Rückschlag in Stettin

Category News Date 2023-12-06 King Szczecin vs. MHP RIESEN Ludwigsburg 80:60

Den Ball und das defensive Ende des Parketts temporär im Griff, das Spiel aber selten bis nie – Deion Hammond und Ludwigsburg unterliegen Stettin.  Foto: Krzystof Cichomski.

Die Verwandlung des Matchballs in der Basketball Champions League in Richtung Play-In-Qualifikation misslingt. Ludwigsburg kassiert bei King Wilki Morskie Szczecin eine 60:80-Niederlage und damit auch den direkten Vergleich. Vor dem abschließenden Gruppenphasen-Spieltag (20.12. vs. Athen) rangieren die Schwaben demnach auf dem dritten Platz.

Die gute Nachricht gab’s für Headcoach Josh King (lediglich) vor Spielbeginn: Jayvon Graves, Jonathan Bähre und Nico Santana Mojica, die allesamt krankheitsbedingt am Samstag kürzer treten oder aufgrund der ProB-Doppelbelastung passen mussten, rückten allesamt zurück ins Aufgebot – Graves nahm direkt auch „seinen“ Platz in der Startformation wieder ein.

Nach kräftezehrenden Wochen und sechs Auswärtspartien binnen 24 Tagen erwischten die MHP RIESEN Ludwigsburg aber einen schwachen Start. Von Beginn an setzte Stettin die Akzente. Wie schon im ersten Duell startete der polnische Meister herausragend, was Morris Udeze, Przemyslaw Zolnierewicz und Andrzej Mazurczak direkt in Zählbares ummünzten (6:0 / 9:2, 4. Spielminut). Während Center Udeze und Point Guard Mazurczak der Partie ihren Stempel aufdrückten, fand bei den schwäbischen Gästen kaum ein Wurf den erhofften Weg durch das Netz. Kapitän Yorman Polas Bartolo traf zwar doppelt auf der Distanz, trotz zahlreichen Adaptionsversuchen waren die Ludwigsburger aber verdientermaßen im zweistelligen Rückstand (22:12, 10.).

Obwohl die Viertelpause den Gästen demnach gelegen kam, machten sich eher die Hausherren die Zusatzansprache zu Nutze: Angeführt von Udeze machte Stettin das Spiel und Ludwigsburg das Leben schwer. Der Center war nicht zu stoppen und half dabei, dass sowohl das Rebound-Duell (50:35) als auch das Punkten in der Zone (42:18) über die kompletten 40 Minuten klar an die Stettiner ging. Zwischenzeitlich bremsten fünf konsekutive Graves-Zähler, ein Distanztreffer von Jaren Lewis und eine King-Auszeit zwar den Lauf, nachhaltig waren die Gastgeber aber nicht zu stoppen (42:26, 20.)

(Nur) eine bessere Verteidigung

Mit einer offensiv etwas besseren Wurfquote und einem defensiv weitaus besseren Zugriff auf die Partie kamen die Gelb-Schwarzen aus der Kabine – und verkürzten das entstandene Defizit deutlich. Allen voran Jacob Patrick war in dieser Phase der Partie nicht zu stoppen. Der Nationalspieler setzte exzellente Nadelstiche und tat es Desure Buie und Lewis gleich, die zuvor bereits für Initialzündungen gesorgt hatten. Doch obwohl das Defizit nun im einstelligen Bereich war und beim Stand von 50:43 von Silas Melson aus der Ferndistanz zum Viertelende noch auf -4 hätte gedrückt werden können, war Stettin zur Unzeit wieder am Drücker – in den noch verbliebenen Sekunden netzte Mazurczak seinerseits von Downtown ein und brachte Stettin auf die Siegerstraße (53:43, 30.).

Denn während die Schwaben im dritten Viertel noch mindestens auf Augenhöhe agiert hatten, waren die Westpommern ab der 31. Minute wieder tonangebend. Punkt um Punkt und Angriff um Angriff zogen sie davon und konsolidierten ihren Vorsprung im Minutentakt. Ludwigsburg steckte in der Schlussphase zwar keinesfalls auf, war an diesem Abend aber nicht mehr in der Lage, um das Blatt zu wenden. Das Gegenteil war der Fall: die 60:80-Niederlage ist die höchste Pleite im Saisonverlauf und hat das Abrutschen auf den dritten Tabellenplatz in Gruppe D zur Folge.

