Einmal mehr Topscorer, einmal mehr Anführer einer guten Mannschaft: Jaleen Smith. Foto: Pressefoto Baumann.
Die MHP RIESEN Ludwigsburg gewinnen die Nachholpartie des 20. Spieltags gegen Chemnitz 96:60. Vier Ludwigsburger punkten zweistellig. Jacob Patrick macht mit 17 Punkten das beste Spiel seiner noch jungen Karriere, Jamel McLean markiert in seinem 100. easyCredit BBL-Spiel ein Double-Double.
Die Chemnitzer mussten bei ihrem Debüt in Ludwigsburg schon vor dem Tip-Off einige Hiobsbotschaften verkraften: Im Anschluss an die Corona-Quarantäne waren die Sachsen zwar spielberechtigt, mussten aber auf Marcus Thornton, Isiaha Mike, Jan Wimberg, Virgil Matthews und Filip Stanic verzichten. Das Quintett musste mehrheitlich im eigenen Haushalt verbleiben. Von dort sahen es einen kurzweiligen Beginn, den Jonas Wohlfarth-Bottermann und Yorman Polas Bartolo mit zwei Steals und vier Punkten beschleunigten. Trotz aller Personalprobleme fanden die Gäste aber gut in die Partie: Sie kamen durch Luis Figge und Terrell Harris schnell zu Zählbarem (4:6, 2. Spielminute). Angeführt von Lukas Herzog und Polas Bartolo markierten die Schwaben in den nächsten Minuten jedoch binnen Kürze die Punkte zum Führungswechsel, John Patrick sah sich aufgrund unzureichender Verteidigungsarbeit aber zur Auszeit gezwungen (10:8). Seine Worte fanden die erhoffte Wirkung. Ludwigsburg war fortan fokussierter, besser und alsbald überlegen. Besonders auffällig: Jacob Patrick, der drei Distanzwürfe einnetzte – und die schwäbische Führung konsolidierte. (25:19, 10.).
Nachdem die Hausherren zu Beginn fehlerhaft und mit angezogener Handbremse agiert hatten, traten sie in den zweiten zehn Minuten aufs Gaspedal. Sie agierten schneller und dadurch effektiver. Denn Patrick und Co. nutzen die freien Räume und brachten Rodrigo Pastore zum Toben (34:25, 13.). Die freigelassenen Emotionen des Argentiniers wirkten. Chemnitz agierte kurzzeitig wieder auf Augenhöhe. Dank eines Reigens von Distanztreffern wurde es ab der 15. Spielminute aber schnell deutlich: Ludwigsburg setzte sich ab. In den letzten drei Minuten der Halbzeit blieben die Sachsen gar ohne Korberfolg. Mit einem spektakulären 19:0-Lauf bogen die Hausherren schon vor der Halbzeit auf die Siegerstraße ein (61:36, 20.).
Auch im Anschluss an den Gang in die Kabinen blieben die MHP RIESEN auf dem Gaspedal: Sie erzwangen zwei Ballverluste und markierten weitere fünf Punkte in Serie, was den Vorsprung auf 30 Zähler anwachsen ließ. Harris, mit 18 Zählern bester Sache, beendete die vierminütige und folgenschwere Durststrecke aus der Distanz. Da war die Partie aber schon entschieden – und auch wenn Patrick seine Spieler mehrfach um weniger Schlampigkeit bat, funktionierte das Gezeigte durchaus solide. Der Abstand blieb im verlässlichen Zwanzig-Punkte-Bereich (77:53, 30.).
Aufgrund der entschiedenen Partie ging der vierte Spielabschnitt ereignisarm zu Ende: Beide Mannschaften spielten ob des klaren Ausgangs noch ein Stückchen lockerer – was auch bedeutete, dass die Sachsen den ausgezeichneten Kampf der Anfangsviertelstunde nicht wieder aufnahmen und weiter abreißen lassen mussten. Folgerichtig brodelte Pastore. Ebenso folgerichtig setzte es eine Auszeit, da Chemnitz bereits nach vier Minuten an der Mannschaftsfoulgrenze kratzte. Überschritten wurde diese in den nächsten Sequenzen zwar nicht, in Fahrt kamen die Gäste aber auch nicht mehr. Beide Trainer rotierten zum Spielende hin viel durch, verschafften allen Akteuren Einsatzzeit. Im RIESEN-Fall machte unter anderem Johannes Patrick seine Sache gut – und hatte seinen Anteil am 96:60-Erfolg.
