Saison-Ende mit Standing Ovations

Category News Date 2024-05-24 MHP RIESEN Ludwigsburg vs. FC Bayern Basketball 69:76

Fans und Mannschaft als verschworene Einheit: Ludwigsburg feiert nach Spielschluss – natürlich nicht das singuläre Ergebnis, sondern die doppelten Viertelfinal-Playoffs und ein bis zum Umfallen kämpfendes Team. Foto: Eibner / Dennis Duddek.  

Die Spielzeit der MHP RIESEN Ludwigsburg ist beendet. Im zweiten Viertelfinal-Heimspiel kassieren die Schwaben, nach aufopferungsvoller Leistung und einer weiteren Partie auf Augenhöhe, gegen den FC Bayern Basketball eine 69:76-Niederlage. Die Playoff-Serie endet vor den Augen von 3.452 Fans damit aus gelb-schwarzer Sicht 1:3. Nach Spielende gibt’s stehende Ovationen für das Team von Josh King und am Sonntag (17:00 Uhr) eine gemeinsame Abschlussfeier.

Unmittelbar vor Spielbeginn gab die Fantribüne den Klassiker ‚Zieht den Bayern die Lederhosen aus‘ zum besten, ab dem Sprungball ließen die Ludwigsburger auch auf dem Parkett den gesungenen Worten Taten folgen und mobilisierten fortwährend und allumfassend alle verfügbaren Kraftreserven. Die anfängliche Intensität wurde garniert mit beidseitig hochklassiger Defensive, die aber eher die Münchner als die Schwaben durchbrachen (2:6, 5. Spielminute). In einer etwas hektisch geführten Anfangsphase war es erst Deion Hammond, der unmittelbar nach seiner Einwechslung aus der Distanz den Bann brach. Der US-Amerikaner musste aufgrund zweier aufeinanderfolgender Foulspiele aber etwas kürzertreten. An seiner statt wusste Jacob Patrick auf Ludwigsburger Seite zu gefallen, der ebenfalls unmittelbar nachdem er aufs Spielfeld kam, aus der 6,75-Meter-Distanz einnetzte. Parallel taten Niels Giffey, Devin Booker und Vladimir Lucic allerdings ebenfalls, sodass die bayerische Führung konstant blieb (11:17, 10.).

Im zweiten Abschnitt benötigte die Partie dann keinerlei Anlaufphase mehr: Patrick, Yorman Polas Bartolo und Co. erhöhten den Druck in der Verteidigung, kamen zu mehr Zählbarem und einfacheren Fastbreak-Abschlüssen. Doch auch hier waren es die Münchner, die im Angriff unter anderem durch Leandro Bolmaro zu Gefallen wussten (15:22 / 21:30). Erst nach einer Auszeit von Josh King gab’s eine aus RIESEN-Sicht bessere Balance im Spiel: Eddy Edigin versenkte Freiwürfe und Polas Bartolo von Downtown, sodass es nun Pablo Laso war, der Gesprächsbedarf anmeldete (28:32). Doch das Geschehen blieb nun maximal intensiv und der Spielstand weitestgehend ausgeglichen. Beidseitig gab’s gelungene Aktionen an beiden Enden des Parketts, Blocks, Dreier und etwas Stückwerk – Offensivfoul Carsen Edwards, verpasster Buzzerbeater Jeff Roberson – und damit eine offene Partie, die den Serienausgleich realistisch werden ließ, beim Gang in die Kabinen.

Eddy Edigin dominiert die Zone

Nach dem Seitenwechsel waren auf beiden Seiten zunächst weitere Distanztreffer durch Serge Ibaka und Silas Melson auf der Agenda, ehe die Zeit zweier Akteure begann. Edwards und Edigin schulterten ihre Farben im Alleingang. Der Ludwigsburger Center machte bei seinem 118. Einsatz in der Beletage des deutschen Basketballs sein bisher bestes Spiel, markierte ein phänomenales Double-Double (15 Punkte / 14 Rebounds) samt guter Wurfquoten (50 FG%) und drei Blocks, verankerte die RIESEN-Verteidigung und veranschaulichte sein Fähigkeiten-Spektrum gegen die beste Big-Men-Riege der Liga (42:45, 24.). Edwards stand dem Gezeigten in nichts nach: Der quirlige Guard, der bereits in den ersten drei Partien Münchens bester Spieler war, warf und traf sich in einen Rausch, scorte aus beinahe allen Lagen und hielt, gemeinsam mit Elias Harris, den FC Bayern Basketball in Front. Trotz herausragender Leistung des RIESEN-Teams, tobender Kulisse und emotionalen Entscheidungen – unter anderem ein technisches Foul gegen King und eines gegen Edwards – kippte die Partie nicht und war aufgrund des Standes auch noch lange nicht entschiede (57:61, 30.).

