Jaleen Smith sitzt in Göttingen keine Sekunde auf der Bank: Der RIESEN-Kapitän (und easyCredit BBL-Minutenkönig) spielt die vollen 40 Minuten durch und markiert in diesen 15 Punkte, 9 Assists, 3 Rebounds und 2 Steals. Foto: Matthias Klar.
Die MHP RIESEN Ludwigsburg kehren zum dritten Mal in der Saison siegreich aus Niedersachsen zurück. Die Schwaben gewinnen ihr Auswärtsspiel bei der BG Göttingen 90:81 und feiern den 25. Sieg im 27. Spiel. Dieser ist gleichbedeutend mit der Siegesbilanz der Saison 2006/2007 und der damit einhergehenden (bisher) zweitbesten Hauptrunde der Klubhistorie.
Vier Tage nach dem 93:74-Heimsieg gegen den SYNTAINCIS MBC starteten die Barockstädter in Göttingen gut gelaunt in den 26. Spieltag: Jamel McLean sang bereits während des Warm-Ups, sehr zur Freude seiner Teamkameraden, einige Songs der Arena-Playlist mit, Nico Santana Mojica rückte für den angeschlagenen Jacob Patrick ins Aufgebot und Barry Brown sorgte von der Bank bereits vor Spielbeginn akustisch für den nötigen Fokus, sodass die Gäste – nur folgerichtig – den erhofft konzentrierten Start auf das Parkett. Allen voran Jordan Hulls sorgte in der Sparkassen-Arena dafür, dass die Würfe nicht nur gut herausgespielt, sondern auch verwandelt wurden. Tremmell Darden und Barry Brown ergänzten diese Aktionen durch je einen Lay-Up und Pull-Up-Shot (3:9, 5. Spielminute). In der Folge waren es jedoch die Hausherren, die offensiv aufdrehten: Aus dem Teamverbund heraus kamen sie auf einen 7:0-Lauf, den Aubrey Dawkins mit dem Führungswechsel (10:9) und John Patrick mit einer Auszeit „belohnten“. Aus dieser kamen die Schwaben allerdings nicht besonders konzentriert: Sie erlaubten den Göttingern weitere Zähler – für die vor allem Rihards Lomasz und Tai Odiase weiterhin die Verantwortung trugen (17:13). Das Guard-Big-Man-Duo drückte dem Spiel an beiden Seiten des Parketts seinen Stempel auf. Die Ludwigsburger waren derweil nicht konsequent genug und belohnten sich nicht für ihren Einsatz. Zu allem Überfluss verwandelte Deishuan Booker zum Viertelende auch noch einen Buzzerbeater-Versuch (24:20, 10.).
Angeführt von Desi Rodriguez und Oscar da Silva starteten die Gäste ein Stückchen konzentrierter ins zweite Viertel. Die Niedersachsen waren jedoch wacher und auf den Guard-Positionen griffiger: Lomasz und Booker leiteten die Ihren gut an – Jaleen Smith erwischte aber ebenfalls einen guten Tag. Der US-Amerikaner spielte in den ersten 12 Spielminuten sechs Assists, klaute zweifach den Ball und ließ dann sechs Zähler zum Führungswechsel folgen (29:32), den Jamel McLean mit einem Fastbreak-Dunk veredelte. Die RIESEN stellten gar zwischenzeitlich auf +7, doch dies sollte vorerst der höchste Vorsprung bleiben. Booker und Lomasz punkteten erneut doppelt aus der Ferndistanz und gestalteten das Geschehen eng (37:38, 16.). Erst im Anschluss an eine weitere Ansprache am Seitenrand agierten die Ludwigsburger exzellent. Sie blieben konzentriert und ließen sich auch von den Göttinger Nickligkeiten nicht aus dem Tritt bringen. Ludwigsburg blieb, trotz gut aufgelegter Hausherren, am Drücker. Der Tabellenführer spielte bis zum Gang in die Kabinen 13, teils sehenswerte, Assists, markierten im zweiten Spielabschnitt 30 Zähler und verdiente sich dadurch den Vorsprung (40:50, 20.). Ein Makel der ersten zwanzig Minuten: das deutlich verlorene Rebound-Duell (21:14).
Nach der 15-minütigen Unterbrechung präsentierten sich die Hausherren wie im ersten Spielabschnitt: energisch. Wie schon zum Beginn des Spiels haderten die Ludwigsburger aber nur kurzzeitig mit der Einstellung der Niedersachsen. Anders als in Halbzeit setzten nun Nelson Weidemann und Luke Nelson die Akzente – zum Führungswechsel kam es jedoch noch nicht. Die MHP RIESEN blieben konzentriert, fanden immer wieder Gelegenheiten, die sie zu nutzen wussten (52:59). Erst zum Viertelende mussten sie den fortwährenden Nadelstichen der Göttinger Tribut zollen: Odiase drehte auf, der 40 Minuten durchspielende Smith setzte einen Wurf auf den Ring – und die Hausherren kamen zum Ausgleich (62:62, 28. / 66:66, 30.).
