Die Muskeln spielen lassen! Silas Melson und Yorman Polas Bartolo ist auch nach Spielende die Freude ob der eigenen Leistung deutlich anzumerken. Foto: Eibner / Sascha Walther.
Mit einem dominanten 100:80 zum 2:1: Die MHP RIESEN Ludwigsburg zeigen im Heimspiel gegen Galatasaray EKMAS eine ihrer besten Saisonleistungen, trotzen Gegner und Atmosphäre, feiern den nächsten Erfolg und damit eine wichtige Wegmarke im Top-16 der Basketball Champions League. Einmal mehr wird Jayvon Graves zum Topscorer, der US-Amerikaner kommt auf 23 Zähler.
Nachdem diverse Sicherheitsvorkehrungen außerhalb und innerhalb des RIESEN-Wohnzimmers bereits im Vorfeld der Partie offenkundig waren, setzen die türkischen Fans direkt mit Spielbeginn ein Zeichen. Allerdings eher in sozial-empathischer, denn in frenetisch-stimmungsvoller Weise. Der zur Gänze gefüllte Auswärtsblock erinnerte an die (Todes)Opfer des schweren Erdbebens in der Türkei und Syrien, das exakt ein Jahr zuvor passierte. Istanbul und seine Fans sollten auf den Rängen akustisch das Geschehen bestimmen, Ludwigsburg streckte aber keinesfalls die sprichwörtlichen Waffen. In Abwesenheit des besten Distanzschützens im Kader – Deion Hammond setzte aus, Jeff Roberson rückte ins Aufgebot – waren es Yorman Polas Bartolo, Jayvon Graves und Desure Buie, die den Grundstein legten (11:6, 3. Spielminute). Aufbauend auf diesem waren die Hausherren, dank guter Arbeit unter den Brettern, einem doppelt treffsicheren Jaren Lewis und einer exzellent funktionierenden Formation nach zehn gespielten Minuten überraschend deutlich in Front (30:17, 10.).
Graves, der zum Topscorer avancierte, und Jonah Radebaugh, der ganzheitlich begeistert an alter Wirkungsstätte begrüßt wurde, lieferten sich direkt zu Beginn des zweiten Viertels die Szene des Spiels. Zunächst blockte der US-Amerikaner einen Radebaugh-Wurf spektakulär ans Brett, im daraus resultierenden Rebound klaute der Ex-RIESE Jonathan Bähre den Ball und verkürzte emotional-erfolgreich. Dennoch waren es nun eher die Nickelich- und Istanbuler Fahrlässigkeit, die nun das Geschehen zu Ludwigsburger Gunsten bestimmte (47:27). Einzig die beiden Big Men David McCormack (12 Punkte) und Sadik Kabaca (20 / 9 Rebounds) waren nicht unter Kontrolle zu bringen. Immerhin: Die Rebound-Statistik ging in Gänze (44:35) klar an die Barockstädter, was für eine Zehn-Punkte-Führung genügte, die Jaren Lewis per Tip-In-Buzzerbeater veredelte (52:42, 20.).
Kurze Zeit später waren es erneut die Schwaben, die den Offensivflow herstellten und sich dabei nur kurzzeitig von Bugrahan Tuncer und Samet Geyik, die beide aus der Distanz trafen, aus dem Konzept bringen ließen. Während Klemen Prelic mit seinem zweiten technischen Foul in die Katakomben der MHPArena musste und Yakup Sekizkök ebenfalls ein solches Foulspiel kassierte, blieben die Ludwigsburger konsequent und beinahe fehlerfrei. Teamdienlich ließen sie den Ball laufen und fanden, durchaus häufig, jenseits der 6,75-Meter-Linie einen freien Kollegen. Graves und Co. stellten auf 80:67, was beinahe die Vorentscheidung war.