Viel eher wurde die Intensität nochmals, auch wenn kaum vorstellbar, erhöht und die Wende schien, nach dem vierten Foul von Giffey, einem Dreier von Jayvon Graves und einem Edigin-Dunk erneut möglich (60:66 / 65:69 / 67:69). Doch ebendiese blieb aus: Ludwigsburg traf im Angriff gut herausgespielte Würfe zu selten und zunehmend seltener, war in der Verteidigung erschöpfungsbedingt nun etwas nachlässiger. Während sich beide Mannschaften und alle Faktoren weitestgehend egalisierten, machte ein Mann in der Crunchtime den Unterschied: Carsen Edwards traf die schwierigsten Würfe hochprozentig und verringerte die RIESEN-Chancen Punkt für Punkt. Ludwigsburg gingen Kraft und Zeit respektive Zeit und Kraft aus, sodass der FCBB am Ende zwar nicht das physischere oder leidenschaftlichere Team aufs Parkett schickte, schon aber das siegreiche samt besten Inidvidualakteur.

Obwohl die Saison durch die 69:76-Niederlage ebenso wie Viertelfinal-Serie (1:3) vorzeitig endete, gab’s nach Spielende kaum dauerhaft frustrierte Gesichter. Viel eher stand der Stolz über ein mehrtägiges Aufeinandertreffen auf Augenhöhe mit dem Top-Favoriten und die Freude über das Erreichte im Mittelpunkt – Mannschaft und Fans feierten, siehe Titelbild, gemeinsam eine etwas wilde und sicherlich erfolgreiche Zeit; mit Headcoach King an der Seite von Pirates-Lead-Trommler Vincenzo D’Amico in Reihe eins der Feierlichkeiten und stehenden Ovationen in der gesamten MHPArena. Nochmals ausführlicher, persönlicher und gemeinschaftlicher wird’s dann am Sonntag – bei der Saison-Abschluss-Feier in der Rundsporthalle. Los geht’s um 17:00 Uhr, Einlass ist ab 16:30 Uhr.

Stats

Für Ludwigsburg spielten: Eddy Edigin 15 Punkte / 14 Rebounds, Yorman Polas Bartolo 13, Jayvon Graves 8, Desure Buie 7 / 7 Assists, Jaren Lewis 7, Jacob Patrick, Jonathan Bähre 4 / 7, Jeff Roberson 4, Deion Hammond 3 und Silas Melson 3.

Für München spielten: Carsen Edwards 22 Punkte, Devin Booker 13 / 8 Rebounds, Elias Harris 8, Leandro Bolmaro 7, Vladimir Lucic 7 / 8, Serge Ibaka 7 / 6, Andreas Obst 5, Niels Giffey, Isaac Bonga 3 / 9.

Statements

Pablo Laso | Headcoach FC Bayern Basketball
"Glückwunsch an meine Spieler – zum heutigen Sieg und dem Gewinn der Serie. Wir wussten, dass es sehr schwer werden würde, da Ludwigsburg an beiden Enden des Parketts sehr aggressiv spielt. Da wir [Sylvain] Francisco in der ersten Partie [verletzungsbedingt] verloren haben und Nick Weiler-Babb nicht zum Einsatz kommen konnte, waren wir auf dieser Position sehr knapp besetzt. Da haben sie [Ludwigsburg] viel Druck gemacht und uns vor große Probleme gestellt. Aber wir haben nach dem ersten Spiel verstanden, dass wir solide Defensive spielen müssen. Dies hat uns, für mein Empfinden, den Sieg gebracht. Im Fernseh-Interview [bei Dyn] haben sie mich gerade nach Carsen Edwards gefragt, der wichtige Würfe getroffen hat. Er ist clutch. Aber Du kannst solche Würfe nur treffen, wenn Du in der Defensive gut bist und für mich hat das ganze Team dahingehend einen großartigen Job gemacht, ist zusammengeblieben und war defensiv in den drei Partien, die wir gewonnen haben, sehr gut. Und Ludwigsburg zu bezwingen, ist schwierig. Sie sind sehr aggressiv, laufen und rennen, kreieren gut aus dem Pick-n-Roll, haben gute Schützen, aber in der Verteidigung haben wir sie gestoppt. Dies war der Weg, um Siege zu finden und die Serie zu holen. Ich bin glücklich über den Sieg. Glückwunsch an den Coach [Josh King]. Er hat im gesamten Jahr einen guten Job gemacht. Für uns: Wir müssen das jetzt alles schnell vergessen und dann ans Halbfinale denken… Morgen!"
 Josh King | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg
"Glückwunsch an den Coach [Pablo Laso] und sein Team, sehr verdient. Ich habe gerade in der Kabine darüber gesprochen: Wir haben in dieser Serie einen exzellenten Job gemacht, hatten in der gesamten Serie unsere Chancen. Ein gewisses Lob auch an München – wie er [Pablo Laso] gerade sagte – für die Defensive. Aber wenn der Wurf das eine oder andere Mal reinfällt, wird das vielleicht ein anderes Ergebnis. So ist aber eben. Im Hinblick auf dieses Spiel im Speziellen ist uns ein wenig die Kraft ausgegangen. Allein wenn ich auf einen Spieler wie Silas [Melson] schaue; er hatte gute Gelegenheiten, hat aber nur einen seiner neun Würfe getroffen. Desure [Buie] zwei von elf. Wir stützen uns sehr auf diese Jungs und konnten uns das ganze Jahr, ebenso wie in dieser Serie, auf sie verlassen. Ich bin wirklich stolz auf diese Spieler, auf den Kampf, das Herz und den Einsatz, den sie gezeigt haben. Am Ende des Jahres zusammenzukommen und eine solche Serie gegen München zu spielen, macht mich wirklich sehr stolz."