Zuerst Pause, dann Showdown

Aufgrund der griechischen Dominanz und der Ausgeglichenheit der drei weiteren Teams – Ludwigsburg, Stettin, Sassari – kommt es am abschließenden BCL-Spieltag nun zum Showdown um die beiden Play-In-Plätze. Hierbei haben die MHP RIESEN mit einem eigenen Sieg gegen Athen weiterhin alle Trümpfe – für den dritten Platz – in der Hand. Gleichzeitig geht der Blick auf das Duell zwischen Sassari und Stettin. Sollten alle Klubs am Ende die gleiche (2:4-)Bilanz aufweisen, käme es zum Dreifach-Vergleich. Nach aktuellem Stand liegt Stettin (2:1 | Korbdifferenz +24) dahingehend vor Ludwigsburg (2:2 | -9) und Sassari (1:2 | -15).

Bevor es soweit ist, kehren alle Klubs allerdings erst einmal in den nationalen Spielbetrieb zurück. Die MHP RIESEN Ludwigsburg haben am kommenden Wochenende, aufgrund der verpassten Qualifikation für das Viertelfinale des BBL Pokals, spielfrei – und können Kraft tanken. Weiter geht’s am 17.12. mit einem Heimspiel gegen Weißenfels.

Stats

Für Stettin spielten: Andrzej Mazurczak 19 Punkte / 5 Rebounds / 6 Assists, Morris Udeze 18 / 8, Zac Cuthbertson 10 / 10, Michal Nowakowski 8, Przemyslaw Zolnierewicz 6, Kacper Borowski 6, Filip Matczak 6, Tony Meier 5, Avery Woodson 2, Maciej Zmudzki 2 und Artur Labinowicz.

Für Ludwigsburg spielten: Yorman Polas Bartolo 14 Punkte / 8 Rebounds, Desure Buie 11, Jayvon Graves 10 / 5 Assists, Jaren Lewis 7, Eddy Edigin 6, Jacob Patrick 6, Deion Hammond 3, Elijah Childs 3, Silas Melson und Johannes Patrick.

Statements

Josh King | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg
"Es gibt zahlreiche Dinge, die heute schiefgelaufen sind. Nach dem gestrigen Spiel von AEK [BETSSON BC] ging’s ab heute für beide Mannschaften um den zweiten Platz. Ich denke, dass Stettin zu Beginn des Spiels das physischere und dominantere Team war – sie waren in der Lage, sich eine große Führung zu erspielen, haben mit 16 Punkten Differenz zur Halbzeit geführt. Ich denke, dass wir im dritten Viertel einen guten Job im Sinne einer Rückkehr ins Spiel gemacht haben. Wir haben den Rückstand auf sieben Zähler verkürzt und sogar noch die realistische Chance auf mehr gehabt. Im dritten Spielabschnitt haben wir Stettin bei 11 Zählern gehalten und unser Spieltempo gespielt. […] Stettin hat heute den Stil der Partie bestimmt, das hatten wir zu vermeiden versucht. Wir ziehen unseren Stolz aus einer physischen und aggressiven Spielweise – heute waren wir in dieser Hinsicht unterlegen und Stettin klar besser. […] Dies und der Fakt, dass wir nur 27% aus dem Feld getroffen haben, machen es in der BCL unmöglich ein Spiel zu gewinnen. Wir müssen besser als heute sein, wir werden besser als heute sein – und dann schauen wir, was in dieser Gruppe noch passiert."
Arkadiusz Miloszewski | Headcoach King Wilki Morskie Szczecin
"Schlussendlich war das heute ein deutlicher Sieg. Wir haben aufgrund unserer Defensive gewonnen! Sowohl Ludwigsburg als auch wir spielen physisch. Immer. Der Unterschied zwischen der BCL und der polnischen Liga ist, dass die Schiedsrichter auf internationalem Parkett eine physischere Gangart tolerieren – wie wir heute gesehen haben. Das ist gut und ich bin keinesfalls dagegen. Die Schiedsrichter haben heute viel laufen gelassen und wir haben uns adaptiert […] Von Anfang an haben wir die Physis und unseren Vorteil unterm Korb, vor allem im Low-Post, ausgespielt. Ludwigsburg ist ein gutes Team mit einem guten Coach. Wir wussten, dass sie in der Halbzeitpause Anpassungen vornehmen würden. Wir hatten auf das Doppeln von ihnen keine Antworten. Dennoch: Verteidigung, Verteidigung und Verteidigung haben uns heute den Sieg gebracht. Das Wichtigste: Wir haben am Ende für die Punktedifferenz gekämpft, da wir die Situation in der Gruppe natürlich auch kennen. Wir wollten nicht so hoch wie Ludwigsburg im Hinspiel gewinnen, sondern so hoch wie irgendwie möglich. Ich bin glücklich, dass wir mit 20 Punkten Unterschied gewonnen haben."