Galatasaray kam, angefeuert von der lautstarken Kulisse nochmals heran, nachhaltig unter Druck konnten die Türken Ludwigsburg aber nicht mehr. Melson und Lewis, dessen Distanzwurf im Ring kreiste, ehe er den Weg durchs Netz fand, besorgten aus der 6,75-Meter-Distanz die Entscheidung, die einen merklichen Spannungsabfall nach sich zog. Die MHP RIESEN spielten minutenlang dem 100:80-Erfolg und der 2:1-Bilanz entgegen und feierten mit allen Gelb-Schwarzen. Istanbul sieht sich aufgrund der deutlichen Niederlage und des Top-16-Fehlstarts fortan unter erheblichem Zugzwang.
Auf mehrere Wochen mit internationalen oder nationalen, kilometerintensiven Reisen in die Fremde sind die MHP RIESEN Ludwigsburg in den kommenden Tagen nur (noch) in Baden-Württemberg unterwegs. Im Vorfeld der Länderspielpause gastieren die Gelb-Schwarzen am Samstag (10.02., 18:30 Uhr) zum Derby in Crailsheim. Vier Tage später folgt das A81-Duell gegen Würzburg (14.02., 20:00 Uhr).
Für Ludwigsburg spielten: Jayvon Graves 23 Punkte / 5 Rebounds, Silas Melson 18, Jaren Lewis 14, Desure Buie 12, Jeff Roberson 11 / 8, Yorman Polas Bartolo 8, Eddy Edigin 6 / 9, Jacob Patrick 3, Jonathan Bähre 2 / 5 und Michael Hughes II 2.
Für Istanbul spielten: David McCormack 14 Punkte / 9 Rebounds, Sadik Kabaca 12, Klemen Prepelic 11, Jonah Radebaugh 9, Dee Bost 8, Miralem Halilovic 8, Bugrahan Tuncer 7, Akwasi Yeboah 6, Samet Geyik 5 und Ismet Akpinar.
Yakup Sekizkök | Headcoach Galatasaray EKMAS | "Die Intensität war heute nicht vergleichbar. Wir haben von Ludwigsburg viel Energie erwartet und wussten, dass wir in eben dieser Art und Weise auf dem Parkett antworten müssen. Allerdings: Im kämpferischen Element dieses Spiels hat uns Ludwigsburg geschlagen – Rebounds, Fastbreaks und Physis. Darüber hinaus waren wir in der Halbfeld-Offensive, im Vergleich zum Fenerbahce-Spiel vor zwei Tagen, deutlich besser. Allerdings waren wir nicht in der Lage, die offenen Würfe hochprozentig zu treffen. 26,1 Prozent Drei-Punkt-Würfe sind viel zu wenig für uns. Wir haben nur drei dieser Würfe getroffen. Unser Gegner, Ludwigsburg, hat 15 Dreier mit guter Quote (42,9 3P%) getroffen, was den wesentlichen Unterschied im Ergebnis ausgemacht hat. Zudem waren die Freiwürfe entscheidend – Ludwigsburg war perfekt (19/19), wir waren es bei gleicher Anzahl nicht (14/19). Wir haben es geschafft, den Rückstand wieder auf acht, neun zu verkürzen, allerdings haben wir das Ergebnis kontrolliert. Wir haben offene Würfe nicht getroffen, den Rhythmus verloren und in der Defensive das Energielevel verloren. Das alles zusammen ist ein 20-Punkte-Unterschied." |
Josh King | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Mit Blick auf den heutigen Abend: Ich bin stolz auf die Spieler, die einen herausragenden Job gemacht haben, nah am Gameplan und konsequent geblieben sind – und glücklich für unseren Verein. Es ist in der Tat ein großer Sieg gegen einen großen Klub, der über viele Spieler mit großen Namen verfügt. Heute Abend haben wir das gemacht, was wir machen wollten. Mit Ausnahme einer kurzen Sequenz im zweiten und vierten Viertel, als wir defensiv nicht fokussiert genug waren, haben wir das Spiel über 40 Minuten hinweg kontrolliert. Das war schön zu sehen; daran können wir hoffentlich anknüpfen – am Samstag haben wir das nächste, sehr wichtige Spiel in Crailsheim." |