wackelt, fällt aber nicht

Mit bedeutend größerem Fokus und einem verantwortungstragenden Darden fanden die Hausherren erfolgreich in die zweite Hälfte. Der Routinier verwandelte zweifach – Vladimir Lucic traf aber ebenfalls, weshalb sich der schwäbische Rückstand weiterhin im zweistelligen Bereich bewegte. Anders als in der ersten Hälfte war es nun jedoch kein defensives Hin und Her, sondern ein offensiver Schlagabtausch. Lukas Herzog und Robin Amaize setzten stellvertretend Nadelstiche (44:51, 25.). Allen voran der 19-Jährige, der während des Tages die Nominierung zur U20-Nationalmannschaft erhalten hatte, verteidigte sich die Seele aus dem Leib. Die Leistung war beachtlich, wurde insgesamt jedoch nicht belohnt. Denn anstatt beispielsweise auf -5 zu verkürzen, stellte Seeley aus Sicht der Münchner wieder auf +9. Generell war die Ludwigsburger Offensive bedeutend besser, doch defensiv stoppen konnten die MHP RIESEN ihre Gäste nicht. Immer wieder kam München zu einfachen Punkten, sodass sich John Patrick zur nächsten Auszeit gezwungen sah (48:60, 27.). Mehrfach versuchten die Ludwigsburger alles, Barry Brown schulterte viel Verantwortung. Doch gelingen sollte, bis auf einen spektakulären Poster-Dunk Dardens, wenig. Die Hausherren ließen einige Gelegenheiten zum Verkürzen ungenutzt, waren aber aufgrund ihrer Verteidigung weiterhin in Reichweite (54:63, 30.).

Während Smith mehrere Wurfchancen verstreichen ließ, war im vierten Viertel einmal mehr Seeley zu Stelle. Erst im vermeintlich letzten Moment waren die Schwaben wieder auf der Höhe. Angeleitet von ihren kämpferischen Alphatieren, Radebaugh und Herzog, kämpften sie sich wieder zurück. Sie agierten nun auf Augenhöhe und waren zeitweise das bessere Team – doch der entstandene Rückstand war zu groß. Denn während die komplette Gästedelegation entnervt an und mit der Foulgrenze sowie der Ludwigsburger Intensität haderte, schaffte Ludwisgburg kaum noch Zählbares, wodurch die 72:82-Niederlage besiegelt wurde.

Im unmittelbaren Anschluss an den 1:1-Serienausgleich reiste der FC Bayern Basketball zurück in seine Münchner Heimat. Die MHP RIESEN werden es dem Pokalsieger am morgigen Mittag gleichtun und am Mittwochabend (02.06., Tip-Off 20:30 Uhr) zum dritten Mal mit dem Titelfavoriten die sprichwörtlichen Klingen kreuzen.

Stats

Für Ludwigsburg spielten: Jonah Radebaugh 20 Punkte / 9 Rebounds, Tremmell Darden 10, Jonas Wohlfarth-Bottermann 10 / 6, Jamel McLean 10, Jaleen Smith 9, Yorman Polas Bartolo 5, Lukas Herzog 3, Jordan Hulls 3, Barry Brown 2, Jacob Patrick und Johannes Patrick.

Für München spielten: DJ Seeley 22 Punkte, Vladimir Lucic 14 / 6 Rebounds, Paul Zipser 14, Jalen Reynolds 12, Leon Radosevic 8, Robin Amaize 7, Žan Mark Šiško 3 / 8 Assists, JaJuan Johnson 2, Wade Baldwin und Nihad Djedovic.

Statements

Andrea Trinchieri | Headcoach FC Bayern Basketball
"Besser! Wir haben vor zwei Tagen einen deutlichen Schlag aufs Maul bekommen. Das Einzige, um das ich meine Spieler gebeten habe, war, dass wir zurückkommen. Wir haben das erste Spiel mit nur drei Punkten Differenz verloren, aber es ist nicht das wahre Bild des Spiels. Heute Abend waren wir locked-in, haben offensiv und defensiv konzentriert gespielt, auswärts ein sehr solides Spiel gegen ein sehr gutes Team gemacht – und die Partie deshalb kontrolliert. Nochmal: Das richtige Wort ist „besser“. Besser in der Offensive, besser in der Defensive, besser im Hinblick auf die Konzentration und besser bezüglich der individuellen Leistung der einzelnen Spieler."
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg
"Gratulation an Coach [Andrea] Trinchieri und Bayern München. Sie haben heute verdient gewonnen. Wir haben heute viel zu viele Ballverluste gehabt, allein 14 in der ersten Halbzeit. München hatte zu viele einfache Korberfolge. Wenn wir unsere Läufe hatten, war dies aufgrund von Verteidigung und Schnelligkeit. Das Tempo stimmte – war aber heute, besonders in der Verteidigung, zu wenig. WoBo [Jonas Wohlfarth-Bottermann] hat sehr gut gespielt. Als er im Spiel war, hatten wir immer Läufe. Allerdings konnte Jalen Reynolds machen, was er wollte. Natürlich hatte es [DJ] Seeley mit 22 Punkten in 21 Minuten viel zu leicht. Wir müssen die Adjustments machen und versuchen ein Spiel in München zu klauen."