Unermüdlicher Einsatz, unglücklicher Ertrag: Yorman Polas Bartolo gibt, wie in dieser Szene, über 30 Minuten lang alles – kann sich am Ende aber nicht über das Ergebnis freuen. Foto: Gunnar Rübenach.
Die 18 Spiele andauernde Siegesserie der MHP RIESEN Ludwigsburg ist gerissen: Die Schwaben legten am Sonntagnachmittag in der Arena Ilshofen keine gute Leistung auf das Parkett und verloren gegen die HAKRO Merlins Crailsheim schlussendlich 58:68.
Vor dem dritten März-Auftritt blieb Headcoach John Patrick seiner Linie treu. Er rotierte auf einer Position. Jonah Radebaugh war Bestandteil des Aufgebots, welches in der Arena Hohenlohe auf Punktejagd ging. Für ihn setzte Barry Brown aus. An der gelb-schwarzen Startformation sollte diese Entscheidung aber nichts ändern. Auch dahingehend blieb sich Patrick treu: Zu Beginn standen Jordan Hulls, Jaleen Smith, Yorman Polas Bartolo, Tremmell Darden und Jonas Wohlfarth-Bottermann auf dem Parkett – und machten ihre Sache sehr gut. Der Sprungball wurde gewonnen (18), der erste Wurf getroffen (13), das erste Offensivfoul gezogen (1) und die Führung am defensiven Ende erarbeitet (0:6, 2. Spielminute). Dass dieser Vorsprung aber nicht gefestigt war, bewies Trae Bell-Haynes. Crailsheims Point Guard zog, obwohl seine Teamkameraden zuvor mehrere Blocks eingefangen hatten, unbeeindruckt in die Zone, sorgte für den Ausgleich (6:6) und die erste Patrick-Auszeit. Nach dieser standen unter anderem Jonah Radebaugh und Jamel McLean erstmals auf dem Parkett. Das Duo machte die ohnehin rassig verlaufende Partie noch ein Stückchen schneller, was mit der erneuten Führung belohnt wurde, die Hulls aus der Distanz besorgte. In der Folge waren die HAKRO Merlins weiterhin auf Augenhöhe, agierten extrem energisch. Bis Viertelende blieb der Vorsprung aber in Ludwigsburger Hand (14:18, 10.).
Während die defensive Arbeit im ersten Spielabschnitt gut, das Rebound-Verhalten aber verbesserungswürdig war, glich sich das Ganze ab der elften Minute an. Die Defensive war schwächer, das Rebound-Verhalten besser – und das Spiel aber nicht mehr ausgeglichen. Denn: Am offensiven Ende funktionierte es nun kaum noch. Minutenlang blieben die Schwaben ohne Korberfolg. Bei den Hausherren lief derweil Maurice Stuckey heiß, was zum erhöhten Rückstand führte (27:20). Dieser sollte weiterwachsen. Während die MHP RIESEN im Angriff viele Würfe liegenließen, waren die HAKRO Merlins schlichtweg effizienter, sodass der Ludwigsburger Rückstand zweistellig wurde (35:24, 19.). Bis zur Halbzeit waren es gar 14 Zähler Differenz (40:26, 20.).
Nach dem Gang in die Kabinen war die schwäbische Vorstellung nach wie vor fehleranfällig, nun aber ertragreicher. Angeführt von Hulls und Wohlfarth-Bottermann kamen die RIESEN zu Zählbarem, insgesamt stand die Defensive nun verbessert. Das Geschehen bewegte sich auf, im Vergleich, beidseitig niedrigerem Niveau. Kämpferisch war es derweil exzellent und eines Derbys würdig. Doch der Einsatz änderte wenig am Ertrag. Dieser stimmte bei Hausherren, bei den Gästen war er derweil sehr dürftig. Die Barockstädter erwischten durch die Bank weg einen gebrauchten Tag mitsamt ausbaufähiger Wurfquote von lediglich 29% (55:40, 30.).