Während eine ausgeglichene Partie auf des Messer Schneide stand, musste Moors bereits zum Beginn des Schlussabschnitts die Halle verlassen: Der Belgier kassierte zwei technische Fouls binnen einer Sequenz. Harper Kamp hatte Barry Brown beim Fastbreak gefoult, was dieser an der Freiwurflinie zu nutzen wusste (66:69) und die Göttinger noch mehr zur Raserei brachte. Generell blieben die MHP RIESEN aber auf der Höhe: Sie verteidigten stark, sodass die Niedersachsen minutenlang ohne Treffer aus dem Feld blieben. In der Zwischenzeit sorgten Darden und Smith, unterbrochen durch eine Göttinger Auszeit, von jenseits der 6,75-Meter-Linie für Zählbares und die Zehn-Punkte-Führung (71:81, 34.). Dass die Partie noch nicht entschieden war, dafür sorgte Odiase: Der Veilchen-Center blieb ein unentwegter Aktivposten und nahm die Verantwortung auf seine breiten Schultern (75:81). Doch nach der letzten Patrick-Ansprache der Partie brach sich die Crunchtime dann endgültig Bahn: Die Hausherren agierten zur richtigen Zeit auf Augenhöhe – hatten aber Polas Bartolo im entscheidenden Moment nicht auf der Agenda. Der 35-Jährige sorgte aus der Ferndistanz für die Entscheidung (79:86, 39.). Glücklich und erschöpft feierten die Ludwigsburger den 90:81-Auswärtssieg, den Darden als Topscorer, Smith und Hulls mit Allround-Performances und da Silva mit seinem bis dato bestes Spiel im RIESEN-Trikot veredelten.
Nach dem siegreichen Abschluss der nächsten „englischen Woche“ haben die Ludwigsburger nun, erstmals seit einigen Wochen, wieder sechs Tage spielfrei. Weiter geht’s dann erneut mit einem Doppelschlag: Am kommenden Sonntag (11. April 2021, Tip-Off 15:00 Uhr) gastieren die FRAPORT SKYLINERS in der MHPArena, zwei Tage (13. April 20210, Tip-Off 20:30 Uhr) später reisen die Schwaben zu den Basketball Löwen Braunschweig.
Für Göttingen spielten: Rihards Lomasz 21 Punkte / 5 Assists, Tai Odiase 20 / 11 Rebounds, Deishuan Booker 12, Luke Nelson 10, Mathis Mönninghoff 5 / 7, Harper Kamp 5 / 7, Nelson Weidemann 5.
Für Ludwigsburg spielten: Tremmell Darden 21 Punkte / 6 Rebounds, Jaleen Smith 15 / 3 / 9 Assists, Oscar da Silva 10, Barry Brown 9, Jordan Hulls 8 / 6 / 6, Jamel McLean 8 / 5, Yorman Polas Bartolo 7, Desi Rodriguez 7, Lukas Herzog 3 und Jonas Wohlfarth-Bottermann 2.
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg | "Ich bin sehr froh, dass wir dieses schwierige Auswärtsspiel gewonnen haben. Göttingen war gut vorbereitet und hat uns besonders in den ersten zehn Minuten Probleme bereitet. Wir hatten Probleme Rihards Lomasz zu kontrollieren. In der zweiten Hälfte gab es auch solche Probleme mit Tai Odiase. Ich bin sehr froh, dass wir diesen wichtigen Sieg feiern konnten. Es war heute so etwas wie die Coming-Out-Party für Oscar da Silva. In Europa wird ein ganz anderer Basketball als in Stanford, als in Profi-Teams gespielt und nach drei Wochen gewöhnt er sich nach und nach an den europäischen Profi-Basketball. Er hat uns heute viele gute Minuten gegeben, hatten einen Plus-Minus-Wert von +18. Schlussendlich treffen wir am Ende die Big Shots. Jaleen Smith hat 40 Minuten durchgespielt und war sehr solide." |
Roel Moors | Headcoach BG Göttingen | "Ich bin natürlich frustriert, dass ich dem Team im vierten Viertel nicht helfen konnte. Trotzdem finde ich, dass wir wirklich auf einem guten Weg sind. Wir machen gute Fortschritte. Wir haben heute mit einem guten Team, das erst zwei Spiele verloren hat, sehr gut mitgehalten. Wir hatten definitiv unsere Chancen, leider sind einige Sachen am Ende nicht zu unserem Vorteil ausgegangen." |