Die erste von zwei „englischen März-Wochen“ endet für die Ludwigsburger am Sonntag mit einem Auswärtsspiel. Am Sonntag steht dann in Crailsheim das nächste Top-Spiel auf der Agenda. Im Schwaben-Hohenlohe-Derby ist Tip-Off um 15 Uhr.
Für Ludwigsburg spielten: Yorman Polas Bartolo 20 Punkte, Jaleen Smith 20 / 5 Rebounds / 5 Assists, Jacob Patrick 17, Jamel McLean 10 / 10, Jonas Wohlfarth-Bottermann 9, Jordan Hulls 6, Lukas Herzog 5, Barry Brown 5, Tremmell Darden 4, Desi Rodriguez und Johannes Patrick.
Für Chemnitz spielten: Terrell Harris 18 Punkte, George King 8, Joe Lawson 8, Jonas Richter 6, Malte Ziegenhagen 6, Jonathan Williams 5 / 10 Rebounds, Luis Figge 5, Dominique Johnson 2, Brendan Gregori 2 und Leon Hoppe.
Rodrigo Pastore | Headcoach NINERS Chemnitz | "Es gibt nicht viel zu sagen. Ich möchte mich bei meinen Spielern für ihren Einsatz bedanken. Wir waren die ersten 16 Minuten voll da. In den letzten vier Minuten der ersten Halbzeit haben wir, auch da wir kein Timeout mehr hatten, einen Schlag nach dem nächsten kassiert – und die Blutung nicht stoppen können. Ludwigsburg wurde heiß, wir haben keine smarten Entscheidungen getroffen. Diese vier Minuten bedaure ich, ich habe gehofft, dass wir dies vermeiden können. Mit dem Rest der Partie bin ich zufrieden. Wir haben viel gekämpft und konnten unsere jungen Spieler einsetzen. Es war, meiner Meinung nach, eine gute Möglichkeit für sie, um wichtige Minuten auf dem Basketballparkett zu stehen. Diese können sie wahrscheinlich, wenn das Team komplett ist, nicht zeigen. Ich bin glücklich, dass sie diese Chance hatten – hätte aber gehofft, dass sie diese besser nutzen." |
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Ich bin stolz! Es tut mir für Chemnitz leid, die mit diesen Corona-Fällen gerade eine sehr schwierige Zeit haben. Sie haben mit nur vier Ausländern gespielt – und dennoch besonders am Anfang sehr gut gegen uns gespielt. Wir haben sie ein bisschen auf die leichte Schulter genommen, im zweiten Viertel aber einen guten Lauf gehabt. Immer dann, wenn wir nicht gedribbelt, sondern gepasst haben, haben wir uns sehr viele offene Dreier erspielt. Wir haben 41 Dreier genommen. Wenn wir ein bisschen mehr gepasst hätten, besonders Barry [Brown], Desi [Rodriguez] und Jonas [Wohlfarth-Bottermann] mehr den Ball bewegt hätten, hätten wir 50 offene Dreier gehabt. Trotzdem bin ich stolz! Jake [Patrick] war nach acht Stunden in der Schule und der Nachhilfe, ich wusste nicht, ob er spielen kann, sehr gut und hat endlich seinen Dreier getroffen. Yorman Polas Bartolo war auch super und überrascht sich immer wieder selbst. Er hat ein gutes Spiel gemacht. Vor allem nur zehn Turnover waren super, da haben wir gut auf den Ball aufgepasst. Dies war wichtig für uns. In den letzten zwei Partien hatten wir dahingehend 19 und 14. Ich kann damit leben, wenn wir zehn haben." |