Die Partie war vor dem Schlussabschnitt aber noch nicht verloren – dies bewiesen die MHP RIESEN. Ballbesitz für Ballbesitz ließen sie ihr Herz auf dem Parkett, verteidigten mit maximaler Leidenschaft und kamen auch offensiv endlich wieder zu Entlastung. Sie sollten ihre besten Aktionen ab der 31. Spielminute haben: Hulls und Lukas Herzog sorgten für die Zehn-Punkte-Differenz (58:48, 34.). An dieser knabberte Stuckey mit einem Distanztreffer zwar, die Crunchtime war ihres Namens aber würdig: Smith sorgte auf der 6,75-Entfernung für die Stimmungserhellung in Gelb-Schwarz und die Wut in Blau-Schwarz, die Iisalo an der Seitenlinie zu kanalisieren zu versuchte (61:53, 35.). Es sollte nur bedingt gelingen: Radosavljevic kassierte sein fünftes Foul, Ludwigsburg blieb weiterhin am Drücker.
Doch so gut die Offensive nun endlich war, es reichte nicht. Mehrere defensive Fehler – der an sich konzentriert spielende Herzog ließ Elias Lasisi zum unbedrängten Wurf kommen, Rodriguez foulte Bell-Haynes beim Dreipunktversuch – verhinderten einen endgültigen Turnaround. Die Ludwigsburger schafften den Umschwung nicht mehr und kassierten erstmals seit 112 Tagen eine Niederlage. Sie verloren das Spiel 58:68 und den direkten Vergleich mit einem Zähler Differenz.
Im Anschluss an das Schwaben-Hohenlohe-Derby verbleiben die Schwaben, trotz des gebrauchten Sonntages, auf dem ersten Tabellenplatz. Auf diesem stehend reisen sie am kommenden Wochenende erneut zum Derby in die (nahe) Ferne: Am Samstag (20. März, 20:30 Uhr) gastieren die Gelb-Schwarzen in Ulm.
Für Crailsheim spielten: Maurice Stuckey 17 Punkte, Trae Bell-Haynes 15 / 7 Rebounds / 8 Assists, Bogdan Radosavljevic 9, Elias Lasisi 7, Haywood Highsmith 7 / 6, Nimrod Hilliard IV 5, Jamuni McNeace 4, Fabian Bleck 2 / 10 und Jeremy Jones 2.
Für Ludwigsburg spielten: Jordan Hulls 17 Punkte, Jaleen Smith 10 / 5 Rebounds, Yorman Polas Bartolo 9 / 8, Desi Rodriguez 6, Tremmell Darden 5, Jamel McLean 4, Lukas Herzog 3, Jonah Radebaugh 2, Jonas Wohlfarth-Bottermann 2 und Johannes Patrick.
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Nach 18 Siegen in Serie können wir das Spiel heute einen Wake-Up-Call nennen. Der Ball hat sich bei uns nicht gut bewegt. Leider haben wir auch viele offene Würfe nicht getroffen. In der zweiten Halbzeit haben wir viel besser verteidigt, aber offensiv lief es weiter nicht rund. In den letzten vier Minuten hatten wir kurz nochmals die Chance, aber die Würfe fielen nicht. Crailsheim war frisch und hat nicht gespielt unter der Woche. Gratulation an Tuomas und die Crailsheimer Mannschaft, sie haben gekämpft und verdient gewonnen." |
Tuomas Iisalo | Headcoach HAKRO Merlins Crailsheim | "Glückwunsch an die Jungs. Unglaubliche Leistung in der Defense. 58 Punkte gegen den Tabellenführer, der auch 22 Offensivrebounds holte, zuzulassen war eine schwere Aufgabe, die für uns und unsere Einstellung spricht. Zu sehen, dass sich die harte Arbeit auszahlt, ist für jeden belohnend. Das war heute der Schlüssel zum Erfolg." |